Rhye: Blood (Caroline International/Loma Vista)
Der Abgang von Robin Hannibal scheint an Rhyes musikalischen Fundamenten nichts geändert zu haben. Obwohl Mike Milosh nun das einzige Mitglied dieses Projekts ist – unterstützt von Musikern, die er ins Studio holen konnte -, ist der Sound des zweiten Rhye noch immer eine besonders düstere Variante von R&B, die entfernt an the xx erinnert und über ein wenig von der nächtlichen Benommenheit von Cigarettes After Sex verfügt(es ist aber mehr als wahrscheinlich, dass beide Acts diese Verwandtschaft nicht erkennen würden). Milosh betont die Unterschiede zwischen diesem neuen Werl und Woman, Rhyes Debüt – es wurde in der Zeit entworfen und kreiert, die die Gruppe auf Tour zubrachte, und ist kein simples Konstrukt; es ist von zerbrechenden Beziehungen inspiriert – , aber es klingt über weite Strecken wie Woman Part II, auch wenn es mit echten Instrumenten eingespielt wurde.
Das ist wohl ein Beleg für die Qualität des Songwriting auf beiden Alben, aber auch für Miloshs außergewöhnliche Stimme – ein verführerischer, träger Countertenor, der einen im ersten Moment glauben lässt, eine Frau zu hören. Die musikalischen Verzierungen sind fabelhaft: die Art und Weise, wie sich „Phoenix“ fast unmerklich steigert, indem zunächst eine Funk-Gitarre und dann gedämpfte Bläsereinsätze dazukommen; wie „Feel Your Weight“ sich verändert und steigert, ohne je die klare Richtung zu verlieren. Das Highlight ist „Sinful“, in dem ein Folk-Gitarrenriff wiederholt wird, während die Spannung durch Percussion aufrechterhalten wird, die nur aus einer Hi-Hat besteht, und Streicher für ein Gefühl von Dringlichkeit sorgen; das Ganze ist so perfekt durchdacht und umgesetzt, dass es klingt, als hätte es schon immer existiert und nur unter Staub verborgen darauf gewartet, endlich wiederentdeckt zu werden.
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