Steel Pulse: Mass Manipulation (Rootfire Cooperative)
Steel Pulses 1978 erschienenes Debütalbum Handsworth Revolution ist ein Klassiker des Reggae der die Lebenserfahrung der schwarzen Einwanderer der zweiten Generation mit Songs einfing, die in Birmingham geschrieben wurden, während die rechtsextremen National Front immer mehr Zulauf bekam. Vier Jahrzehnte später widmet sich das erste Album der Band seit 15 Jahren der turbulenten Gegenwart, wobei die Themen von Menschenhandel über Kinderprostitution bis hin zum Klimawandel reichen. Auch die Musik wurde von der Band subtil überarbeitet. Die Roots-Rhythmen alter Pulse Grooves wie Ku Klux Klan haben etwas poppigeren Stücken und sogar einem gelegentlichen Rap Platz gemacht.Von der Besetzung aus der Punk-Ära, die unter anderem mit den Stranglers gemeinsam auf Tournee war, sind nur mehr Sänger David Hinds und Keyboard-Spieler Selwyn Brown dabei, aber das Songwriting des Sängers und sein an Bob Marley angelehnter Gesang haben nichts von ihren klagend galvanisierenden Qualitäten verloren, während er soziale Gerechtigkeit thematisiert. „Rize“ ist ein großer, pochender Ruf zu den Waffen. „World Gone Mad“ ist fassungslos ob der aktuellen Lage. „Don’t Shoot“ ist eine melodische Reaktion auf Polizeibrutalität. „Stop You Coming and Come“ und das von Bläsern befeuerte „Cry Cry Blood“ sind typische, leicht militante Steel Pulse Tracks, während „No Satan Side“ einfach ein wunderschöner Song ist. Die Themen werden mitunter zu offensichtlich abgehandelt, aber die 17 Songs werden mit Aufrichtigkeit, Leidenschaft und ansteckender positiver Einstellung vorgetragen. „Nations of the World“ ruft zu globaler Einheit auf, während eine Coverversion von Steve Winwoods „Higher Love“ – frech als „Rasta Love“ neu interpretiert – setzt einem mehr als gelungenen Comeback das Sahnehäubchen auf.
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