Kate Tempest: The Book of Traps and Lessons (American Recordings/Fiction)
Kate Tempests erste zwei Alben – das 2014 erschienene Everybody Down und Let Them Eat Chaos aus dem Jahre 2016 - fesselnd und beeindruckend genug waren, um jeweils für den Mercury Prize nominiert zu werden, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihre disharmonischen Post-Dubsteep-Klanglandschaften mitunter die Kraft ihrer Texte verdeckten. Für ihr drittes Album tat sich Tempest mit dem legendären Produzenten Rick Rubin zusammen – und das Resultat ist eine Offenbarung. Rubin hat die Beats und prominenten Basslinien, die ihre bisherigen Werke definierten, weitgehend entfernt und die Songs auf das Wesentlichste reduziert. Nun dominieren Mollakkorde, sanftes Klavier und düstere Streicher ( und auf „I Trap You“, etwas, das eine Freiluftaufnahme eines altmodischen Vergnügungsparks sein könnte). Wenn dann nach sechs Songs „Too Late“ nur noch aus gesprochenen Worten besteht, fällt das Fehlen musikalischer Begleitung kaum noch auf.
Textlich und thematisch hat sie sich ebenfalls weiterentwickelt. Während sie zuvor anhand verschiedener Charaktere die Hoffnungen und Ängste der Menschen in Großbritannien in Zeiten des Zwangs zum Sparen schilderte, ist The Book of Traps... zugleich persönlicher und optimistischer. Besonders auf „I Trap You“ thematisiert sie die nur selten angesprochene giftige Beziehung zwischen Liebe und Macht, und natürlich liegt der Brexit wie eine Wolke aus Blei über den meisten Tracks. Doch inmitten der Trostlosigkeit blitzen ausgleichend immer wieder positive Gedanken auf, vor allem in „People’s Faces“, das uns in fünf erhebenden Minuten von der Klage, dass “my country’s coming apart”, zu der Beobachtung, dass “there is so much peace to be found in people’s faces”, führt. Es ist ein berührender Abschluss eines durchwegs zum Nachdenken anregenden Albums.
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