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Syndicate – Der Spaß und Spiele Test

 

EAs Reboot ist anders – aber auch unterhaltsamer – als die meisten erwartet haben dürften

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Ein vor nicht allzu langer Zeit von EA ins eigene Archiv unternommener Ausflug beschert uns Syndicate, einen neuen First-Person-Shooter, der die gestalterischen Fähigkeiten und die technische Kompetenz des schwedischen Entwicklers Starbreeze mit der grundlegenden Fiktion (aber sonst fast nichts) des 1993 erschienenen klassischen isometrischen Taktikspiels Syndicate aus dem Hause Bullfrog. Der Shooter erinnert mehr an Deus Ex und BioShock als an alles, was von Peter Molyneux’ altem Studio produziert wurden. Starbreezes Welt ist eine, die wir schon des Öfteren gesehen haben, aber wenn Sie nicht ausschließlich auf alte Spiele fixiert sind, werden Sie erkennen, dass das neue Syndicate eine grundsolide, beeindruckend gerenderte, nur ein wenig halbgare Variante des modernen Shooters ist. EA hätte uns etwas viel Schlechteres vorsetzen können.

Syndicate spielt in der alptraumhaften Zukunft des Jahres 2069. Einige wenige, fast allmächtige Konzerne – die Syndikate – sind an die Stelle der traditionellen Regierungen getreten und beherrschen alles. 57% der Menschen rennen mit teuren Chips in ihren Köpfen herum, die ihnen ermöglichen, an der bösartigen Verbraucherkultur, die auf ungebremstem Konsum basiert, teilzuhaben, während die übrigen 435 nichts haben und in den verkommenen Ghettos unterhalb der Mega-Skyscraper ums nackte Überleben kämpfen. Syndicate hat großen Spaß an diesem sozialen Kommentar, der angesichts der Ereignisse in der Welt durchaus angemessen ist. Diese höllische Zukunft bietet einen stets interessanten Hintergrund für die Schießereien.

Die Einzelspielerkampagne ist eine leidlich unterhaltsame Reise durch diese düstere Zukunft und setzt Sie in einem Hotspot nach dem anderen ab, wo Sie gerade so lange verweilen, bis Sie das Gefühl bekommen, etwas Neues sehen zu wollen. Die Story ist ziemlich dünn und arbeitet mit viel zusätzlichem Text, um halbwegs etwas herzumachen, und endet mit einem typischen Cliffhanger, wie ihn die Spiele heutzutage so zu lieben scheinen. Dennoch ist die Kampagne unterhaltsam, da die Action solide ist und die Schauplätze schön sind.

Von der leuchtenden Neonnacht der Trainingsmission bis hin zu einer riesigen, in Sonnenlicht getauchten Flottille unter den blauen Himmeln des atlantischen Ozeans, Syndicate ist durchgehend tadellos: Starbreeze konnte in die Jahre gekommener Hardware wirklich schöne Bilder entlocken. Einige werden wahrscheinlich an dem exzessiven Einsatz des Bloom-Effekts Anstoß nehmen, aber mir gefällt das geschäftige, mitunter blendende, übertriebene Motiv. (Und wer weiß schon, ob im Jahr 2069 nicht wirklich die Hälfte aller Oberflächen mit Chromüberzug glänzen.) Das einzige Problem mit diesen wunderschönen Levels ist, dass Sie in ihnen allzu oft durch Korridore und geschlossene Räume geschleust werden. Der Flottillen-Level gewährt Ihnen einige tolle Ausblicke, die durchaus auch in Mirror’s Edge gute Figur gemacht hätten, aber die meiste Zeit über laufen Sie in irgendeinem Schiffsinnereien herum.

Sie spielen einen technologisch modifizierten Agenten. Ein einfaches Upgrade-System erlaubt Ihnen, gelegentlich seine Fähigkeiten verbessern. Besonders wichtig ist seine Fähigkeit, viele elektronische Systeme zu hacken, darunter auch die in den Köpfen seiner Gegner. Durch dieses Hacken können Sie Schalter in der Umgebung aktivieren, die Schilde der Feinde deaktivieren und einfache Puzzles lösen. Außerdem können Sie drei offensive „Applikationen“ einsetzen, die Ihre Feinde betäuben oder diese dazu bringen, sich selbst zu töten oder sogar für Sie zu kämpfen (ein undankbarer Job, da sie sich danach ebenfalls selbst töten). Durch das Töten von Bösewichten werden Ihre Programme aufgeladen, wobei Schnellfeuer-Killstreaks für die schnellsten Aufladungen sorgen.

