Ein ausgefeiltes Ratchet & Clank Multiplayer-Spiel ist etwas Feines, aber lästige Bugs und andere Probleme trüben das Vergnügen
Kompromiss. Zu welchen Kompromissen in Sachen Rachet & Clank Gameplay sind Sie bereit, um einen linearen „Co-op“-Titel spielen zu können? Dies ist die grundlegende Frage, die sich alle, die die Serie kennen, stellen müssen, ehe sie sich in das leider doch recht unzulängliche Ratchet & Clank: All 4 One stürzen.
Ratchet & Clank: All 4 One musste für die ganz auf Multiplayer ausgelegte Spielerfahrung einige Opfer bringen. Das erste Opfer ist meine Nutzung der Begriffe „co-op“ und „kooperativ“ im Rahmen dieses Testberichts: Von allem Anfang an ist All 4 One ganz auf Wettstreit ausgelegt. Die Spieler finden bald heraus, dass die beste (eigentlich die einzige) Methode zum Erfolg daran besteht, durch das Spiel zu hetzen, jede Kiste aufzuschießen und alle Bolts, die als Währung dienen, und alle Sammeltiere aufzuklauben, ehe andere Spieler sie in ihre dreckigen Finger bekommen können.
In All 4 One müssen Ratchet, Clank, Captain Qwark und Dr. Nefarious in diesem Zustand der Disharmonie im Rahmen einer hektischen Action-Arcade-Kampagne zusammenarbeiten. Obwohl etliche der besten Elemente aus vorangegangenen Ratchet-Titeln zusammengeklaubt wurden und so manches bekannt erscheinen lassen, würde All 4 One wesentlich besser auf eine Münzen verschlingende Maschine in der nächsten Spielhalle passen – wenn es denn solche Lokale noch gibt.
Erfahrung und Spielwährung sind auf einer Konsole an einen bestimmten Charakter gekettet, was es ihnen erlaubt, Ihre Freunde einzuladen, ungefähr 10 bis 12 Stunden lang beim Aufleveln aller Charaktere zu helfen. Wenn ein Spieler mit einem Charakter, der noch nicht gespielt wurde, später in ein laufendes Spiel einsteigt, beginnt er ganz von vorne, ohne Geld und Waffen. Abhängig davon mit wem Sie spielen, wird das Ganze entweder zu einer Lektion in Wohltätigkeit oder zu einem Kampf darum, möglichst jede Kiste als erster zu erreichen und zu zerstören, um den Inhalt an sich zu bringen.
Dieser Multiplayer-Wettstreit wird in einem nach der Absolvierung eines Levels aufscheinenden zusammenfassenden Bericht dokumentiert, in dem der Spieler, der die meisten Bolts an sich bringen konnte (also der gierigste) zum „Sieger“ erklärt wird. Wenn immer wieder derselbe Spieler „siegt“, weil er vorauseilt und alles an sich nimmt (eine Vorgehensweise, die sehr erleichtert wird, wenn man die Levels schon kennt), kann das sehr enervierend werden. Das Ganze wird noch dadurch verschlimmert, dass diese Bolts nicht gleichmäßig verteilt sind. Spieler, die ihre Ausrüstung verbessern möchten, müssen also so schnell als möglich den linearen Pfad zu der nächsten Ansammlung wertvoller Kisten entlanglaufen.
In vorangegangenen Ratchet-Spielen konnte man die Waffen durch häufigen Gebrauch upgraden. Hier muss man Verbesserungen für die Waffen mit den Bolts kaufen, die man im Laufe des Spiels erringt. Die „Verbesserung durch Benützung“ Mechanik war eine gute Methode, die Spieler verschiedene Waffen ausprobieren zu lassen, um die für sie geeignetste zu finden. Dieses neue System sorgt hingegen dafür, dass man sich auf seine beste Waffe verlassen muss. Außerdem beschert das spiel allen Spielern, die immer dieselbe Waffe benützen, einen Schadensbonus, wodurch die Freiheit der Waffenwahl noch weiter beschränkt wird. Fast jede Begegnung mit Feinden wird dazu führen, dass alle Mitglieder der Gruppe auf die Combuster Gun zurückgreifen (mit einem kurzen Abstecher zum Muntionsnachlade-Pad), um den Bösewichten und Bossen möglichst effizient den Garaus machen zu können.
