Mitski: Puberty 2 (Dead Oceans)
Angesichts der angeblichen Vorliebe dieser Generation, selbst noch das Unwichtigste mit aller Welt zu teilen, sollte man meinen, dass es Alben, die so offenherzig und unerschrocken sind wie Mitskis viertes, wie Sand am Meer gäbe. Aber in Wahrheit sind sie sehr selten, was für weite Teile der Öffentlichkeit vielleicht sogar gut ist, denn die völlige Offenheit dieser New Yorkerin kann einen zusammenzucken lassen: “I told him I’d do anything to have him stay with me”, singt sie in „Happy“, dem ersten Songs ihres neuen Werks, worauf eine Geschichte vom Verlassenwerden gleich nach dem Sex folgt. Bright Eyes-artiger bekenntnishafter Folk, Riot Grrrl und die Leise-Laut-Dynamiken der Pixies sind auf diesem Album zu hören, doch Mitski verpasst diesen Referenzpunkten einen modernen Anstrich („Crack Baby“ und „Once More to See You“ haben etwas von St Vincents beunruhigender Fremdartigkeit). Dieses feine Experimentieren in Verbindung mit einem Gespür für Melodien und einer gelegentlichen Prise Witz (man nennt sein Album nicht Puberty 2, wenn man über keinen Humor verfügt), sorgen dafür, dass dieses Werk nicht in einem Morast aus Selbstmitleid und Trauer versinkt. Es mag ermüdend und schmerzlich gewesen sein, diese Dinge auf Festplatte/Band zu bannen, aber ich das Ganze anzuhören, ist ein Vergnügen.
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