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The Coral: Move Through the Dawn (Albumkritik)

 

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The Coral: Move Through the Dawn (Ignition Records)

 

 

The Coral begannen ihre Karriere in den 1990ern in Hoylake auf der Wirral Peninsula, und zwar in so jungem Alter, dass die wichtigsten Mitglieder mehr als zwei Jahrzehnte später noch in in ihren 30ern sind. In dieser Zeit kamen verloren sie zwei Gitarristen (der launenhafte Bill Ryder-Jones kehrte nach seinem Austritt zurück, nur um der Band ein zweites Mal den Rücken zu kehren) und einen Mentor (Alan Wills, den verstorbenen Gründer des Labels Deltasonic), verstärkten sich mit Paul Molloy, der früher bei den Zutons spielte und versuchten sich in den verschiedensten Genres, von Wirral Folk bis hin zu kosmischem Funk und Songs über Maden.

 

Es war eine seltsame Reise und sie wird wohl ähnlich eigenartig weitergehen. Nach dem robust psychedelischen Distance Inbetween, das sie 2016 veröffentlichten, legen sie mit ihrem neuen Album, es ist ihr bisher neuntes, erneut eine abrupte Wendung hin. Allem Anschein nach ist es von der Playlist Wirral Fair (von Del Shannon über Phil Spectors Alben der 1970er mit Dion bis hin zu den Ramones) inspiriert und stellt, zumindest teilweise, eine Rückkehr zur Balladenkunst der 1960er dar, was man ihnen nicht verdenken kann, denn dieser Stil brachte ihnen mit dem 2005 veröffentlichten „In the Morning“ ihren größten Hit und mit dem 2007 erschienenen exquisiten „Jacqueline“ ihren vielleicht bisher besten Song ein. „Eyes Like Pearls“, den ersten Song des neuen Albums, könnte man fast als eine Art Coral-Bingo bezeichnen, denn er vereinigt mit wässrigen Anspielungen, einem melancholischen Sehnen nach jugendlicher Unschuld und einem erstklassigen, erhebenden Refrain (“Eyes like pearls in the warming seas / as deep as the ocean, as wide as the valley / all my troubles seem so far away from me”) so gut wie all ihre „vintage“ Elemente.

 

Distance Inbetween betätigte den “freakout” Button, doch die meisten Songs auf diesem neuen Longplayer bauen auf dem fast schon forensischen Verständnis der Popstrukturen auf, über das Frontmann James Skelly verfügt, wobei tolle Akkordwechsel und musikalische Wechsel zwischen Euphorie und Melancholie besonders auffallen. „Reaching Out for a Friend“ ginge fast schon als New-Wave-Song durch. „She’s a Runaway“ ist eindringlich und schwermütig. Ihre psychedelischen Neigungen werden auf „Eyes of the Moon“ – auf dem womöglich eine Flöte zu hören ist – und dem schemenhaften „Outside My Window“ am deutlichsten. Die akustische Ballade „After the Fair“ (wunderschön mit den Fingern gezupft von Nick Power) zeigt Skelly besonders träumerisch, denn sie erfreut mit Karussell/Rummelplatz-Bildern, einer sich drehenden Orgel und einem emotional aufgeladenen Text über den Blick auf das Morgen, “before it’s gone away”.

 

Hier wird nichts geboten, was die Grenzen des Pop sprengen oder auch nur über das hinausgehen würde, was The Coral bisher veröffentlichten, aber große Originalität und Experimentierfreude sind nicht immer vonnöten. Dies ist ein weiteres entzückendes, solides Album von einer der beständigsten Bands Englands.

 

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