Während man Duck lauscht, muss man unwillkürlich immer wieder daran denken, dass dieser Mann Juror eines Gesangswettbewerbs im TV ist. Es ist nicht so, dass Ricky Wilson der beste Sänger des Indie-Rock wäre, aber er weiß, wie er seine Stimme einsetzen muss, ein derbes, bierseliges Ding, das einen sicher dazu überreden könnte, noch ein Pint zu trinken. Aber nun ist er ein Entertainer, die provinzielle Indie-Kultur ist tot und Wilson klingt irgendwie verlassen.In dem schmerzlich angestrengten „Golden Oldies“, einem überlauten Song, der in scharfem Kontrast zu seiner grüblerischen Stimmung steht, wird er kein eneue Identität finden. Auch mit „Don’t Just Stand There, Do Something“, wird ihm das nicht gelingen, denn in dieser enervierend trendigen und gereizten Varieté-Nummer brüllt Wilson über eine junge, auf der Toilette eingeschlossene Frau, während Geräusche vom Schleifen von Messern durch den Mix schneiden.
Überzeugender ist er als eine rüpelhaftere Version von George Ezra: benebelt von der Motown-Fröhlichkeit seiner Band feiert er auf „People Know How to Love One Another“ seine Jugendzeit, “so innocent and joyful”; diesen Song beschrieb Bassist Simon Rix ohne Ironie als “a really important song and a great message for Brexit Britain”. „Northern Holiday“ akzeptiert Ezras Einladung, als Beifahrer unter der hießen Sonne mitzufahren, ohne Vorbehalte, wobei Wilson mit seiner Fähigkeit prahlt, zu “order sandwiches in funny languages”, obwohl “they don’t make them like you do at home”. Das ist schamlos, aber liebenswert, und es erinnert an die eigenwillige Weltlichkeit, die vor 15 Jahren maßgeblich dazu beitrug, die Band weltbekannt zu machen (in der guten alten Zeit, als ihr mittlerweile ausgestiegener Schlagzeuger die Hits schrieb).
Wilson ist auf den beiden seltsamsten Songs am meisten er selbst. „Record Collection“ klingt wie ein „bootlegged bootleg“ von Lady Gagas „Bad Romance“ und verwendet eine behagliche Analog-Metapher, um die Gruseligkeit des Umstands zu verdeutlichen, dass wir zulassen, dass das Internet sich alles merkt, was wir je getan haben. Ähnlich schrullig und effektiv ist das 1975-artige „Target Market“. Wilsons liebeskranker Erzähler versucht, mit Hilfe von PowerPoint-Präsentationen ein Mädchen zu verführen, kann aber nicht verstehen, warum sie nicht anbeißen will: “You’re my target market / The only one I wanted to impress / My demographic in a vintage party dress.” Es ist witzig als Charakterskizze und eine subtile Kritik der allzu willigen Anpassung der zeitgenössischen Kultur an den Publikumsgeschmack. Kaiser Chiefs machen sich dessen ebenfalls schuldig, aber sie bieten ausreichend Hooks und reizende Eigenheiten, um damit – zumeist – durchzukommen.
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