Gotham City Impostors ist eine jener Ideen, die gerade dumm genug sind, um funktionieren zu können. Die Prämisse ist, dass Batman des ständigen Kampfes gegen das Böse überdrüssig geworden ist und es einer Armee von verkleideten Idioten mit Hang zum Größenwahn überlassen hat, an seine Stelle zu treten. Ihnen steht eine Truppe von Joker-Fans gegenüber. Da all diese Verrückten über Schusswaffen verfügen, geht es bald heiß her.
Völlig lächerlich, aber auch entsprechend frech, ja tollkühn.
Diese Tollkühnheit ist an allen Ecken und Enden zu spüren.
Gotham City Imopstors ist ein teambasierender First-Person-Shooter, in dem Gruppen von „Bats“ gegen „Jokerz“ kämpfen, wobei beide Seiten über etliche konventionelle und auch manche sehr exotische Waffen verfügen. Die Prämisse ist sicher einzigartig und entbehrt nicht eines gewissen Charmes, aber ein großer Teil des Spiels ist so genretypisch wie nur irgend möglich. Impostors „borgt“ sich Elemente von Team Fortress 2 und Call of Duty, um unter einer Schicht größtenteils kosmetischer Innovationen einen ziemlich traditionellen First-Person-Shooter zu kreieren.
Geboten werden fünf Karten und eine Handvoll Spielmodi, darunter Deathmatch, Capture-and-hold und Capture-the-Flag, wobei letzterer mit einer originellen Neuerung aufwartet. Der Modus heißt hier „Psychological Warfare“ und die Teams müssen eine Batterie zu einem Gedankenkontrollgerät transportieren. Wenn es einem Team gelingt, das Gerät in Gang zu bringen, wird das andere dadurch völlig willen- und hilflos, denn die Mitglieder können weder Waffen abfeuern noch die Umgebung richtig wahrnehmen und müssen sich anhören, wie nutzlos sie sind. Kleine nette Einfälle wie dieser durchziehen das Spiel und schaffen es zumindest teilweise, darüber hinwegzutäuschen, wie genretypisch die Action ist.
Möchtegern-Helden und – Bösewichte können etliche Waffen freischalten, darunter die gewohnten Sturmgewehre und Schrotflinten, aber auch ausgefallenere Waffen wie Bogen und Schleudern mit explosiven Geschoßen. Zusätzlich können die Spieler eine Nebenwaffe, etwa Wurfsterne, eine Axt oder Granaten, und ein Gadget wählen. Diese kleinen Gegenstände sind der innovativste Aspekt von Monoliths Shooter: die Spieler können Haken benützen, um sich mittels Seilrutschen schnell von einem Ende der Karte ans andere zu flitzen, Rollschuhe, um sich am Boden schneller fortzubewegen, Gummisohlen, um höher zu springen, oder Scanner, um Gegner auf der Karte zu markieren. Das richtige Gadget zu wählen, ist sehr wichtig für das Erschaffen eines erfolgreichen Charakters, denn es hat großen Einfluss auf den Spielstil.
Wenn die Spieler Erfahrungspunkte sammeln, können sie Fähigkeiten und Killstreaks (hier heißen sie „fun facts“ und „rampages“) auswählen, aber auch neue Körper, um ihre physischen Werte zu verändern. Nach einigen Levels können sie auch Online-Banden beitreten, die um Gebiete kämpfen, wobei die Erfolge der einzelnen Mitglieder in all ihren Kämpfen für den Erfolg ausschlaggebend sind. Am Ende einer jeden Runde werden die Spieler mit Costume Coins (Münzen für Kostüme) belohnt, mit denen man neue Kleidungsstücke erwerben und seinen Avatar personalisieren kann. Dieser Fokus auf die Personalisierung macht den größten Reiz des Spieles aus, aber die Umsetzung stellt das größte Problem dar.
Ein einzelnes Kleidungsstück kostet zwischen 100 und 400 Costume Coins, aber der durchschnittliche Spieler erhält am Ende eines jeden Spiels nur zwischen 20 und 30 dieser Münzen. Wenn man bedenkt, dass sowohl Jokerz als auch Bats ihre eigenen Kostüme haben und es mehr als fünf Spiele dauert, bis man sich ein neues Kleidungsstück leisten kann, dauert es ein schönes Weilchen, bis ein Spieler das Gefühl hat, einen wirklich eigenen Charakter zu spielen.
Dasselbe lässt sich auch vom Aufleveln insgesamt sagen. Für jeden erreichten Level erhält man üblicherweise einen Freischaltpunkt für eine Kategorie, seien es Waffen, Mods, Rampages oder Körpertypen. Diese Freischaltpunkte sind nicht universell einsetzbar, was bedeutet, dass man Waffenpunkte nur für Waffen, Mod Unlocks nur für Waffenmodifikationen, etc. verwenden kann. Auch dies trägt dazu bei, dass es ganz schön lange dauern kann, bis ein Spieler einen Charakter spielen kann, der wirklich nach seinem Geschmack ist – leider werden einem die fünf Karten und die wenigen Modi langweilig, ehe man einen wirklich coolen Charakter zusammengebastelt hat.
