Kickstarter wurde in den letzten ein, zwei Jahren zu einer wichtigen – und in vielen Fällen sehr erfolgreichen - Plattform für alle, die ihre Spiele oder auch Filme von der Öffentlichkeit, der Crowd, finanzieren lassen möchten.
Als Kickstarter anno 2009 gestartet wurde, konnte niemand erahnen, welch enorme Auswirkungen die Plattform auf die Videospielszene haben würde. Einige kleinere Spiele tauchten dort von Zeit zu Zeit auf, aber das Ganze kam erst im Februar 2012 so richtig ins Laufen, als Double Fine Productions das Double Fine Adventure Kickstarter (jetzt unter dem Titel Broken Age bekannt) an den Start brachte. Dreißig Tage und $3,3 Millionen später war Kickstarter eine brandneue, heiß begehrte Plattform für die Finanzierung von Videospielen, aber auch größeren Projekten.
Mittlerweile wurden Spiele von Obsidian Entertainment, inXile und sogar schon ein zweiter Titel von Double Fine via Kickstarter finanziert. Daneben besorgten sich auch zahlreiche kleinere und oft bis dato unbekannte Studios und Einzelpersonen Geld für mitunter sehr interessant klingende Spiele.
Vor einigen Tagen sandte Double Fine eine Mitteilung an alle Unterstützer von Broken Age (ich bin ebenfalls einer), in der erklärt wird, dass Double Fine, obwohl man mehr als das Achtfache des Betrags hereinbekam, den man ursprünglich haben wollte, noch mehr Geld benötigt, um das Spiel fertig stellen zu können. Außerdem wurde der Plan vorgestellt, Spielverkäufe via Steam Early Access zu nützen, um das benötigte Kapital zusammenzubekommen. Ob diesem Unterfangen Erfolg beschieden sein wird, bleibt abzuwarten, aber diese Nachricht war für mich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich werde keine Kickstarter Projekte mehr unterstützen.
Wenn man ein Spiel (oder ein sonstiges Projekt) auf Kickstarter unterstützt, wird man zum Geldgeber, zum De-Facto-Publisher des betreffenden Spiels. Doch leider geht damit nicht die Macht einher, über die ein Publisher normalerweise verfügt. Sie können das Projekt nicht abblasen, wenn es aus dem Ruder läuft oder das Budget überschritten wird. Sie haben keinen Einfluss auf den Entwicklungsprozess und Sie bekommen vom Werk während der Entwicklung nur das zu sehen, was der Entwickler Sie sehen lassen möchte. Sie tragen also im Grunde das ganze Risiko, ohne in den Genuss der Vorteile zu kommen – Sie erhalten nur irgendwann in der Zukunft das Spiel und das eine oder andere Sammlerstück/Souvenir (abhängig von der Höhe des zugesagten Betrags). Vielleicht.
Ja, es stimmt, es gibt KEINE Garantien auf Kickstarter. Sicher, in den Nutzungsbedingungen für die Schöpfer von Projekten heißt es, dass die Projekte das erfüllen müssen, was sie ankündigen, aber jeder Geschäftsmann kann Ihnen sagen, dass sich im Laufe des Prozesses jede Menge Schlupflöcher auftun können. Dennoch ist die Erwartung, dass man, wenn man Geld springen lässt, das erhält, was zugesagt wurde, und zwar zum angegebenen Termin. Leider ist dies auf Kickstarter nur allzu oft nicht der Fall. Verzögerungen bei den Projekten sind gang und gäbe, und wie wir vor wenigen Tagen erleben mussten, liegen auch die erfahrensten Entwickler und Unternehmen mit ihren Berechnungen und Prognosen mitunter daneben.
Die Double Fine Nachricht ist nicht die erste, die mich dazu veranlasste, das System von Kickstarter zu kritisieren. Ich habe schon das eine oder andere Mal zum Ausdruck gebracht, dass diese Plattform irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft einen spektakulären Crash erleben wird, und ich denke, dass dafür nur ein großer Flop zur richtigen Zeit nötig ist, um das Vertrauen der Konsumenten in diese Finanzierungsmethode für immer zu zerstören. Dieser Ansicht sind übrigens auch einige Entwickler, die selbst Kickstarter nützen.
„Aber”, werden Sie sagen, „diese Risiken sind nun einmal unumgänglich, wenn man ein kreatives Unterfangen finanziell unterstützt.“ Sicher, das verstehe ich. Ich verstehe auch, dass Sie mit diesen Risiken vielleicht sehr gut leben können, was in Ordnung ist. Dieser Kickstarter Rummel hat mich auf jeden Fall dazu gebrach, die Arbeit jener Leute zu schätzen, deren Aufgabe bei den Videospielunternehmen darin besteht, potenzielle Projekte auf Herz und Nieren zu prüfen und die Risiken abzuwägen. Diese Leute verdienen ihr Geld wirklich schwer. Das ist ein Job, den ich auf keinen Fall haben möchte.
Und deshalb treffe ich, als Individuum und als Gamer, eine Entscheidung. Ich unterstütze keine Kickstarter Projekte mehr. Ich werde die Plattform weiter im Auge behalten, um zu erfahren, welche Spiele demnächst veröffentlicht werden, um mir die interessanten vorzumerken. Aber ich habe für mich entschieden, nicht länger rein spekulativ irgendwelche Videospielprojekte zu finanzieren. Ich werde die Spiele von nun an wieder rein auf altmodische Weise finanziell unterstützen: auf Steam oder im Einzelhandel, wo ich mir genau ansehen kann, wofür ich bezahle, und wo ich es sofort erhalte.
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