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Naomi Bedford and Paul Simmonds: Singing It All Back Home (Albumkritik)


Naomi Bedford and Paul Simmonds 2


Naomi Bedford and Paul Simmonds: Singing It All Back Home (Dusty Willow/self-released)



Folk ist festgefahren, bieder und verstaubt. Dieser Ruf haftet dem Genre schon lange an, also ist es an der Zeit, ihn abzuschütteln: die besten Folksongs haben überlebt, weil sie immer wieder neu interpretiert und neu gemischt, geradezu neu geboren werden. Nehmen Sie nur zum Beispiel das gemeinsame Werk von Naomi Bedford (sie sang einst mit Orbital) und Paul Simmonds (von den Folk-Punks The Men They Couldn’t Hang). Ihr mittlerweile drittes gemeinsames Album haben sie zur Gänze selbst gemacht und sie veröffentlichen und bewerben es auch ausschließlich selbst, aber die darauf gebotenen Songs wurden perfekt aufgenommen und wunderbar produziert und würden in einer gerechteren Welt von einem großen Label herausgebracht: es handelt sich um geistreiche, mitunter ziemlich mutige Neuinterpretationen traditioneller Songs, nicht um eine kraftlose Sammlung akustischen Chloroforms ohne eigenen Charakter.

Dieses Album bietet Balladen, die Maud Karpeles und Cecil Sharp während des Ersten Weltkriegs in den Appalachen sammelten. Der Sound ist entschieden amerikanisch, sowohl klanglich als auch stilistisch. Bedfords Gesang erinnert an das exquisite Zittern von Emmylou Harris, nur mit mehr Kraft, während Simmonds etwas englischer klingt. Die auf Authentizität fixierten Fans werden sich womöglich über solch transatlantische Häresie aufregen, aber lassen Sie uns nicht vergessen, dass Ewan MacColls Name und Image eine Erfindung waren, und das „Echtheit“ Quatsch ist. Diese beiden Künstler machen sich diese Songs mit so großem Vergnügen und so mühelos zu eigen, dass man von Neid zerfressen sein muss, wenn man ihnen nicht allen Erfolg gönnt.

Hier knistert das richtige Leben. In „I Must and Will Be Married“ vermittelt Bedford den rebellischen Drang des Begehrens von Teenagern und die damit verbundene Angst perfekt (die brillante Lisa Knapp spielt Dulcimer). „Hangman“ (ein Duett mit Simmonds) ist eine bluesige Nummer im Stil von Janis Joplin, während „The Foggy Dew“ zu einer mutigen A-cappella-Darbietung wird, wobei Bedauern und Stolz die Geschichte eines Dienstmädchens umranken, die der Protagonist schwängert. Die beste Neuinterpretation ist jene von „Matty Groves“, wobei sich diese Version auch textlich vom Fairport Convention Klassiker unterscheidet und einen Song, der mit “bright summer’s morning” beginnt, mit Rhythmus, Fröhlichkeit und Sonnenschein erfüllt. Dies ist ein Album, in dem man am liebsten baden möchte, voller Licht und Luft.



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