Mafia 3 wurde auf der Gamescom erstmals groß präsentiert. Neben dem ersten Trailer, der nur einige Schauplätze und einen Ansatz der Story bietet (sie können ihn weiter unten sehen), zeigte das Team von 2K Czech auch eine halbe Stunde Durchstreifen der Stadt und Schießen in Third-Person-Perspektive. Was ich sah, rief bei mir gemischte Gefühle hervor. Das Setting ist großartig, die Musik und die Atmosphäre sind fantastisch, doch es sah auch auch genauso wie viele andere Open-World-Gangsterspiele aus, die ich in den letzten Jahren gespielt habe.
Die zunehmende Beherrschung der Stadt durch den Protagonisten wird erreicht, indem man die Hauptquartiere rivalisierender Krimineller übernimmt. Es wird viel aus der Deckung geschossen, die Polizei verfolgt eine, wenn man die Gesetze übertritt und es gibt eine stets präsente Minikarte mit roten Punkten darauf. Hier sind einige meiner Gedanken zum Spiel.
1) Es ist ziemlich mutig von 2K, ein Mafia Spiel zu machen, in dem man versucht, die Mafia zu Fall zu bringen. Der Protagonist, er heißt Lincoln Clay, wuchs als Waise auf, kehrte vor kurzem aus Vietnam zurück und hatte im „black mob“ (schwarze Maffia) gerade so etwas wie eine Ersatzfamilie gefunden, als die italienische Mafia sie hinterging und alle Mitglieder ermordete. Deshalb ist er verständlicherweise sehr wütend und sinnt auf Rache. Funktional ist der Spieler aber noch immer eine Ein-Mann-Armee, die die Macht an sich reißen will. Nun ja, nicht ganz eine Ein-Mann-Armee, denn es gibt drei “lieutenants”, die von Lincoln rekrutiert werden und die für den Spieler Schläger anheuern können, falls diese in einer Mission nötig werden sollten. Außerdem können sie die Polizei zurückpfeifen oder ablenken und den Spieler auf andere Arten bei seinen kriminellen Machenschaften unterstützen. Einer dieser „lieutenants“ ist Vito, der Protagonist von Mafia 2.
2) Im Prinzip ist dies ein im New Orleans der späten 1960-er angesiedeltes GTA. Wir schreiben das Jahr 1968 und die Stadt pulsiert nur so von Energie. Live-Musik erklingt aus den Clubs, an denen Clay vorübergeht, Polizisten auf der Straße schikanieren ein gemischtrassiges Pärchen, Leute in farbenfrohen Schlaghosen hängen auf einem Friedhof herum und rauchen Marihuana und begrapschen einander. Die Musik passt zur Zeit (auch wenn ich davon ausgehe, dass man es mit den Veröffentlichungszeitpunkten nicht ganz genau nimmt, denn einer der Songs, die ich hörte, wurde erst in den frühen 1970-ern aufgenommen). Was das Ambiente anbelangt, ist das Spiel sehr beeindruckend – dies ist eine andere amerikanische Stadt, die man als Spielwelt erkunden kann, weit weg von den modernen Städten voller Wolkenkratzer, in denen wir für gewöhnlich unterwegs sind.
3) Was für ein exzellentes Setting für ein Videospiel. Die USA des Jahres 1968 stehen ganz im Zeichen von Vietnamkrieg, sexueller Revolution, gesellschaftlicher Umwälzungen und Kaltem Krieg. Es war das Jahr, in dem Martin Luther King und Robert Kennedy erschossen wurden. Und (zum dritten Mal) die Musik ist toll und wegweisend. New Orleans ist eine faszinierende Stadt. Andererseits ist auch Paris während des Zweiten Weltkriegs ein originelles, thematisch herausforderndes Setting für ein Videospiel und die Entwickler von The Saboteur entschlossen sich, dieses mit Hilfe eines Trunkenbolds zu erkunden, der Nazis mit dem Auto überfährt und Dinge sprengt, was noch immer die größte Enttäuschung ist, seit ich Videospiele spiele.
4) Mafia 3s erste größere öffentliche Präsentation konzentriert sich auf eine Mission in einer Untergrund-Jazzbar, die von rivalisierenden Kriminellen geführt wird. Clay muss zunächst einige Mitglieder der Gang eines Drogenbarons ausfindig machen und diese mit vorgehaltener Waffe verhören, während er durch die Stadt fährt; das Sammeln von Informationen ermöglicht Ihnen, eine Mission gründlich zu planen, ehe Sie diese in Angriff nehmen, wodurch es auch möglich ist, auf verschiedene Weisen heranzugehen. Im Club ist ein Jazzsänger zu hören, die Luft ist verraucht und vor den Türen zu geheimen Räumen stehen zwielichtige Typen mit verschränkten Armen. Es wir ein wenig Herumgeschlichen, ehe die großen Schießeisen gezückt werden. Lincoln erschießt alle Gangster in diesem Laden, um ihn übernehmen zu können.
5) Das ist vermutlich Beweis für meine einsetzende Open-World-Ermüdung, aber ich wünsche mir, dass man in Spielen wunderbar lebendige Städte bauen könnte, in denen man mehr macht, als bloß mit Autos herumzufahren und Leute zu erschießen. Das ist einer der tollsten Aspekte an Los Santos – es gibt zwar keine bedeutsamen Interaktionen mit NPCs und man hat nicht das Gefühl, dass sich hinter den Wänden der Gebäude der Stadt echtes Leben abspielt, aber man zumindest mit dem BMX-Rad durch die Landschaft fahren und springen , Golf spielen und Wanderungen machen, wenn man es satt hat, mit dem Auto herumzufahren und Leute abzuknallen. Mafia 3s New Orleans sieht so hervorragend aus, dass es in mir den Wunsch weckt, Live-Musik zu finden oder Leute zu beobachten oder einfach so herumzufahren, um irgendetwas Interessantes zu finden, anstatt Gangster zu erschießen, die aus der Deckung hervorlugen.
6) Die Tötung der Kontrahenten ist in diesem Spiel unnötig brutal, was ein echter Stimmungskiller ist. Wenn Clay heimlich vorgeht, sticht er Leuten mehrmals mit einem riesigen Messer in Bauch, Hals oder Gesicht, wozu grausame Soundeffekte erklingen. Mafia 3 scheint auf Exzess zu setzen: Autos überschlagen sich, wenn sie von einem entgegenkommenden Fahrzeug auch nur leicht gestreift werden, Gangster werden am Ende einer Schrotflinte quer durch den Raum geschossen und e gibt scheinbar unendlich viele rivalisierende Kriminelle, die es zu erschießen oder zu sprengen oder abzustechen gilt. Clay hat Raketenwerfer und Granaten in all seinen Basen. Ich sehe mir derzeit gerade wieder einmal The Sopranos an und frage mich, wie eine Videospiel-Mafiageschichte aussehen würde, in der es nicht ständig Gewalt, sondern nur gelegentliche Gewaltspitzen gibt. (So ein Spiel würde sich vermutlich nicht verkaufen.)
Mafia 3 ist ein Spiel, das 2016 erscheinen soll – es sieht schon sehr fortgeschritten aus, weshalb ich davon ausgehe, dass es im Herbst nächsten Jahres auf den Markt kommen könnte.
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