Hardcore, der die Zähen zum Klappern bringt..., mit einem Schuss Status Quo
Turnstile: Time & Place (Roadrunner)
Acht Jahre nachdem Sänger Brendan Yates und Gitarrist Brady Ebert anfingen, in der Garage eines Nachbarn zu proben, haben seine zügellosen Liveshows dieses Quintett aus Baltimore zu einer der am meisten diskutierten Bands des Hardcore gemacht. Ihrem zweiten Album ging ein heftiger Bieterwettstreit großer Labels voraus, an dessen Ende sich die Band für da Metal-Label Roadrunner entschied. Dies ist keine so seltsame Entscheidung, wie man zunächst vielleicht vermuten mag, denn Turnstile sprengen die Grenzen ihres eigenen Genres. Ihre Riffs, die Plomben lockern und sich mitunter richtig ins Gehirn bohren, mögen mitunter generisch sein, aber sie bauen alles von Post-Punk (das kantige „Can’t Get Away“) bis hin zu jazziger Lounge-Musik (das irreführend betitelte, 47 Sekunden lange „Disco“) in ihre unterhaltsamen Songs ein. Ausgerechnet Diplo produzierte „Right to Be“, während das wild thrashende „Big Smile“ sich überraschend in einen klassischen Status Quo Riff verwandelt.
Yates singt und schreit so wütend und intensiv, dass man befürchtet, sein Blutdruck würde jeden Moment seine Adern zum Platzen bringen. Elemente von Dub und Echo in Tracks wie „Generator“ lassen einen meinen, eine Hardcore-Version von Killing Joke zu hören. Turnstile haben aber noch nicht ganz gelernt, diese Intensität zu kontrollieren – es findet sich hier nichts, das so fokussiert oder melodisch wäre wie Killing Jokes „Eighties“ oder „Love Like Blood“. Trotz aller Experimente sind die Musiker aus Maryland am glücklichsten, wenn sie das Slam-Dance-freundliche „Come Back for More“ oder den Hardcore/Hard-Rock-Song „Moon“, den Bassist Franz Lyons und Sheer Mags Tina Halladay gemeinsam singen, intonieren. Tanikka Charraé, die früher Backgroundsängerin bei Lauryn Hill war, ist im funkigen Hip-Hop-Zwischenspiel von „Bomb“ zu hören, doch das ist ebenfalls in Sekunden vorüber, weshalb man sich fragt, wozu mit noch mehr Mut imstande gewesen wären.
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