Soundwalk Collective with Patti Smith: The Peyote Dance (Bella Union)
Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass Stephan Crasneanscki, Simone Merli und Patti Smith ganz genau das Album gemacht haben, das sie machen wollten, inspiriert von den Schriften, die Antonin Artaud nach seinem Aufenthalt beim Volk der Rarámuri in der Sierra Tarahumara in Mexiko im Jahre 1936 verfasste. Jedes Wort ist an der richtigen Stelle, jede Klangfärbung präzise gewählt. Es wird Leute geben, die The Peyote Dance lieben und von Smiths halluzinatorischen gesanglichen Improvisationen und Soundwalk Collectives ernsten und schmucklosen musikalischen Settings begeistert sein werden.
Und es wird andere geben – vielleicht sind wir nur oberflächlich; diese Möglichkeit besteht -, die sich dieses Album anhören und dabei nur einen Strom von benebeltem Mystizismus wahrnehmen, begleitet von Schaben und Pfeifen, obwohl die Musik auf Instrumenten der Rarámuri gespielt wird und die Künstler Überbleibsel aus der Höhle mitnahmen, in der Artaud lebte, um zu “awaken the landscape’s sleeping memories”.
Es dauert nicht lange, zu erkennen, worauf man sich hier einlässt. Nach einem ersten Track, auf dem Gael García Bernal als Erzähler zu hören ist, beginnt Smith ihre erste Improvisation – Titel „Indian Culture“ -, in der sie über “urinary camphor from the bulge of a dead vagina” sinniert und feststellt, dass “daddy-mommy no longer buggers the innate pederast”. Nun ja, eben. Da geht es um Tod und nackte Figuren auf Pferden, genug Knochen, um ein ganzes Tierheim voller Hunde glücklich zu machen, aber kaum einen Anflug einer Melodie. Außerdem kann es in unserer Zeit als problematisch empfunden werden, dass Weiße ein Album über eine kulturelle Reise eines Weißen gemacht haben, der eine andere Lebensart erkunden wollte. Die realen Rarámuri sind nun einmal Farbige. Und sie haben verdammt guten Peyote.
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