Blue Moon
(Jazz Village)
Der Pianist Ahmad Jamal (ein Mann, den selbst Miles Davis zu seinen Einflüssen zählte) ist mittlerweile 81 Jahre alt – und er ist und bleibt ein Genie, was motivische Improvisationen anbelangt. Nur wenige sind in der Lage, auf so gekonnte Weise eingängige Themen zu wiederholen (damit die Zuhörer nicht vergessen, worum es geht) und es zugleich mit neuen, frischen Melodien zu transformieren. Auf seinem neuesten Album kombiniert Jamal eloquente Originale mit überwältigenden Interpretationen von amerikanischen Standards („Laura“, „Invitation“, „Gypsy“ und die Titelnummer). Begleitet wird er von Reginald Veal (Bass) und Herlin Riley (Schlagzeug), die normalerweise mit Wynton Marsalis musizieren, und dem unvergleichlichen Manolo Badrena an den lateinamerikanischen Percussions. Jamals „Autumn Rain“ eröffnet das Album mit den für ihn typischen hochtrabenden Akkorden über einem tickenden Rim Shot Groove, ehe sich das Ganze in rollende Läufe über das ganze Keyboard und funkige Rhythmen auflöst. „Blue Moon“ ist ein klassisches Feuerwerk von genialen Läufen und Arpeggios, die immer wieder die Melodie anklingen lassen, die Originalkomposition „I Remember Italy“ überzeugt mit einer wunderbar zärtlichen Melodie und der Jazz-Standard „Woody’n You“ ist ein so lebhafter lateinamerikanischer Tanz, wie in Jamal wohl auch in seinen frühen Jahren aufgenommen hätte. Mitunter treibt Jamal seine Virtuosität dazu, ein wenig zu übertreiben, aber diese Session wird mit Sicherheit einer seiner Klassiker werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen