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Laura Cannell & Polly Wright: Sing as the Crow Flies (Albumkritik)


Laura Cannell violinist


Laura Cannell & Polly Wright: Sing as the Crow Flies (Brawl Records)



An den Rändern der Tradition bewegt sich Laura Cannell, die Musikerin aus Norfolk, die vor allem für für ihre Darbietungen barocker Musik auf der Violine sowie das gespenstische Dröhnen ihrer Blockflöten bekannt ist. Mit ihrer Musik begibt sie sich normalerweise an seit Alters her bekannte Orte, uralte Kirchen und Sümpfe, aber mit ihrem neuen Album geht sie einen Schritt weiter: sie erkundet die verlorenen Stimmen von Frauen in volkstümlichen Erzählungen aus ihrem Teil der Welt. Zu diesem Zweck arbeitete sie mit der Sängerin und Interpretin Polly Wright aus East Anglia zusammen und ist, was besonders passend erscheint, erstmals selbst als Sängerin zu hören.

Cannell und Wright benutzten für dieses Werk ein furchterregend klingendes Buch aus dem 19. Jahrhundert als Quelle: The Norfolk Garland: A Collection of the Superstitious Beliefs and Practices, Proverbs, Curious Customs, Ballads and Songs of the People of Norfolk. Worte daraus wurden lose um die Gesangsimprovisationen der beiden Frauen angeordnet. Zunächst klingen sie, als würden sie zaghaft geäußert. „One for the Rook One for the Crow“ bedient sich eines alten Sprichworts über das Wachsen von Nutzpflanzen – eine wird eingehen, die andere wird gedeihen – und flüstert seine Worte wie wie sanfter Wind. Während die Frauen einander antworten, wird ihre Kommunikation immer intensiver, wobei ihre Stimmen zwischen harmonisch und misstönend wechseln, oft so rasch wie ein Peitschenschlag. Dieser Impetus setzt sich über alle neun schönen, eindringlichen Tracks dieses Albums fort, die Titel wie „Marsh Village Psalms“, „All I Have I Give to Thee“ und „Revoicing Hraefns People“ tragen. (Hraefns ist das altenglische Wort für „Raben“, und der alte Name von Cannells Heimatdorf Raveningham.)

Dies ist Folk, weil diese Musik unsere Beziehungen zur Tradition im 21. Jahrhundert neu überdenkt, insbesondere die Art und Weise, wie Menschen sich in diese Tradition einfügen können. Es ist ein Album, das man konzentriert und öfter hören muss, am besten allein, denn es es entführt die Hörer aus dem modernen Leben in ein akustisches Reich, das ihnen ermöglicht, mit dem älteren, merkwürdigeren Mark ihrer selbst in Kontakt zu kommen.



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