Ratchet & Clanks charmante Charaktere, fröhliche Science-Fiction-Atmosphäre, farbenfrohe Präsentation und harmlose Story bleiben intakt. Der nicht fassbare Vibe des der Serie bleibt unangetastet, wozu vor allem auch die wunderbaren filmischen Zwischensequenzen beitragen, die nicht davon abhängen, dass alle vier Charaktere gespielt werden.
Allen, die das Spiel allein bewältigen möchten, wird ein Clank-Bot zur Seite gestellt, der sie bei den Kämpfen unterstützen und beim Lösen der Multiplayer-Rätsel helfen wird. Die AI bleibt mitunter an Kanten und anderen Objekten hängen, aber dieser kleine Fehler ist leicht zu beheben, indem Sie sich von Ihrem momentanen Standort wegbewegen, wodurch die Pfandfindung des Bots zurückgesetzt wird. Ein Hauptproblem beim Alleinspielen ist, dass Ihr Charakter über sehr wenig Leben verfügt und sehr oft durch zufällige Treffer sterben wird, was später im Spiel sehr frustrierend werden kann. Wenn Sie sterben und der Bot stirbt, müssen Sie den Level von vorne beginnen.
Die Charaktere drei und vier sind nicht mehr als Beiwerk. Sie können mit ihnen oder ohne sie spielen, aber Sie sollten wissen, dass sie allein schon dadurch, dass sie leben, die Gefahr verringern, einen Abschnitt mehrmals von neuem beginnen zu müssen.
Einmal ganz abgesehen von den Abstrichen bei der bewährten Formel, stellt sich die grundlegende Frage, für wen dieses Spiel eigentlich gedacht sein soll. Es ist familienfreundlich, aber der Wettbewerbscharakter passt damit nicht so recht zusammen. Vielleicht ist es für eine Gruppe konzipiert, die sich nach einer unterhaltsamen 15 Stunden langen Co-op-Spielerfahrung sehnen, aber dafür sind andere Spiele (zum Beispiel Dungeon Defenders) besser geeignet. Kann es sein, dass es nur für eingefleischte Ratchet & Clank-Fans gemacht wurde? Doch für echte Fans dürfte das Gebotene zu einfach, linear und auch zu wenig sein.
Wenn Sie sich nur ein Multiplayer-Spiel mit Ratchet-Qualitäten wünschen und nicht ein Ratchet-Spiel mit Co-op, dann werden Sie mit Ratchet & Clank: All 4 One etliche Stunden Spaß haben. Es ist ein durchschnittliches, lineares, aber ausgezeichnet produziertes Actionspiel. Der Ratchet & Clank Name wurde hier verwendet, um eine Multiplayer-Variante mit Gameplay-Konzepten aus der Serie zu testen, aber trotz der scheinbaren Familiarität ist All 4 One kein Ratchet & Clank-Spiel.
PRO: Multiplayer funktioniert überraschend gut im Rahmen des bekannten Ratchet & Clank Templates; abwechslungsreiche Action; visuell so gelungen und lustig wie die Vorgänger.
CONTRA: Wird gegen Ende eher langweilig und zugleich frustrierend, da mitunter ganze Horden von Feinden über einen hereinbrechen; taktisch wenig herausfordernd; seltsame Bugs und Glitches; die Einzelspieler-Möglichkeiten sind nicht gerade berauschend.
Abschließende Bewertung
Spiel: 6,25
Spaßfaktor 6,0
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