Jake Shears: Jake Shears (Freida Jean Records/Abolute Marketing)
Jake Shears’ einfach nach ihm selbst benanntes Solodebüt könnte man durchaus als spirituellen Nachfolger des 2004 erschienenen Albums der Scissor Sisters bezeichnen, das sich viele Millionen Mal verkaufte. Nun ist der ehemalige Leadsänger dieser Truppe fabelhafter eigenwilliger Typen ohne seine Mitstreiter unterwegs, was sich aber in keiner allzu großen musikalischen Veränderung bemerkbar macht, Es sind zwar nicht mehr ganz so viele Anspielungen auf Der Zauberer von Oz zu finden, doch Shears’ Soloalbum erfreut mit derselben Art von freudigem Eskapismus und schräger Phantasie. Zudem machen sich an den Rändern der farbenfrohen Welt von Oz dunkle Schatten bemerkbar.
Shears setzt nach wie vor auf glitzernden Honkytonk und bluesigen Rock'n'Roll, doch in diese mitreißende Musik ist die Geschichte seines Lebens eingewoben, die von Enttäuschungen, Herzschmerz und Selbst-Verbesserung geprägt ist. Das Stampfen von „Creep City“, das an ein Filmmonster wie Godzilla oder King Kong erinnert, unterstreicht die Schrecken von Isolation und Identitätsverlust, während der niederschmetternde Trennungssong „Sad Song Backwards“ in so viel Drag gekleidet ist, dass die Melancholie wie schwarzer Humor wirkt. „Everything I’ll Ever Need“, eine Mischung aus Grease und einer Country-Nummer von ELO, ist Shears’ bester Song seit „Mary“ vor gut 14 Jahren.
Das Album erinnert mitunter ein wenig zu stark an Goodbye Yellow Brick Road, vor allem mit den Balladen „Palace in the Sky“ und „All For What“, während „The Bruiser“ zwar ein löblicher Versuch ist, etwas zu experimentieren, aber letztlich nur als belanglos bezeichnet werden kann. Doch rechtzeitig zum Höhepunkt dieses Werks – das therapeutische und entschlossene „Mississippi Delta (I’m Your Man)“ – endet Shears’ Identitätskrise und sein Status als Popstar ist wiederhergestellt. Leicht überdurchschnittlicher Pop mit zwei oder drei Hitkandidaten und einem richtig guten Song.
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