Lambchop: This (Is What I Wanted to Tell You) (City Slang)
Lambchop sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie eine Band in Würde alt werden kann. Die todernsten Betrachtungen von Frontmann Kurt Wagners verleihen ihnen eine Eigentümlichkeit, die sie vor sich ändernden Moden schützt, und macht sie zu widerspenstig und frisch, um in die Alt-Country-Schublade zu passen, in die sie licht hätten abgleiten können. Und gerade als ihr ironisches, ruhig symphonisches Songwriting drohte zu verkalken, sorgten sie für eine gehörige Veränderung und – genau wie Stephen Malkmus vor ein paar Wochen und so viele andere Mid-Life-Krisen in der US-Indieszene - setzten für das 2016 erschienene Album Flotus auf elektronische Klänge.
Diese Experimente werden hier fortgesetzt. Wagner ist erfreulicherweise das Gegenteil all jener Langweiler, die bei der bloßen Erwähnung von Auto-Tune aufheulen – er bearbeitet seine Stimme oft mit einem Effekt, der ihre Tonhöhe verändert und sie in ein verschwommenes Trällern verwandelt, was den Eindruck erweckt, er wäre ein defekter AI-Lounge-Sänger. Das ähnelt stark Bon Ivers jüngstem Werk, aber es findet sich hier genug typische Wagner Drolligkeit, um das Resultat eindeutig nach Lambchop klingen zu lassen, auch wenn diese Art der Darbietung bedeutet, dass die Texte weniger schlicht präsentiert werden.
„The New Isn’t So You Anymore“, der erste Track dieses Albums, kombiniert auf wunderschöne Weise warmes Klavier und ein erstklassiges Mundharmonika-solo mit Klatschen und Snares einer billigen Drum Machine. Er wartet mit bewegenden, urtypischen Wagner Textzeilen auf: Auf Banalität (“Michael Jackson just informed me / That Santa Claus is coming to town”) folgt sofort existenzielle Klarheit (“Let’s start again like stupid children / Sir, I’m afraid that’s not possible”).
Ein paar der Songs im mittleren Abschnitt grenzen an langweiligen Impressionismus, aber es sind nur ein paar Farbspritzer erforderlich, um die Palette wieder zu beleben. Dieses kalte, billige Klatschen kehrt auf „The December-ish You“, dem Highlight des Albums, zurück: dies ist eine Soft-Rock-Nummer, die von einer einzelnen „bent“ Gitarrennote vorwärtsgetrieben wird. Durch die Jazzballade „This Is What I Wanted to Tell You“ hingegen zieht sich ein knochentrockenes Band analoger Synthesizer, die von einem „lo-fi“ Chicago-House-Track stammen könnten.
Wagners Autorität ist das Fundament des Ganzen. “I’m in a Mexican restaurant bar / Watching the surfing and it looks amazing”, singt er mit der Verwunderung eines Stoner – seine Fähigkeit, im Alltag spirituelle Schönheit zu sehen, ist eine Lebenslektion in Liedform.
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