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All diese Systeme wirken ein bisschen unausgegoren. Die drei Offensiv-Apps erwecken den Eindruck, als wären sie nur die Spitze eines Eisberges, aber sie sind alles, was Ihnen zur Verfügung steht (zumindest in der Einzelspieler-Kampagne). Die Charakterupgrades sind selten und nicht sonderlich befriedigend. Und auf die Killstreaks müsste deutlicher aufmerksam gemacht werden, vielleicht in der Art von Unreal Tournament: ich merkte kaum, dass ich gerade auf einem war, und noch weniger, dass mir dies Vorteile bescherte. Aber das Hacken funktioniert sehr gut: es ist unbestreitbar cool, auf eine mögliche Deckung zuzulaufen, die man im Laufen aus dem Boden hochfahren lässt. Es ist fast so, als wäre man ein Cyborg.

Wie viele andere heutige First-Person-Shooter legt Syndicate den Schwerpunkt auf genaues Zielen und In-Deckung-Gehen und nicht auf wildes Herumspringen und Ausweichen mit akrobatischen Einlagen. Stellen Sie sich eine Verbindung der tollen AI und des semi-realistischen Waffengebrauchs von F.E.A.R mit dem eher gemächlichen Tempo von Killzone oder Resistance vor und würzen Sie das Ganze mit einem Schuss Halo-artiger Science Fiction. Das Schießen ist solide und wird durch einen sehr befriedigenden Bullet-Time-Modus verbessert, der den Schaden, den Sie anrichten, erhöht und Ihnen ermöglicht, durch Wände zu sehen. Der Schwierigkeitsgrad „Normal“ ist kein reines Kinderspiel und die Trophäen und Achievements sind wohldurchdacht, weshalb es durchaus Spaß macht, sie anzustreben. (Eines gefällt mir jedoch überhaupt nicht: der Einsatz von Granaten ist eine wirklich schwerfällige Angelegenheit, denn man muss die Waffen wechseln, um sie verwenden zu können.)

Wenn man nur die Einzelspieler-Kampagne betrachtet, ist Syndicate ein solider, über weite Strecken unterhaltsamer, handwerklich routiniert gemachter Shooter. Der Knüller ist der Online-Co-op-Modus für vier Spieler. Ja, ich sagte Co-op; zwanghafte Deathmatcher sollten sich nach einem anderen Spiel umsehen. Der Co-op-Modus erfreut mit neun neuen Missionen, die zum Teil an denselben Schauplätzen spielen, die man aus der Einzelspieler-Kampagne kennt. Er wartet mit allen Schikanen auf, die man heute erwartet, etwa auf Erfahrung basierendes Aufleveln, Freischalten von Waffen und Apps und ansatzweise Gilden-Funktionalität.

Nur eine Warnung: Die Co-op-Missionen werden nicht schwieriger, je mehr Spieler mitspielen, sondern sind von Anfang an darauf ausgelegt, dass sie mit vier Spielern in Angriff genommen werden. Drei Spieler? Sie werden vermutlich bestehen können, wenn Sie vorsichtig sind. Zwei Spieler? Sehr, sehr schwer. Ein Spieler? Man müsste ein echter Masochist sein, um es überhaupt zu versuchen, was bedeutet, dass wir in ein oder zwei Wochen verschärfte Soloruns auf YouTube sehen werden.

Syndicate ist ein unterhaltsamer, gut gemachter Shooter, der zwar mit dem gleichnamigen Klassiker nicht mehr viel gemein hat, aber dafür in einer reizvollen neuen Science-Fiction-Dystopie spielt, die in anderen Spielen weiter ausgebaut werden sollte. Ob das €50 wert ist, müssen Sie selbst entscheiden, aber es ist schön zu wissen, dass es andere solide und umfangreiche Shooter gibt, die man erkunden kann, wenn man von Call of Duty und Halo genug hat. Wenn so etwas herauskommt, wenn EA alte Titel entweiht, dann sollte das Unternehmen das vielleicht öfter machen.

PRO: Solider Science-Fiction-Shooter; wunderschönes Design; Online-Co-op ist sehr gut umgesetzt.

CONTRA: Korridore, überall Korridore; das Fehlen von Wettkampfmodi verringert den Wiederspielwert; gute Ideen müssten weiter ausgebaut werden.

Abschließende Bewertung:

Spiel: 7,0

Spaßfaktor: 7,25

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