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Max Payne 3 - Der Spaß und Spiele Test

 

Rockstars Max Payne 3 ist eine rotäugige Fabel über den Appeal des Antihelden

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Max Payne ist ein wertloser Hurensohn, ein versoffener Leibwächter/Killer, der sich selbst als „dumb move kinda guy“ beschreibt. Er wird von einer steinreichen brasilianischen Familie als Leibwächter angeheuert, trinkt sich durch den Job und es kommt, wie es kommen muss – alles geht schief. Aber wie untauglich seine Lebenseinstellung auch sein mag, es gibt etwas, das Max mit großer Souveränität und sehr selbstbewusst tun kann: töten. Irgendwie kann dieser in die Jahre gekommene, geschwächte Alkoholiker Schusswaffen mit so großem Geschick handhaben, dass er einen ganzen Raum voller ausgebildeter Soldaten durchsieben kann, obwohl in seinen Adern so viel Alkohol kreist, dass selbst Charles Bukowski komatös im Rinnstein läge.

Max Payne 3 folgt auf zwei Spiele, die von Remedy Entertainment geschaffen wurden, und einen Film, in dem Mark Wahlberg den Titelhelden gab. Rockstar Games hat nun die Kontrolle über die Serie übernommen. Statt Sam Lake, dem Mitschöpfer und früheren Autor der Spiele, schriebt nun Dan Houser, der filmbesessene Produzent des Studios, für die Geschichte und die Dialoge verantwortlich. Housers leicht überarbeitete Version von Max Payne ist ein spiritueller Verwandter von in Schwierigkeiten geratenen harten Kerlen, wie sie in Filmen von Warren Oates und Humphrey Bogart gespielt wurden: ein Unzufriedener mit teigiger Haut und schweren Lidern, der mehr Probleme verursacht, als er löst. Seine Story ist wie eine scharfsichtige Version von Stirb langsam, in der sich der von Bruce Willis gespielte Charakter nicht als Held, sondern als größenwahnsinniger Psychopath entpuppt.

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Rockstars Herangehensweise an Max Payne ist entschlossen direkt. Es gibt weder Fortschritt noch Entwicklung. Max verfügt von Anfang an über die Fähigkeit, sich kurzfristig in einen Zustand überhöhter Wahrnehmungsfähigkeit – „Bullet Time“ genannt – zu versetzen, in dem seine Bewegungen ein wenig schneller sind als aller Leute in seiner Umgebung. Am Ende der Story verfügt er nach wie vor über diese Fähigkeit, aber er lernt nichts dazu. Die ungefähr zwölf Stunden von Anfang bis Ende sind eine unbeirrte Erforschung von Max’ unglaublicher Fähigkeit, physisch große Leistungen zu erbringen, auch wenn sich sein geistiger Zustand immer weiter verschlechtert. Von Payne schonungslos erzählt und überdramatisiert (die Stimme und physischen Bewegungen des Protagonisten stemmen einmal mehr von James McCaffrey), ist die Geschichte eine Übung in Akzeptanz und Geduld. Die Spieler müssen akzeptieren, dass ihr „Held“ wahrlich keiner ist und dass das Erleben seines Verfalls durch seine einzigartige Fähigkeit auf bizarre Weise reizvoll ist.

Das Gunplay ist technisch sehr solide umgesetzt, denn der Bullet-Time-Effekt verwandelt Schießereien in geometrische Kunst, bei der sich die Pfade der Projektile in der Luft kreuzen. Es mag zwar grotesk sein, aber es hat etwas zutiefst Befriedigendes an sich, mitverfolgen zu können, wie Gegner reihenweise wie Dominos umkippen, wenn Max aus dem Zeitlupenmodus in die Normalität zurückkehrt. Etliche unterschiedliche Waffen mit leicht übertriebenem Charakter und ordentlicher Durchschlagskraft sind verfügbar; sie können zwar nicht wirklich für Abwechslung sorgen, aber sie beweisen, dass man sich bei Rockstar mit dieser einen Idee, die in der Serie durchexerziert wird, umfassend auseinandergesetzt hat. Houser tendiert dazu, seine thematischen Punkte mit der Subtilität einer Dampfwalze zu verdeutlichen, – manchmal mit komischem Effekt, auch wenn es zumeist nur albern wirkt – und das Spiel macht es nicht anders. Es hat aber etwas Aufregendes an sich, den rosafarbenen Nebel zu sehen, der einen endgültigen Kill anzeigt, und jedes neue Areal voller Feinde stellt eine große Herausforderung dar.

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Die Online-Multiplayer-Optionen passen vom Ton her nicht zu Housers beharrlich düsterer Story, aber sie bieten eine nette Abwechslung. Rockstar scheint hier Optionen für das kommende Grand Theft Auto V auszuprobieren. Die Online-Modi von Max Payne 3 werden sicher nicht monate- und jahrelang von Spielern überrannt werden. Ein Modus bietet eine dynamisch generierte Handlung für jedes Spiel und sorgt so für eine erfrischende Abwechslung von der durchgehend pessimistischen Handlung des Hauptspiels. Außerdem ist dieser Modus perfekt geeignet, um die Online-Statistiken aufzupeppen. Übrigens ist schön, dass man im Multiplayer nicht einfach drauflos ballern kann, sondern Deckung suchen muss, wenn man gewinnen will.

Trotz des Gossentons der Story hat Rockstar wunderschöne Umgebungen zusammengebastelt. Es handelt sich dabei nicht ganz um eine Welt und Max’ Bewegungen sind unbeholfen und beschränkt genug, dass man nicht auf die Idee kommt, irgendetwas für lebensecht zu halten. Aber die Detailfreudigkeit ist atemberaubend und die digitalen Hintergrundextras sind auf eine Weise animiert, die Nuancen wiedergibt, die in der primären Story nicht vorhanden sind. Obwohl die visuellen Einflüsse offensichtlich sind – die Filme von Sam Peckinpah und Tony Scott sowie die Kunst von Barbara Kruger -, wirkt Max’ verschwommenes, schreckliches Leben wie eine geschlossene Einheit.

PRO: Gunplay ist technisch auf dem neuesten Stand und aufregend; herausragende Präsentation; unterhaltsamer Multiplayer; tolle Sprecher; exzellenter Soundtrack der Band Health; hervorragende Grafik.

CONTRA: Der Plot ist zu vorhersehbar; die Gameplay-Mechanik arbeitet bisweilen gegen den Spieler; das Checkpoint-System ist vor allem in den späteren Levels nicht ideal; die Enden der Levels sind oft schlecht gestaltet.

Abschließende Bewertung

Spiel: 8,25

Spaßfaktor: 8,5

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