Bethesdas bestes Rollenspiel bisher. Nahezu perfekt.
Die Elder Scrolls-Reihe hat schon seit vielen Jahren eine treue Fangemeinde, aber angesichts des enormen Erfolgs von Oblivion und den hohen Erwartungen an seinen Nachfolger dachte ich, dass Bethesda auf Nummer sicher gehen und eine leicht verbesserte Fortsetzung der Serie abliefern würde. Stattdessen hatte ich das Gefühl, die nächste Entwicklungsstufe von The Elder Scrolls zu spielen.
Zu Beginn des Spiels war ich jedoch nicht sonderlich optimistisch. Skyrims Story beginnt mit der öffentlichen Enthauptung eines politischen Gefangenen. Aber sehen Sie selbst:
Das filmische Erzählen war noch nie Bethesdas Stärke, weshalb es mich doch wundert, dass dich das Team diesmal entschloss, ihm gerade zu Anfang des Spiels so prominenten Raum einzuräumen. Aber nach diesen wackeligen ersten Minuten kommen Story und Gameplay von Skyrim rasch richtig in Fahrt.
Ab dem Moment, da die Angriffe des Drachen nachließen und mein Charakter sicher in die gebirgige Landschaft von Skyrim trat, konnte ich mich an den wunderbaren Landschaften gar nicht mehr satt sehen. Alle von Bethesdas Veröffentlichungen der letzten Jahre gaben mir dieses „Jetzt bin ich nicht mehr in meiner eigenen kleinen Welt“ Gefühl, sobald sich die offene Welt vor mir auftat, aber nicht in dem Ausmaß, wie dies bei Skyrim der Fall ist. Diese Welt hat den Rapture oder Arkham Asylum-Reiz und ist mindestens so sehr ein Star des Abenteuers wie die Charaktere, die Drachen und das Gameplay.
Obwohl die Landschaften von Skyrim nicht die fantastischen Elemente der eben genannten Orte aufweisen, sind mit den darin verborgenen Geheimnissen Aufregung, Spannung und ein echtes Gefühl des Entdeckens verbunden. Ich kletterte auf einen Berg, um eine lange vergessene Grabstelle zu finden, ich durchquerte die gefrorene Tundra auf der Suche nach mächtigen maskierten Feinden, die mit einem der größten Mysterien dieser Welt zu tun haben, und ritt auf meinem Pferd in aller Eile zu einem Dorf, das von einem Drachen attackiert wurde. In der Welt findet sich so viel, das Aufmerksamkeit und die Zeit des Spielers verdient, egal ob dabei ein verzaubertes Schwert herausspringt oder man auf ein Dorf stößt, das einem jede Menge Nebenmissionen beschert.
Die Häufigkeit, mit der man neue Aufgaben erhält, ist erstaunlich. Einmal hatte ich 14 offene Hauptmissionen und 32 offene Nebenmissionen im Menü stehen. Diese umfangreiche Liste machte mich zu einem sozialen Außenseiter; ich mied andere Charaktere, weil ich Angst hatte, weitere Aufträge von ihnen zu erhalten. Selbst diese Strategie funktionierte nicht, denn immer wieder tauchten Boten auf, die mir Dokumente überreichten, die neue Missionen enthielten. Außerdem belohnten einige NPCs gut ausgeführte Aufträge mit weiteren Aufgaben. Nachdem ich die Hauptmissionen nach ungefähr 65 Stunden absolviert hatte, war ich erstaunt, wie viele Aufträge noch zu erledigen waren, wie viele NPCs ich noch nicht gesprochen und wie viele Orte ich noch nicht besucht hatte.
Mit nahezu jeder Aufgabe ist Handlungsstrang verknüpft. Manche dieser Geschichten stehen mit dem Hauptkonflikt in Zusammenhang (Ihr Charakter ist der auserwählte, der das Königreich von Drachen befreien soll), während andere Handlungsstränge für sich allein stehen oder die Geschichte der Welt ausgestalten. Auf gewisse Weise wirkt das Spiel wie eine riesige Sammlung von Kurzgeschichten. Die Hauptkampagne ist toll geschrieben und Bethesdas beste bisher. Alle Szenen mit den Graubärten sind fantastisch. Mir gefiel auch Skyrims Darstellung der Dunklen Bruderschaft (Dark Brotherhood) und ich hatte viel Spaß als Mitglied der Bardengilde (mein böser Charakter trägt Musik im Herzen). Selbst die Bücher, die in großer Zahl im ganzen Königreich verstreut sind, haben Interessantes zu erzählen.
