Park Jiha erlernte mehrere traditionelle koreanische Instrumente und machte eine Ausbildung in koreanischer Instrumentierung. Neben Bands wie Jambinai ist sie eine der Schlüsselfiguren, die die „traditionelle“ koreanische Musik auf neue, modernere Wege führen, ohne den Wurzeln untreu zu werden. Ihr 2018 erschienenes Debütalbum Communion war ein Gruppenprojekt, das traditionelle koreanische Instrumente – die Blattblasinstrumente Piri und der riesige Saenghwang – mit Saxophon und Bassklarinette kombinierte. Philos ist eine wesentlich isoliertere Angelegenheit.
Hier finden ihre Visionen ihren bisher klarsten Ausdruck – es sind nur vier Instrumente zu hören (oder fünf, wenn man die Stimme der Dichterin Dima El Sayed mitzählt, die in dem Song „Easy“ ihr Gedicht desselben Namens liest). Als einzige Musikerin auf dem Album schreitet Jiha über die Summe der Teile ihrer Instrumente weit hinaus, um eine trügerisch einhüllende Klanglandschaft zu kreieren, die sich von sanfter, atmosphärischer Wärme und verspielter Melodie zu kühler, die Zähne zum Klappern bringender Spannung entwickelt – die Texturen klingen fast so, als wären si auf dem Computer programmiert worden.
Der Star der Show ist das Yanggeum, ein Hackbrett, das ein Flattern hoch klingender Melodie produziert, während seine Basssaiten grollend dröhnen; die Highlights von Philos sind jene Momente, wenn es auf Tracks wie „Thunder Shower“ ganz schlicht und schnörkellos erklingt. Zum genannten Track wurde sie von einem plötzlichen Sommerplatzregen inspiriert, der mit übereinander gelegten Spuren verschiedener Hackbrettklänge so gekonnt nachempfunden wurde, das man als Hörer das Gefühl hat, nass zu werden. „Walker: In Seoul“, ein weiterer vom koreanischen Hackbrett dominierter Track, schlägt ein gemächlicheres Tempo ein und hüpft zu einer Vergnügungspark-Melodie herum, wodurch das Ambiente eines Spaziergangs durch die Stadt heraufbeschworen wird.
Die Schönheit von Jihas Wrk liegt in den Räumen , die sie lässt, um diese imaginären Momente vor dem geistigen Auge des Hörers erstehen zu lassen. In keiner Komposition kommen mehr als drei Instrumente zum Einsatz, womit Jiha sich nicht nur ihre Meisterschaft im Arrangieren unter Beweis stellt, sondern auch die Fähigkeit von Instrumentalmusik deutlich macht, ebenso viel Bedeutung und Emotion wie die Sprache zum Ausdruck zu bringen – und zwar so sehr, dass der Vortrag von El Sayeds Gedicht geradezu misstönend erscheint, während Jihas eigener wortloser Gesang auf dem träumerischen „When I Think of Her“ den Hörer in den von ihr erdachten musikalischen Räumen belässt. Philos profitiert von dieser Isolation, die sich im von ständigen Wiederholungen geprägten Minimalismus und Jihas unermüdlich kreativer Herangehensweise ans Spielen ausdrückt.
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