Mogwai: Atomic (Rock Action)
Wie viele Alben haben Mogwai bis jetzt veröffentlicht? 25? 100? So viele wie in ein Ikea Expedit Fach passen? Tatsächlich sind es neun LPs, vier Lievealben und 13 EPs – oder, um es anders zu formulieren, eine riesige Welle alles zermalmenden Lärms. Und trotzdem lassen die schottischen Post-Punk-Veteranen kein Anzeichen erkennen, dass sie es langsamer angehen lassen könnten. Atomic ist eine überarbeitete Version ihres Soundtrack für BBC4s Atomic: Living in Dread and Promise. Wie von der Musik für eine Dokumentation über Atomwaffen-Panik – und auch über die heilende Kraft der Technologie – nicht anders zu erwarten, ist sie futuristisch und oft dystopisch. Es fällt schwer, das unheilvolle industrielle Pochen von „SCRAM“ zu hören und nicht sofort das Bild eines Atomreaktors vor Augen zu haben, der sich nicht mehr herunterfahren lässt; „Pripyat“ wiederum beschwört die geisterhaften Überreste des Tschernobyl-Desasters herauf. Aber zugleich wirkt Atomic unbeschwerter als für die Band üblich: sonnige Synthsizerklänge verleihen „Little Boy“ eine heitere Note; minimalistische Pianofiguren lockern das techno-ähnliche „U-235“ auf; und die sanften, ballettartigen Streicher von „Are You a Dancer“ sind großartig. Die Popkultur ist nach wie vor vom Ende der Welt besessen und Mogwai sind die perfekten lebensbejahenden Verkünder von Unheil und Tod. Mögen sie noch lange (musikalisch) töten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen