Als Teenager veröffentlichte Steve Lacy zwei Alben mit der Funk-Truppe The Internet, eines davon für einen Grammy nominiert; er veröffentlichte auch eine Solo-EP und arbeitete schon mit Kendrick Lamar, Solange, Vampire Weekend und zahlreichen anderen zusammen, wobei er oft Beats ausschließlich auf seinem iPhone zusammenbastelte. Er wurde auch ein Model für Louis Vuitton. Mit 20 sind die meisten von uns zufrieden, wenn sie gelegentlich Sex haben und ab und zu auf Urlaub fliegen können, aber Lacy veröffentlicht nun unabhängig von großen Plattenfirmen sein Debütalbum, das noch dazu sehr gut ist.
Es mag sein, dass sein Alter ihm eine unglaubliche, fast kindliche Energie verleiht, was einer der Grunde dafür sein dürfte, dass er von Stil zu Stil hüpft. „Love 2 Fast“ ist Slacker-Indie-Rock, ein bisschen wie Mac DeMarco, wartet aber mit einer der kräftigsten Gesangslinien auf, die Lacy bisher geboten hat. „Basement Jack“ ist ein fröhlicher Sommer-Rap. „Amandla’s Interlude“ ist eine entzückende Geigen-Instrumentalnummer. „Guide“ ist so, als würde Prince zu Post-Punk-Pop Beziehungstipps geben. Auf „4ever“ werden zwei Takte Gospel im Stil von Madlib geloopt. „N Side“ ist so sinnlich wie D’Angelo oder Maxwell, was aber durch billige Drum Machines und eine zentrale Textzeile – “Tell me is it inside” – aufgewogen wird, die sowohl erotisch als auch unsicher ist. All das hat seinen Ursprung in der Freiheit einer Generation, die sich nicht mit langweiligen Genre-Überlegungen aufhält – aber während The Internets ähnlich emanzipierte Einstellung die Band in Gänge ohne jede Melodie verschlagen kann, setzt Lacy, wenn er allein werkt, ganz auf Hooks.
Der wunderbarste Song ist „Playground“, dessen Ein-Akkord-Rhythmusgitarre klimpert, als würde sie die Ankunft von Schwalben, Eiscreme und Love Island zugleich ankündigen; darüber schwebt eine entspannte Falsett-Gesangslinie, die durchaus von Sly and the Family Stone stammen könnte. Lacy verfügt über das Selbstvertrauen – und auch die Arroganz – der Jugend, das ihm erlaubt, „In Lust We Trust“ und „Only If“ zwei Minuten kurzen Lo-Fi-Liedchen zu machen, obwohl sie über so solide Melodien verfügen, dass sie viel größere Nummern sein könnten, ja müssten. Diese sorglose, etwas zu entspannte Herangehensweise verhindert, dass dieses Album ein Allzeit-Klassiker ist, aber sie ist auch der Grund dafür, dass es so ein Vergnügen ist. Lacy ist klug genug, ein paar Ecken und Kanten bestehen zu lassen, da sein Talent groß genug ist, um nicht auf Perfektion angewiesen zu sein.
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