Viel Umgebung, wenig Inhalt – Für Lonely Hearts müssen Sie nicht unbedingt ihre alte Kopie von Fallout: Las Vegas hervorkramen
Fallout: New Vegas wurde nie gebührend gewürdigt, und das scheint auch für die herunterladbaren Erweiterungen zu gelten. Es ist jedenfalls offensichtlich, dass diese Veröffentlichung nicht einmal annähernd so viel Aufmerksamkeit zuteil wird wie zum Beispiel dem Fallout 3 DLC, was vermutlich auch daran liegt, dass Skyrim schon seinen mächtigen Schatten vorauswirft. Alle, die Fallout: Las Vegas bis jetzt treu geblieben sind, erwartet mit Honest Hearts eine recht solide Erweiterung, die allerdings mehr Szenerie als Inhalt bietet.
Sie macht uns mit dem legendären Joshua Graham bekannt, der im Originalabenteuer stets als „The Burning Man“ bezeichnet wurde. Er ist vor allem deshalb besonders interessant, weil er in Van Buren, der Fortsetzung von Fallout 2, die letztendlich gestrichen wurde, ein Weggefährte sein sollte. Graham ist nicht das einzige aus Van Buren Tagen übriggebliebene Element, das in New Vegas auftaucht, aber die Begegnung mit ihm ist dennoch eine nette Sache für alle treuen Fans der Reihe.
Leider ist das auch schon das Positivste an diesem Abenteuer. Honest Hearts spielt im Zion National Park in Utah, der sich nicht allzu sehr vom Buschland der Mojave unterscheidet, aber doch mit einigen wunderbaren Ausblicken auf die Landschaft aufwartet. Die meisten Gegner werden Veteranen der Serie bekannt vorkommen, denn man begegnet den Yao Guais und den furchterregenden Cazadores, dazu den schon gewohnten wilden Tieren wie zum Beispiel Geckos. Sie werden in einen Stammeskonflikt verwickelt, denn gleich zu Beginn der Erweiterung werden all Ihre Begleiter von den White Legs abgeschlachtet, weshalb Sie sich allein auf den Weg machen müssen.
Sie bleiben jedoch nicht lange allein, denn Sie finden rasch einen schießfreudigen neuen Gefährten. Außerdem treffen Sie im Laufe des Spiels auf einige wichtige Charaktere, darunter den oben erwähnten Graham. Sie durchstreifen jedoch eine sehr dünn besiedelte Gegend, in der Sie vor allem auf verlassene Camps und andere Trümmer und Ruinen stoßen, weshalb Sie viel Zeit mit dem Durchstöbern von Müll verbringen.
Hier zeigt Honest Hearts seine größten Schwächen. Der größte Teil der neuen Inhalte beschränkt sich auf verpflichtende Such-und-Bring-Missionen. Ich verbrachte viel Zeit damit, im General Store nach so alltäglichen und banalen Dingen wie Lunchboxes zu suchen. Später kann man sich dann entscheiden, ob man einen friedliebenden Missionar oder den gewaltbereiteren Graham unterstützt. Für welche Seite Sie sich auch entscheiden, es gibt (wie üblich) jede Menge Blutvergießen.
Als Belohnung winken verschiedene einzigartige Waffen, darunter ein mächtiger Handschuh, der Ihre Hand im Prinzip in eine riesige, zornige Klaue verwandelt. Falls Sie Fallout: New Vegas gerade zum ersten Mal durchspielen, dann machen die Gegenstände, die man in Honest Hearts erwerben kann, die Erweiterung zu einer durchaus lohnenswerten Sache. Sollten Sie das Hauptspiel jedoch schon abgeschlossen haben, werden Sie das neue Abenteuer ein wenig gar seicht finden.
Honest Hearts ist eine solide Erweiterung – umfangreicher als Dead Money, aber nicht so inhaltsreich wie Point Lookout, der derzeitige Goldstandard in Sachen Fallout DLC. Und selbstverständlich ist es meilenweit entfernt von den Erweiterungen früherer Zeiten, als man für $/€30 ein mehr oder weniger ein komplettes neues Spiel erhielt. $10 sind ein angemessener Preis für das, was Honest Hearts zu bieten hat, aber letztendlich hängen Reiz und Wert dieses DLC davon ab, ob Sie sich noch mitten in der Kampagne des Hauptspiels befinden oder nicht. Denn es steht nicht dafür, für dieses ungefähr vier Stunden lange Abenteuer im Zion National Park die alte Kopie von Fallout: Las Vegas hervorzukramen.
PRO: Der Zion National Park macht visuell einiges her; viele neue Gegenstände; den Burning Man persönlich kenennzulernen, wird vor allem den treuen Fans viel Freude machen.
CONTRA: Fast ausschließlich Such- und Bringmissionen; die Story wirkt dünn und nicht richtig entwickelt.
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