Die meisten Handlungsstränge führten mich an neue Orte auf der Karte. Oblivion wurde für seinen Mangel an Abwechslung beim Design der Dungeons gescholten. Dieses Problem besteht bei Skyrim nicht. Ja gewisse Texturen und Felsformationen tauchen wiederholt auf, aber die Gestaltung eines jeden Dungeons ist einmalig und individualisiert – in einigen Fällen sogar mit Indiana-Jones-artigen Fallen oder Puzzles. Das Design der Dungeons berücksichtigt auch das Wohlbehagen des Spielers und bietet stets leicht erreichbare Ausgänge. Ja, es stimmt, Sie müssen nicht mehr lange Strecken zurückgehen, um an die Oberfläche zu gelangen.
Ich wollte ursprünglich einen starken Nahkämpfer mit Schwert und Schild erschaffen, wurde dann aber rasch süchtig nach den brillant gemachten Zaubern. Sie gaben mir das Gefühl, ein mittelalterlicher Imperator Palantine zu sein, der unzählige Feinde zugleich vernichten kann, indem er zugleich Feuer und Elektrizität von seinen ausgestreckten Händen ausstrahlen lässt.
Da Ihr Charakter der Dragonborn ist („Dovahkiin“ in der der uralten Drachensprache), kann er oder sie auch mächtige magieartige Schreie (Shouts) ausstoßen. Der Umstand, dass die einfache Handlung des Schreiens eine Handvoll Feinde in Flammen aufgehen lassen kann, hat etwas Lustiges an sich. Eine erstaunliche neue Kraft, die hier zu dem Elder Scrolls-Mix hinzugefügt wurde.
Die Auswahl an Zaubern und Shouts ist groß und es macht Spaß, damit herumzuexperimentieren (versuchen Sie nur einmal Feuer, Eis und Elektrizität zugleich anzuwenden). Ich experimentierte hier mehr als bei jedem anderen Elder Scrolls-Spiel mit meinen Fähigkeiten herum, was nicht zuletzt auf das sogennante „Perks“ System zurückzuführen ist.
Alle Zauber im Spiel sowie das Waffenmanagement werden durch das neu gestaltete Menüsystem sehr angenehm gestaltet - es ist die nutzerfreundlichste Lösung, die ich bisher in einem Rollenspiel gesehen habe. Jeder beliebige Zauber und jede Waffe kann zu einer Favoritenliste hinzugefügt werden und magische Waffen können mit Seelenedelsteinen wiederaufgeladen werden, was nur wenige Klicks erfordert. Das Inventarmanagement insgesamt könnte besser sein, denn ich verbrachte sehr viel Zeit damit, Händler zu finden, die bereit waren, bestimmte Gegenstände zu kaufen, und auch über ausreichend Bares verfügten, um den Handel abzuschließen (aber das kennt man schon aus vorangegangenen Titeln der Serie). Das man Gegenstände in der Truhe nicht sortieren kann, ist auch lästig.
Im Kampf sind ebenso viele Verbesserungen zu bemerken wie bei der Funktionalität der Zauber. In Oblivion nützte ich die Schwächen der AI aus, indem ich mich rückwärts bewegte und zugleich Zauber auf Feinde abfeuerte, die mich nicht und nicht treffen konnten. Diese Taktik funktioniert in Skyrim nicht mehr. Angreifende Charaktere bewegen sich schneller als ich ihr zurückziehender Charakter. Obwohl die Wegfindung der AI in gewissen Situationen nach wie vor ausgenützt werden kann – manche Charaktere schaffen es einfach nicht, sich um einen Tisch zu bewegen -, sind die Kämpfe diesmal größtenteils Tests der individuellen Fähigkeiten. Jede Facette des Kampfsystems funktioniert sehr gut. Schwerter klirren bedrohlich, Schilde sind die Lebensretter, die sie sein sollen, und dank der Fähigkeit des Multitaskings kann man Heilungszauber aussprechen, während man zuschlägt. Lediglich der Umstand, dass man mit den Nahkampfwaffen nur herumfuchteln und nicht wirklich gezielt zuschlagen oder –stechen kann, trübt das Vergnügen ein wenig.
