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Mark Ronson: Late Night Feelings (Albumkritik)


Mark Ronson


Mark Ronson: Late Night Feelings (Columbia)



Vor nicht allzu langer Zeit beklagte Mark Ronson sich in einem Interview für den britischen Guardian über den Zustand des modernen Pop und meinte unter anderem, dass die meisten Songs derzeit so produziert würden, dass sie “as loud as possible coming out of an iPhone” klingen. Deshalb überrascht es wahrlich nicht, dass sein eigenes neues Album wie ein Pop-Album aus früheren Zeiten wirkt, aufgebaut und um einige wirklich exzellente Singles, zwischen denen sich immer wieder ziemlich lieblos gemachte Füller finden.

Die beiden ersten Singles verdienen wirklich alles Lob, das ihnen zuteil wird: „Nothing Breaks Like a Heart“ führt die Liste der “sad bangers” des Albums an, die die Leute auf dem Dancefloor zu Tränen rühren sollen: dieses erste Highlight ist eine meisterhaft produzierte Schimäre von „Jolene“ und Fleetwood Macs „Big Love“. Der Titeltrack mit seinem Scandi-Disco-Shuffle und federleichtem Gesang von Lykke Li beweist, dass Ronson auch ein Meister der „middle eight“ ist – hier wird der Song extrem verlangsamt, ehe er nahtlos und geradezu magisch wider schneller wird, eine Ausschmückung, die gegen die ständig laute Produktion, die er so hasst, aufbegehrt. Dass dieser Song über Platz 30 in der britischen Singles-Chart nicht hinauskam, lässt er ahnen, wie schwer es ist, mit so subtilen Tricks in der Streaming-Ära Erfolge zu feiern.

Alle Tracks des Albums warten mit Sängerinnen auf, darunter Yebba mit ihrer gefühlvollen, aber kräftigen Stimme, die das Potenzial hat, endlich Amy Winehouse als Ronsons wichtigste Muse nachzufolgen. Ihr „Don’t Leave Me Lonely“ ist eine beeindruckende, an Reggaeton angelehnte Nummer, aber unerklärlicherweise wurden ihr auch zwei unfertige Skizzen aufs Auge gedrückt, die es nie aufs Album hätten schaffen sollen. Camila Cabello und King Princess verleihen ihren jeweiligen Songs sehr solide Refrains, die von Jacht-Pop im Stil von Hall & Oates untermalt werden; allerdings fehlt ihnen der pure Instinkt der ersten beiden Singles. Andere Songs fallen in Ronsons R&B- und Hip-Hop-Komfortzone: „Why Hide“ ist eine hübsche und leicht oberflächliche Klavier-Soul-Nummer, aber „Truth“ ist deutlich besser, denn hier wird ein Funk-Breakbeat mit einem Stadion-Refrain von Alicia Keys und an Anderson.Paak erinnerndem Flow von The Last Artful, Dodgr kombiniert. Angel Olsen ist der eigenwillige Gaststar auf diesem Album, denn auf „True Blue“, einer Synthpop-Ballade mit einem Beat, der von Kate Bushs „Running Up That Hill“ entlehnt wurde, sorgt sie für reichlich Melodrama.

Ronsons Achillesferse ist wie immer, dass alles wirkt, als wäre endlos daran gewerkt worden: seine Besessenheit kann die Magie selbst des besten Pop trüben. Doch dieses handwerkliche Geschick ist genau das, was Songs, die aus iPhones plärren, so oft fehlt.





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