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Katy Perry: Witness (Albumkritik)

 

 

Purposeful pop“ ohne Ziel und Zweck

 

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Katy Perry: Witness (Capitol)

 

 

Katy Perry ist einer der interessanteren Popstars des letzten Jahrzehnts. Nachdem die Karriere als christliche Country-Gospelsängerin kläglich gescheitert war (ein Album, veröffentlicht im Jahre 2005 unter dem Namen Katy Hudson), erfand sie sich mit ihrem 2008 erschienenen Riesenhit „I Kissed A Girl“ als witzige, offenherzige Popdiva neu.

 

Obwohl sie sich als Singer-Songwriter bezeichnet, arbeitet sie eng mit einem ganzen Team von Autoren-Produzenten zusammen, das von Max Martin geleitet wird, dem schwedischen Super-Produzenten, der die Karrieren von Britney Spears, Pink und Taylor Swift maßgeblich förderte. Perry verügt über die gesanglichen Fähigkeiten, die man von einer Sängerin, die in der Kirche aufgewachsen ist, aber ihr Alleinstellungsmerkmal (unique selling point/USP) sind ihre übertriebenen Videos, die rund um ein freches, aufreizendes Image aufgebaut sind und sie als eine sexy, aber weniger provokative Rivalin von Lady Gaga etablieren.

 

 

Katy Perrys neues Album leidet unter 'Blockbusteritis'

 

Nun, mit 32, nachdem Sie sich vom britischen Komiker Russell Brand scheiden ließ und Hillary Clintons Wahlkampagne lautstark unterstützte, spricht Perry davon , dass sie mit ihrem vierten (offiziellen) Album “purposeful pop” machen möchte. Diese schwerfällige Phrase deutet auf einen Versuch hin, künstlerisch anspruchsvoller zu werden, aber es stellt sich heraus, dass damit Pop gemeint ist, der für diesen Zweck nicht geeignet ist. Witness leidet unter “Blockbusteritis”, derselben Mischung von zu viel Nachdenken und zu großem Budget, während man klischeehafte Ziele verfolgt, die so viele Superheldenfilme in leere Spektakel verwandelt.

 

Oberflächlich betrachtet, ist es raffiniert und mehr als gekonnt gemacht, wobei das Hauptaugenmerk auf funkelnde elektronische Techno-Disco-Grooves, üppige Plastikklänge und Spezialeffekte gelegt wurde. Aber je öfter man jeden Song hört, desto mehr klingt er wie eine Variation von etwas, das man bereits zuvor gehört hat, und zwar besser, eine Formel auf der Suche nach einem Hook.

 

 

Nicht weniger als 40 Tracks wurden aufgenommen und letztlich auf 15 reduziert, aber kein einziger wartet mit einer originellen Idee auf. Es sind so viele Komponisten, Texter und Produzenten involviert, dass das, was Perry zu einem individuellen Talent macht, im Mix völlig verlorengegangen ist. „Swish Swish“ ist ein Hip-Hop-Track, mit dem allem Anschein nach Taylor Swift heruntergeputzt werden soll, aber er ist viel zu generisch, um auch nur einen Treffer zu landen.

 

Die überhebliche Gemeinheit dieses Songs steht im Widerspruch zum putzmunteren „Wir sind alle Schwestern“-Pop-Feminismus von „Hey Hey Hey“. „Power“ (von Perry zusammen mit der britischen Ein-Mann-Band Jack Garratt geschrieben) erfreut mit leidenschaftlicher Direktheit und befasst sich mit Selbstvervollkommnung, doch in dem aufreizenden „Bon Appetit“ (nicht weniger als acht Autoren werden für diese Nummer angeführt) eight writers) bietet sie sich selbst als Smörgåsbord an, an dem rappende Gaststars knabbern dürfen, wobei vor allem Nahrungsanspielungen auf ihren Intimbereich unangenehm auffallen.

 

Für ungefähr die Hälfte von Witness scheint Perry der Bedeutung Vorrang vor eingängigen Refrains einzuräumen. Während der zweiten Hälfte kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie die Nerven verloren hat und sich überreden ließ, Refrains zu singen, die keine Bedeutung haben. Witness ist der Sound einer Künstlerin, die versucht, zu viele verschiedene Aspekte in einem einzigen Werk abzudecken. Perry hat wahrscheinlich gerade genug getan, um die Einnahmen weiterhin sprudeln zu lassen, aber es dürfte an der Zeit sein, das Budget zu kürzen und das kleine, aber feine künstlerische Album zu machen, das wirklich von Herzen kommt.

 

Katy Perrys Witness ist ab sofort erhätlich.

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