Amyl and the Sniffers: Amyl and the Sniffers (Rough Trade)
Nach zwei erfrischend kampflustigen EPs und Liveshows, mit denen sie auch in Europa für Begeisterung sorgten, waren Amyl and the Sniffers plötzlich die große Hoffnung des Rock'n'Roll: Gitarren auf voller Lautstärke, donnernde Drums, gebellte, vergnügt dümmliche Texte. Dennoch fiel es schwer, sich nicht zu fragen, ob dies eine Blase war, die bald platzen würde, oder doch etwas, das länger anhalten kann. Ihr Debütalbum bietet eine Antwort.
Das hier gebotene Material ist etwas subtiler und einfallsreicher als die Songs der EPs – die Lead-Guitar-Linie von „Angel“ ist melodiös und geschmeidig, begleitet von Surf-Rock-Schlagzeug (Dum dum-dum) ., doch es ist ein Album, bei dem sich alles um den Moment dreht, ein Stumpfe-Gewalt-Trauma von einem Werk. Die Wucht wurde erhöht: Ross Ortons Produktion verwandelt die Sniffers von einem Hammer in eine Abrissbirne, macht das Album aber auch ein bisschen langweilig. Ohne das außerordentliche Bühnen-Charisma von Amy Taylor fehlt zudem das die geradezu animalische Aufregung des Liveerlebnisses,: hier kann es einzig und allein um die Musik gehen.
Und diese Musik ist unterhaltsam, aber limitiert. Die Riffs sind gut („Starfire 500“, „Gacked on Anger“ und „Got You“ ragen heraus), aber sie sind nie großartig, rauben einem weder Atem noch Verstand. Die Songs sind kurz, weshalb nie das Risiko besteht, dass sie langweilig werden könnten. Es ist nicht Amyl and the Sniffers’ Schuld, dass sie wie ein „second coming“ behandelt werden - dies macht eher deutlich, wie wenig guten Rock'n'Roll es derzeit gibt -, aber das ist nicht zu ihrem Vorteil. Ohne großes Tamtam wäre dies ein wirklich anständiges Album gewesen. Mit all dem Lob, mit dem sie überhäuft wurden, hätten sie ein neues Powerage machen müssen, um nicht zu enttäuschen.
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