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The Voidz: Virtue (Albumkritik)

 

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The Voidz: Virtue (RCA)

 

 

Julian Casablancas wärmte sich für die Veröffentlichung des zweiten Albums von The Voidz – nach dem 2013 erschienenen Debüt Tyranny entschloss man sich, den Namen des Frontmanns als Teil der Bandidentität wegzulassen – mit einem sehr unterhaltsamen und enorm verwirrenden Interview auf, in dessen Verlauf er behauptete, die Welt hätte Jimi Hendrix und David Bowie zu ihren Lebzeiten nicht zu schätzen gewusst und dass das Internet die Wahrheit getötet hätte, aber die Menschen dennoch viel informierter wären als 2004. Virtue ist ebenso verwirrt, doch leider nur selten so unterhaltsam. Es ist allem Anschein nach ein politisches Album, aber das erfährt man nur, wenn man online nach den Texten sucht, um sie zu lesen. Casablancas’ exquisiter Drawl – einer der reizvollsten Sounds im Rock – ist hier mitunter fast auf dem Niveau von Leslie Phillips nach einer durchzechten Nacht, sodass alles, was er singt, zu einem warmen und rauchigen “nyurrgh, rrrruuuurrrr, hrrrrrrr” wird. Sag's Ihnen, Julian! Was die Musik anbelangt, hat Casablancas gesagt, dass Virtue “futuristic prison jazz” ist, was immer das auch bedeuten soll.

 

 

Es ist sicher weder futuristisch noch Jazz; am ehesten ist es noch eine weniger raffinierte Version der Art und Weise, wie der Mainstream-Pop der 80er-Jahre von Gruppen wie The 1975 verdreht und neu geformt wurde. Auf diesem Album finden sich einig großartige Momente: „Leave It in My Dreams“, der erste Song des neuen Werks, ist eine gestraffte, heimtückisch melodische New-Wave-Nummer, wie sie einst Casablancas' Standard-Repertoire war; „QYURRYUS“ – komplett mit Scratching, kreischenden Gitarren, mit Auto-Tune bearbeiteten Stimmen und einer modalen mittelöstlichen Melodie – sollte das reinste Chaos sein, ist aber wirklich fantastisch. Wenn man den Text verstehen kann, wird es problematischer: „Think Before You Drink“ ist eine akustische Protestballade von so schrecklicher Offensichtlichkeit - der 39-jährige Casablancas beklagt sich darin über das Gift, das ihm von Lehrern eingetrichtert wurde -, dass man sich vergewissern möchte, dass es sich nicht in Wahrheit um einen bisher nicht veröffentlichten Track von The Freewheelin’ Mulligan and O’Hare handelt. Virtue bietet genug, um interessant zu bleiben, aber zu wenig, um richtig gut zu sein.

 

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