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Lebe wohl, Skyrim!

 

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Vor knapp einer Woche gab Bethesda ohne großes Trara bekannt, dass es keine weiteren offiziellen Erweiterungen für Skyrim mehr geben wird. Einfach so ging die Ära des Dovahkiin zu Ende.

Dies ist ein guter Zeitpunkt für Bethesda, das Projekt Skyrim ein für alle Mal abzuschließen. Es mag ein wenig überraschend gekommen sein, dass Bethesda einige Monate nach der Veröffentlichung des Dragonborn DLC einfach so verkündet: „Schluss! Kein Skyrim mehr!“ Aber wenn man ehrlich ist, wird man zugeben müssen, dass die Zeit des Spiels vorüber ist.

Es scheint gerade eine ideale Zeit zu sein, um Videospielären zu beenden, oder nicht? Zuerst Mass Effect, nun Skyrim – zwei der am heftigsten diskutierten und am meisten geliebten Spiele dieser Konsolengeneration, die noch dazu zahllose Cosplayer inspirierten, wurden ins Bett gebracht. Wie schon bei Mass Effect, denke ich auch bei Skyrim ich gerne daran zurück, wie es war, als ich es zum ersten Mal spielte, vor den Memen und den Spoilern, vor den Glitches und den Mods, als ein noch ganz neu war.

Die ganze Videospielbranche wusste, dass Skyrim groß werden würde. Es war klar, dass sich die Spieler schon lange vor der Veröffentlichung des Spiels sehr dafür interessierten, was die Klicks auf so gut wie allen Videospielwebsites bestätigen, die über diesen Titel berichteten. Skyrim war schon vor dem eigentlichen Verkaufsstart riesig, ein richtiges Phänomen.

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Nach dem Verkaufsstart wurde Skyrim noch größer. Ich glaube, ich habe weder davor noch danach ein Spiel erlebt, dass die Vorstellung der Öffentlichkeit so fesselte und beflügelte, wie es Skyrim tat. Man zeigte uns Trailer, in denen ein Dovahkiin auf einer Lichtung auf dem felsigen Gipfel eines Berges gegen einen Drachen kämpfte. You can go there, hieß es in der Werbung. You will be able to do that in the game. And you'll be able to do so much more. (Sie können sich dorthin begeben. Sie werden das im Spiel tun können. Und Sie werden in der Lage sein, noch viel mehr zu tun.)

Wie sich herausstellte, konnte man das wirklich. In diesem spiel konnte man wirklich in nur einer Spielstunde mit dem Pferd durch ein ganzes Tal reiten, einen Wald durchqueren, sich in einem lokalen Gasthaus stärken und dann einen Berg erklettern, um gegen einen gottverdammten Drachen zu kämpfen. Dann konnte man zu seinem Job in der örtlichen Mühle zurückkehren und das Mädel in der Stadt heiraten (oder auch den feschen jungen Mann), auf die man schon länger ein Auge geworfen hatte.

Eine riesige Welt, die nur für Sie gemacht wurde – das war immer schon das Versprechen der Spiele aus dem Hause Bethesda. Es ist ein verlockendes Versprechen. Ich habe zahllose Stunden in Skyrim investiert (wirklich zahllos — ich ließ das Spiel via Mod Manager laufen und pausierte es so oft und so lange, dass Steams Spielzeitmessung völlig unzutreffend erscheint). Aber wie es nun einmal bei so gut wie allen Dingen der Fall ist, sorgte diese Vertrautheit mit der Zeit dafür, dass die Magie verflog. Ich verspüre nicht länger dieses rauschartige Hochgefühl, das ich fühlte, als ich zum ersten Mal den Weg nach Riverwood beschritt und es schien, als wäre alles möglich. Ich werde nie wieder so lachen, wie damals, als mich zum ersten Mal einer der Riesen mit einem Schlag fast bis zum Mond emporschleuderte. Ich habe meine Rüstungsschmiedekunst, meine Verzauberungsfähigkeit (Enchanting) und meine Fähigkeiten im Umgang mit Waffen so sehr verbessert, dass ich den mächtigsten Riesen innerhalb von Sekunden in die Knie zwingen kann. Aber ich werde nie wieder etwas so begehren wie mein erstes wirklich gutes Schwert.

Im Laufe eines Jahres trug ich all das Erz im Spiel zusammen, das ich finden konnte. Wer nach mir Skyrim durchwandert, wird Probleme haben, irgendwelche Metalle zu finden. Ich spielte zunächst rund zwanzig Stunden auf der Xbox 360 (großer Fehler, aber mein PC war gerade zur Reparatur), ehe ich zur PC-Version wechselte und noch einmal von vorne begann. Ich trödelte mit der Haupthandlung herum, weil ich so oft von Nebenquests und Erkundungen abgelenkt wurde. Ich spielte mitunter, bis ich auf meinem Stuhl einschlief, aber trotzdem blieben noch zahlreiche Dungeons und Felsabhänge unerforscht. Nach mehreren Monaten, in denen ich immer seltener spielte, stürzte ich mich auf die Mods und das Spiel ward wiedergeboren. Ich versuchte, einen neuen Charakter zu gestalten, aber ich hatte irgendwie das Interesse verloren. Ich befasste mich noch intensiver mit Mods. Ich schloss endlich doch noch die Haupthandlung ab.

Während ich das tat, wurde das Spiel zu einem popkulturellen Phänomen. Meme kamen und gingen und tauchten dann wieder auf. Dovahbear. Lydia als Hauscarl. Harfe spielende Zwillinge. „Fus-ro-dah." Skyrim COPS. Echte Stahlhelme. Cosplay. Mehr Cosplay. Und natürlich der unvermeidliche Pfeil im Knie.

