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Arp: Zebra (Albumkritik)

 

arp Alexis Georgopoulos 01

 

Arp: Zebra (Mexican Summer)

 

 

Viele musikalische Köche sind bewundernswert zielstrebig und direkt, denn sie bereiten ihre Gerichte ausschließlich aus dem klanglichen Äquivalent von Salz, Zucker oder Faschiertem zu. Das macht den in New York beheimateten Produzenten, Komponisten und Multi-Instrumentalisten Alexis Georgopoulos zu so etwas wie einer Kuriosität in der Welt der elektronischen Musik, denn er ist jemand, der mit jeder nur möglichen Zutat auf dem globalen Geschmacksspektrum arbeitet. Er ist so etwas wie ein musikalischer Meisterbäcker, Koch in einem Fastfood-Restaurant, Sushi Itamae und ein mit Hauben/Sternen prämierter Koch in einem.

 

Georgopoulos’ Projekte im Laufe der letzten 15 Jahre sind wunderbar und verwirrend verschieden. Seine frühen Werke als Teil des Duos Tussle, damals noch in San Francisco, könnte man als Krautrock bezeichnen. Mit Alps machte er so etwas wie benebelte, idyllische Folkmusik. In seiner Zeit als Masks machte er Dancefloor-freundliche elektronische Disco-Musik. Seine frühen Werke als Arp erinnern an Brian Enos Ambient-Alben aus den 1980ern, während er sich auf den Alben More (2013) und Pulsars e Quasars (2014) am Glam-Rock der 1970er und Psychedelic Rock orientierte. Frkwys III, ein 2010 erschienenes Album, für das er sich mit dem britischen Komponisten Anthony Moore (er arbeitete mit Pink Floyd und Henry Cow zusammen) zusammentat, war „ambient“ Kammermusik gewidmet, während das im vergangenen Jahr veröffentlichte Duett mit dem in Berlin lebenden Jefre Cantu-Ledesma - Titel: Fragments of a Season – an den Minimalismus von Vini Reillys The Durutti Column erinnert.

 

Georgopoulos’ neuestes Album unter seinem Bandnamen Arp begibt sich auf noch ambitionierteres Territorium, denn er bewegt sich von eher intimen Elektronikklängen hin zu einer vollen Band, wobei er Einflüsse von indonesischem Gamelan, westafrikanischen Schlagzeugkreisen, japanischem Gagaku und kalifornischem Minimalismus verarbeitet.

 

Tracks wie „Nzuku“, „Ozu“ oder „Fiji“ klingen wie leichtgewichtige Titelmelodien für TV-Shows – Easy-Listening mit orientalischem Einschlag, wobei rauchige Bläser und sehr langsame Dub-Rhythmen zum Einsatz kommen. Doch das Album erwacht zum Leben, wenn Georgopoulos und seine Band anfangen, sich in ihr Quellmaterial zu vertiefen. „Halflight Visions“, der erste Song des Albums, ist eine himmlische Mischung von astralen Jazz-Synthesizers,Gitarrenausschmückungen im Stil von John Martyn und hypnotischer Percussion. „Moving Target“ mischt teuflisch komplexe afro-kubanische Percussion mit „spacey“ Free-Jazz-Improvisationen. „Reading a Wave“ ist ein intensives, von Alice Coltrane inspiriertes Stück, auf dem Saxophonist David Lackner wunderschön über glitzerndem Klavier und flatternden Drums improvisiert.

 

Die meisten Tracks sind detaillierte Auslotungen eines einzelnen Akkords, doch „Parallelism“ – der harmonisch komplexeste Song auf diesem Album – bedient sich eines minimalistischen Marimba-Musters, füg eine Motorik-Basslinie hinzu und legt verträumte Synthesizerakkorde darüber – das Resultat klingt, als würde Steve Reich mit Tangerine Dream jammen. Dies ist wirklich kosmische Musik, die sich jeder Kategorisierung entzieht.

 

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