Florida Georgia Line: Can't Say I Ain't Country (Big Machine)
Das vierte Album des US-amerikanischen Duos Brian Kelley und Tyler Hubbard beginnt mit einem Sketch und einem Song, die beide jede Andeutung, Florida Georgia Line wären nicht wirklich „country“, zurückweisen. “You can say I’m a redneck, you can say you don’t like my truck”, singen sie, “but you can’t say I’m not country.” Dies ist eine ungewöhnlich defensive Art, ein Album zu beginnen, das sich fast sicher sehr gut verkaufen wird, aber vielleicht sind ihnen solche Vorwürfe unter die Haaut gegangen. Sie sind schließlich die herausragenden Persönlichkeiten von “bro country”, einem erfolgreichen, aber viel geschmähten Sub-Genre, das sich dadurch auszeichnet, dass muskulöse, tätowierte Männer, die regelmäßig im Fitnesscenter trainieren, in Trucks Songs über Partys, Trinken und Affären singen. Interessanter und abwechslungsreicher wird das Ganze durch den Einbau verschiedener Elemente der Rock- und Hip-Hop-Produktion. Bro-Country-Künstler wurden von Maddie Marlow und Tae Dye parodiert und von FGL selbst als “douchebag music” bezeichnet, was nicht verhinderte, dass der von Nelly remixte Song „Cruise“ des Duos zur „biggest-selling digital country single“ aller Zeiten wurde.
Can’t Say I Ain’t Country ist voller Bro-Country-Klischees. Im Sketch „Tyler Got Him a Tesla“, mit dem das Album beginnt, wird Hubbard aufgezogen, weil er sich einen teuren elektrischen Truck zugelegt hat. Die Texte sind mit Erwähnungen von Instagram und Playlists durchsetzt und die Songs bewegen sich immer nah an der Grenze zwischen Country und radiofreundlichem modernem Pop.
Hier werden haufenweise Hooks und mit der Maschine auf Hochglanz polierte Harmonien, aber auch Schreie im Stil von Hank Williams, mit den Fingern gespielte Mandolinen und reichlich klischeehafte, aber hymnische Refrains geboten. Viele der Songs taugen zur Beschallung von Einkaufszentren, aber sie sind sehr eingängig. „Speed of Love“ tobt fröhlich herum und es ist besonders – und ärgerlich– schwer, den (schluck) gepfiffenen Hook von „Simple“ zu vergessen.
Wären bloß ihre Texte nicht so peinlich. “I’m looking at that fine little dress … now I just want to talk you out of it”, singen sie wie angeheiterte Teenager. Sie tun sich für einen tollpatschigen Versuch, sich mit Frauen gut zu stellen, mit Jason Derulo zusammen - „Women“ (“the reason we’re living”) -, während „People Are Different“ ein gutgemeinter, aber infantiler Appell für Einheit ist (“smile at a stranger, love thy neighbour”, oh Gott). Bei „Y’all Boys“, einer ungenierten Hommage an zu Hause gebrannten Alkohol, die Jagd, den Südstaatenakzent und das unvermeidliche “pretty girl”, fühlen sie sich hörbar wohler, aber es gibt viele gute Gründe, zu „bro“ nein zu sagen.
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