So schreckenerregend ein feuerspeiender Drache auch aussieht, der Leute attackiert, die ihr Hab und Gut retten möchten, so wenig herausfordernd und aufregend sind die Kämpfe gegen diese Ungeheuer. Trotz ihres bedrohlichen Aussehens sind die Drachen Angriffen mit Schwert oder Zaubern gegen Beine und Flügel nahezu schutzlos ausgeliefert. Diese fliegenden Schweine sind leicht zur Strecke zu bringen, zumindest am Anfang. Später im Spiel bekommen Sie es mit mächtigeren und gefährlicheren Drachen zu tun, aber auch die sind unter Ausnutzung von Felsen nicht allzu schwer zu besiegen.
Das größte Problem, mit dem Skyrim zu kämpfen hat, ist eines, das wir von nahezu jedem von Bethesda entwickelten Spiel kennen: Bugs en masse. Es machen sich nicht so viele Fehler wie bei Oblivion bemerkbar – Bethesda gelingt es zunehmend, stabilere Produkte auf den Markt zu bringen, aber ich hatte dennoch mit zahlreichen Bugs zu kämpfen, die mich zwangen, gespeicherte Spielstände zu laden. Das Auto-Save-System zeigt die letzten paar Punkte an, was eine gewisse Erleichterung sein kann, aber es ist trotzdem wenig erfreulich, Fortschritte und große Erfolge zu verlieren. Also: Oft speichern! Falls Sie viele Stunden am Stück spielen, werden Sie mit einigen solchen Rückschlägen zu kämpfen haben. Einige der Glitches können recht lustig sein. So schwebte etwa einer meiner Begleiter horizontal hinter mir her wie der im Karbonit gefangene Han Solo. Außerdem tötete ich einen Drachen mit einem Streich, doch sein Gerippe bleib am Leben und war in der Welt fürderhin unverwundbar (ich nannte es Der furchtbare Knochen).
Diese Probleme, so unerwünscht sie auch sind, ändern nichts daran, dass Skyrim Bethesdas bisher beste Veröffentlichung ist. Dies ist eines jener Spiele, an die ich mit einer klaren Vorstellung von dem, was ich erreichen möchte, herangehe, nur um mich dann nach acht oder zehn Stunden intensiven Spielens am anderen Ende des Kontinents wiederzufinden, ohne auch nur eine der eingeplanten Aufgaben erfüllt zu haben. Sykrim bestimmte mein Leben werden der vergangenen drei Tage und es würde mich nicht wundern, wenn des für den Rest des Jahres ein fixer Bestandteil meines Spielerepertoires bliebe. Es ist eines der größten, an Inhalt reichsten Spiele, die ich bisher spielen durfte.
Das Ende
Falls Sie denken, Sie haben die Storykampagne abgeschlossen, aber der Abspann läuft nicht, vertrauen Sie Ihrem Gefühl. Angesichts der vielen Nebenmissionen entschloss sich Bethesda dazu, die Spieler gleich wieder in die Spielwelt zurückzulassen, um weiterzumachen, anstatt ihnen 25 Minuten Abspann zuzumuten. Wenn Sie wissen möchten, wer das Spiel gemacht hat, finden Sie im Menü eine Möglichkeit, sich dies anzusehen.
PRO: Chaos und Wunderbares können hinter jeder Biegung, jedem Hügel und jedem Berg warten; die Haupthandlung ist besser als in Oblivion; der Einsatz von zwei Waffen gleichzeitig und die Shouts machen die Kämpfe unterhaltsamer; das Mischen von Tränken und die Herstellung von Waffen sind leicht und machen sicher manchem Spieler Spaß.
CONTRA: Gewisse technische Probleme können manchen schönen Erfolg zunichte machen; Drachen sehen furchterregend aus, sind aber leicht zu besiegen; Laden bei jedem Betreten und Verlassen eines Gebäudes.
Abschließende Bewertung
Spiel: 9,5
Spaßfaktor: 9,5
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