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The Orielles: Silver Dollar Moment (Albumkritik)

 

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The Orielles: Silver Dollar Moment (Heavenly Recordings)

 

 

Der Pfad vom verrauchten und verschwitzten Pub zu Reichtum, Ruhm und sieben Shows hintereinander im Wembley Stadium, der von Generationen von Rockstars beschritten wurde, ist nun überwachsen. Rein kreativ betrachtet, ist Gitarrenmusik ein Genre, aus dem der letzte Tropfen großer Innovationen herausgepresst wurde. Sie ist nicht einmal mehr eine Form nobler Rebellion: es ist wenig ruhmreich, die künstlerischen Höhepunkte früherer Subkulturen zu imitieren. An dieses raue Klima passen sich Bands an, indem sie in die nicht erforschten Nischen alter Stile rutschen und clever ungenutzte Kombinationen ausloten. The Orielles – zwei Schwestern und ein Freund aus Halifax – verkörpern diese moderne Einstellung. Ihr Debütalbum ist eine sorgfältig gestaltete Sammlung von Songs, die zugleich nostalgisch und neuartig wirken und Geister beschwören, während sie die Fähigkeit der Gitarrenmusik, Seltsames und Eigenartiges hervorzubringen, weidlich ausnutzen. Wie alle modernen Rockbands können auch The Orielles auf ihre Einflüsse reduziert werden: sie mischen den strahlend hellen Disco-Rock von Orange Juice mit schwer zu bändigendem Indie-Rock der 1990er und den aufregend unheimlichen Freak-outs der Psych- und Garage-Bands der 1960er. Ihre meisterhafte Single „Sugar Tastes Like Salt“ aus dem Jahre 2017, die leider hier nicht enthalten ist, verschmolz diese Einflüsse auf sehr beeindruckende Weise, doch der brillante Song „Blue Suitcase (Disco Wrist)“, eine wirbelnde, klingelnde Hommage an unbeaufsichtigtes Gepäck, die dieses Album abschließt, kommt ebenso verdammt nahe an dieses Meisterwerk heran wie das exzellente „Let Your Dogtooth Grow“, ein Vergnügen von träumerischem Alt-Rock mit bösem Einschlag.

 

 

The Orielles sind gut darin, Musik menschlich klingen zu lassen – der leicht zittrige Gesang mit englischem Akzent von Sängerin Esmé Dee Hand-Halford ist sehr lebendig, während der Gitarrensound auf „Sunflower Seeds“ hat mehr Feeling als das Gesamtwerk so mancher Band. Ein paar Dinge an Silver Dollar Moment sind schwer zu verstehen: a) worüber singen sie überhaupt (die meisten Zeit); und b) warum entschieden sie sich, das Album mit „Mango“ zu eröffnen, das wie ein schlechter Britpop-Song klingt. Doch über weitere Strecken ist dieses Album einen Meisterklasse im Produzieren von Gitarrenmusik, die alles andere als nutzlos ist, denn sie ist besonders, seltsam und besser als vieles, was davor kam.

 

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