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Aber es war nicht alles nur eitel Sonnenschein und nach dem Zufallsprinzip generierte Schmetterlinge. Die Zeit verging und die Magie ließ nach, weshalb das Alter des Spiels immer deutlicher bemerkbar wurde. Selbst wenn man zahlreiche Grafikmods installiert, wirkt es nicht mehr wirklich taufrisch. Die armen PS3-Beitzer erhielten nie ganz das Spiel, an dem sich die anderen erfreuten, weshalb ich durchaus nachvollziehen kann, wenn diejenigen, die auf Sonys Konsole spielten, von Skyrim nicht allzu begeistert sind und es am liebsten vergessen würden. Und nachdem Todd Howard lange und breit erklärt hatte, dass die herunterladbaren Inhalte wie echte Erweiterungen wirken würden, dürfen wir uns nun ernsthaft fragen, ob die drei DLC Packs diesem Versprechen gerecht wurden.

Zuerst erschien Dawnguard,  das nicht wirklich berauschend war und das ich fast nicht fertiggespielt hätte. Dann erfreute man uns in Hearthfire mit den Werkzeugen für den Hausbau, was eine ziemlich interessante Idee war, auch wenn umfangreiche neue Quests und Dungeons fehlten. Mehr als ein Haus baute ich jedoch nicht. Und zu guter Letzt kam das befriedigende, umfangreiche Dragonborn, das endlich wie eine der versprochenen Erweiterungen wirkte, die wir die ganze Zeit für Skyrim erwartet hatten. Ich bin mir sicher, dass ich es irgendwann im Laufe der nächsten Wochen endlich komplett erledigt haben werde.

Hmm. Ich war von den DLC Packs – trotz der Vampire und trotz der Möglichkeit, auf einem Drachen zu reiten – nicht wirklich angetan. Und wenn ich darüber nachdenke, warum das so ist, ist die Antwort ziemlich offensichtlich – ich glaube, ich hatte genug Skyrim. Wenn ich das Spiel jetzt starte, empfinde ich leichte Melancholie gemischt mit einer gewissen geistigen Lähmung. Das Spiel kann mich nicht mehr überraschen, aber es gibt noch immer so wahnsinnig viel zu tun.

Hier bin ich und stehe außerhalb von Winterhold und beobachte, wie der Wind den Schnee in Böen den Pfad entlangbläst. Da ist diese Brücke zu meiner Rechten und diese Mühle zu meiner Linken und jenseits der Brücke sind die Docks. Irgendwo höre ich einen Drachen. Ich weiß noch immer nicht, was noch alles auf dem Berg hinter der Stadt zu finden ist, obwohl ich ihn schon mehrmals bestiegen habe. Ich habe noch immer nicht all die Sorten Blut gesammelt, die ein Dämon haben wollte. Die Forsworn Conspiracy Quest in Markart leidet noch immer unter einem Glitch, weshalb ich sie nie beenden werde. Ich habe zwar viel über die verschiedenen Arten von Magie gelernt, aber bis heute bin ich nicht dazugekommen, eine Dragonbone (Drachenknochen) Rüstung herzustellen. Es wartet noch immer so viel Skyrim darauf gesehen zu werden und es ist noch immer so viel Skyrim zu spielen. Aber ich habe vermutlich genug gesehen.

Aber nur weil ich langsam genug von dem Spiel habe und weil Bethesda keine neuen Inhalte mehr dafür herausbringen wird, heißt das noch lange nicht, dass Skyrim zum Stillstand verurteilt ist. Seit des Spiel auf dem Markt ist, gab es stets zwei Konstanten: TheSkyrim Nexus und Dead End Thrills. Erstere Site bietet einen Ort, an dem sich die Modder organisieren und ihre viele Verbesserungen und Überarbeitungen mit Gleichgesinnten teilen können – und wenn man die bisherigen Elder Scrolls Spiele als Maßstab nimmt, ist davon auszugehen, dass wir uns noch viele Jahre lang über neue großartige Skyrim Mods werden freuen können. Letztere Site ist der Ort, an dem Duncan Harris seine Galerien unglaublicher Im-Spiel-Photographien zeigt. Hoffentlich werden seine Galerien ebenfalls noch gehörig anwachsen.

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Harris' Screenshots von Skyrim (vier sind in diesem betrag zu sehen) haben für mich immer die Magie und Verheißungen des Spiels zusammengefasst. Diese Standbilder verbergen oft die hässliche Art und Weise, wie sich Skyrim bewegt, und ihre sorgfältige Komposition zeigt, wie ungeheuer atmosphärisch die Berge und Wälder sind. Jedes Mal, wenn ich mich durch die Site scrolle und klicke, verspüre ich den Drang, zum Spiel zurückzukehren, alle Bedenken in den Wind zu schlagen und einen neuen Charakter zu kreieren, um herauszufinden, ob ich ein wenig von der alten Magie heraufbeschwören kann. Diese Bilder sind geheimnisvoll, einsam und kultig, wie es auch Skyrim selbst so oft sein konnte: Eine einsame Gestalt, die einen Drachen durch die Nacht jagt. Eine Kriegerin mit Schwert über der Schulter, die das Tal überblickt. Ein Drache, der auf dem Gipfel eines Berges Feuer atmet. Sie können dorthin gehen, heißt es. Und so gingen wir…

Bilder via Dead End Thrills.

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