Gabrielle: Under My Skin (BMG)
Vor einem Vierteljahrhundert hatte Gabrielle mit ihrer allerersten Single „Dreams“ (“can come true …”) in Großbritannien auf Anhieb einen Nummer-1-Hit. Der Song schilderte im Grunde ihren kometenhaften Aufstieg vom gemobbten Kind aus der Arbeiterklasse, das im Süden Londons lebte und mit einem Augenleiden zu kämpfen hatte, zu einer der 50 reichsten Frauen im Vereinigten Königreich. Ihre Karriere geriet jedoch schon kurz darauf ins Stocken, als ein Ex-Freund seinen Stiefvater mit einem japanischen Schwert köpfte und die Klatschpresse deshalb über sie herfiel, aber mit „Rise“ konnte sie anno 2000 erneut einen Tophit verbuchen, ehe sie sich ganz aus der Musikszene zurückzog, um sich auf die Mutterschaft zu konzentrieren.
Ihr erstes Album seit 11 Jahren erweckt den Eindruck als wäre sie nie weg gewesen. Die glatte Pop-Soul-Produktion wirkt sofort vertraut und „Show Me“ (“Believe in me. You know I’ll never let go”) ist so eingängig wie ihre größten Hits. „Put Up a Fight“ und das ambitionierte „Won’t Back Down“ strotzen geradezu vor Stolz, Entschlossenheit und gelegentlich auch Plattitüden. „Stronger“ (“What makes you stronger will hurt the most”) und „Young and Crazy“ (“Turn your dark nights into sunshine”) wären Material für Selbsthilfebücher, würden sie von ihr nicht mit so viel ehrlicher Leidenschaft gesungen.
Daneben bietet Under My Skin einige gefühlvolle, wenn auch etwas kitschige Liebeslieder. „Thank You“ ist überarbeiteter Soul der 70er. „Every Step“ bietet schwesterlichen Rat (“It’s time to walk away, you really shouldn’t stay … don’t be afraid”). Die beiden Songwriter-Produzenten Ian Barter (Amy Winehouse/Paloma Faith) und Steve Chrisanthou (Corinne Bailey Rae) lassen etwas modernen R&B einfließen, aber im Großen und Ganzen verzichtet Under My Skin auf Experimente und Neuerungen und kehrt zu dem Sound zurück, mit dem Gabrielle berühmt wurde.
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