Es hat natürlich einen „guten“ Grund, warum das so lange dauert. Impostors hat das Free-to-play-Modell kopiert, was bedeutet, dass es extra so gestaltet wurde, dass der Spielfortschritt durch reines Spielen langwierig und ermüdend ist, damit möglichst viele Spieler diesen Prozess durch Zahlung kleiner Beträge abkürzen. Mehr als 150 herunterladbare Gegenstände können erworben werden, darunter Kostüme, Erhöhungen der Erfahrungspunkte sowie freischaltbare „Maskottchen“, die dem Spieler überallhin folgen. Es ist ein offensichtlicher Versuch, ein Freemium-Spiel nachzuäffen, nur dass Gotham City Impostors nicht gratis spielbar ist.
Ja, es stimmt, dass die meisten herunterladbaren Gegenstände auch kostenlos im Spiel verfügbar sind, aber es wurde alles so gestaltet, dass sich die nicht zahlungswilligen Spieler ordentlich abstrampeln müssen, um das Gewünschte zu erhalten. Der ganze Zweck von Gotham City Impostors besteht darin, den Spieler auf nicht allzu subtile Weise dazu zu animieren, ein wenig Geld springen zu lassen, um einiges ein wenig früher freizuschalten. Das Ganze wäre hinterhältig, wäre es nicht so offensichtlich.
Das Problem ist, dass Gotham City Impostors kaum genug bietet, um den Kaufpreis zu rechtfertigen, geschweige denn die zusätzlichen Aufwendungen. Es ist beileibe kein schlechtes Spiel und es bietet sogar für ein oder zwei Stunden wirklich gute Unterhaltung, aber es ist so fadenscheinig, wie es ein Shooter nur sein kann. Selbst mit all den Gadgets und der Cartoonatmosphäre ist Impostors ein wenig origineller und ziemlich langweiliger Shooter, der es schwer haben wird, sich gegen die vielen anderen Shooter, von denen etliche besser sind, zu behaupten. Leider wirkt das Gebotene eher wie der obligatorische Multiplayer, der an ein Einzelspieler-Spiel angeheftet wurde, als wie ein eigenständiger Titel, der ausschließlich aufs Online-Spiel ausgelegt ist. Impostors erinnert weniger an Call of Duty oder Team Fortress, sondern eher an die nicht gerade berauschenden Multiplayer-Modi von F.E.A.R. oder BioShock 2.
Die wenigen Karten unterscheiden sich kaum von einander und sind ziemlich einfach gehalten, die Kämpfe sind von der allzu simplen Laufen-und-Schießen-Art, die wir alle seit vielen Jahren spielen, und man kann mehr oder weniger in einer Stunde alles erleben, was das Gameplay zu bieten hat. Danach lohnt sich das Weiterspielen nur, wenn man unbedingt neue Kleidungsstücke haben möchte, um seinen Charakter schick auszustaffieren, aber die meisten Spieler werden die immer gleiche Action und dieselben wenigen Levels bald satt haben.
Gotham City Impostors möchte unbedingt ein Freemium-Spiel sein, so viel ist offensichtlich. Das Gameplay ist ordentlich, aber nicht außergewöhnlich, und das Hauptaugenmerk wird auf die Personalisierung gelegt – die natürlich ihren Preis hat, egal ob Zeit oder Geld. Die geringe Zahl an Karten, Spielmodi und Waffen scheint darauf hinzudeuten, dass schon in naher Zukunft jede Menge Premium DLC verfügbar sein werden. Es ist klar, dass sich Monolith Productions und Warner Bros. zusammengetan haben, um ein FarmVille mit Batman-Thematik zu kreieren, aber von den Beschränkungen der Konsolen in Bezug auf dieses Geschäftsmodell daran gehindert wurden, diese Absicht komplett umzusetzen.
Das ist eine gute Entschuldigung, zunächst Geld für das Spiel zu verlangen, aber keine Entschuldigung, für ein Spiel, das rund um Mikrotransaktionen gestaltet wurde, die vollen $15 zu verlangen. Das Gotham City Impostors nicht sonderlich gut ist, macht das Ganze noch unverschämter.
PRO: Umfangreiche Personalisierungsmöglichkeiten; interessante und neue Möglichkeiten, sich auf den Karten fortzubewegen; rasantes Gameplay.
CONTRA: Wenig Abwechslung; oft langes Warten auf Matches; sich wiederholende Sprüche der Charaktere; langwieriges Spielen, um zu seinen Wunschgegenständen zu kommen.
Abschließende Bewertung
Spiel: 5,0
Spaßfaktor: 5,5
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