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Thom Yorke: Anima (Albumkritik)


Thom Yorke


Thom Yorke: Anima (XL)



Die oberste Kassandra der elektronischen Musik liefert schon seit langem den Soundtrack zu unserem Zeitalter der Angst und Besorgnis. Auch auf seinem neuesten Album bietet Thom Yorke unbehagliche Musik, die nach der Arbeitsmethode des E-Jazz-Künstlers und Produzenten Flying Lotus aus Los Angeles entstand und zusammen mit einem Kurzfilm von Paul Thomas Anderson auf das Publikum losgelassen wird.

Yorke klingt frischer, aber die hier gebotenen Tracks weichen kaum vom sofort erkennbaren Stil und den vertrauten Versatzstücken ab, die der Radiohead Frontmann in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Radioheads langjähriger Produzent Nigel Godrich half dabei, diese Improvisationen in Songformen zu bringen – das Resultat sind neun Tracks, die oft (etwa das Starke „Traffic“, mit dem das Album beginnt) mit Echos der Freuden der Club-Musik durchsetzt sind, aber gelegentlich (etwa das düstere, aber hoffnungsvolle „Dawn Chorus“) auch ruhiger und intimer ausfallen.

Die meisten summen jedoch vor Unbehagen und sind so etwas wie digitale Hilferufe, die mit Schönheit eine spannende, aber wenig stabile Allianz eingehen. Der mit Abstand beste Song ist „The Axe“, einer von Yorkes besten Solo-Tracks, vollgepackt mit Glocken, Klatschen und Massen elektronischer Moskitos. Doch am bedeutendsten ist, dass er diese Liste der Anschuldigungen, in der Yorke sich danach sehnt, zu “take an axe to the pitter-patter”, nicht in klagendem Falsett singt, sondern in seinem tieferen Register.



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