Ein Halbgott lebt in einem interaktiven Film seinen Zorn aus. Unterhaltsam, solange man nicht nach dem Warum fragt.
Lassen Sie mich eines vorwegsschicken: Sofern Sie nicht so gut wie jeden Storyabschnitt überspringen, werden Sie Asura’s Wrath mehr betrachten, als spielen. Selbst wenn Sie sich alles ansehen, nimmt die gesamte Erfahrung nur ungefähr sechs Stunden in Anspruch. Das Gebotene ist so verrückt, wie es nur ein japanisches, von Animes inspiriertes Produkt sein kann. Nach diesen wenigen Eingangsfeststellungen werden Sie vielleicht schon wissen, ob Sie Asura’s Wrath meiden sollten oder nicht. Aber diese eigenwillige Mischung aus Spiel und Fernsehserie (das Geschehen ist in 18 Kapitel unterteilt, wobei fast jedes mit „Das letzte Mal bei Asura’s Wrath…“ beginnt) hat manches zu bieten, das wirklich zu gefallen weiß. Wenn Sie zu denen gehören, die Dragon Ball Z, asiatische Mythologie und Quick-Time Events mögen, dann werden Sie dieses Spiel vermutlich lieben.
Asura’s Wrath bietet eine interessante Mischung aus hinduistischer und buddhistischer Bildersprache und Science-Fiction-Elementen wie Raumschiffen und futuristischen Waffen. Der Titelheld Asura wurde von den anderen Halbgöttern hintergangen: man schob ihm den Mord am Kaiser in die Schuhe, wofür er aus dem falschen zukünftigen Himmel geworfen wurde, wobei er alles verlor, was ihm wichtig war. Verständlicherweise ist er darob mehr als nur ein bisschen erzürnt. 12.000 Jahre später kehrt er zurück, um sich zu rächen und vielleicht nebenbei die Menschheit zu retten.
Das Spiel ist ein seltsamer Mischmasch von Systemen und Konzepten. Ein großer Teil des Spiels besteht aus langen filmischen Sequenzen, in deren Verlauf Sie manchmal mit dem linken Stick einen Richtungsbefehl geben oder einen Button drücken, um eine Aktion auszulösen. Daneben gibt es Sequenzen, die sich wie ein On-Rails-Shooter spielen, während die interaktivsten Teile typisches Actionspiel-Gameplay bieten. Sie verfügen über leichte Angriffe, Fernangriffe und einen starken Angriff, der sich nach jedem Einsatz neu aufladen muss. Manche Attacken können Sie mit einem Druck auf einen Button kontern, den meisten anderen können Sie ausweichen. Das Ganze ist einfach, funktioniert aber gut.
Während der Kämpfe füllen Sie zwei Anzeigen (Meters) auf: Unlimited Gauge (sorgt dafür, dass Sie ihren starken Angriff einsetzen können, so oft Sie wollen) und Burst Gauge (erlaubt ihnen, wirklich sehr, sehr, sehr wütend zu werden). Diese Burst Anzeige aufzufüllen, stellt den Hauptteil der interaktiven Action in Asura’s Wrath dar. Es gibt viele Fälle, in denen die Story erst fortgesetzt wird, wenn Sie diese Anzeige weit genug aufgefüllt haben, da Sie ein Hindernis – etwa eine Mauer oder ein riesiges Monster - nur überwinden oder zerstören können, wenn Ihnen Ihre unglaubliche Wut Superkräfte verleiht. Sie schlagen also auf viele Dinge ein und treten viele Dinge, bis Ihnen ein riesiger Text in der Mitte des Bildschirms sagt, dass Sie den Button drücken sollen, damit cooles Zeug passiert. Dann passiert cooles Zeug und Sie können Ihren Weg fortsetzen.
Asura’s Wrath wirkt wie eine interaktive Anime-Serie. Das Spiel ist so episodisch angelegt, dass es sogar Pausen gibt, die an Werbeblöcke erinnern, sowie „Das letzte Mal…“ Einleitungen am Beginn eines jeden Kapitels (mit Ausnahme des ersten und des letzten) und „Das nächste Mal bei…“ Segmenten am Kapitelende. Dies ist nicht unbedingt ein originelles Konzept, aber der Vergleich mit TV-Serien drängt sich auf. Die Abschnitte, in denen Asura’s Wrath ein richtiges Spiel ist, sind gegenüber denjenigen, in denen es einfach nur cool aussieht, in der Minderzahl. Jede Episode bietet im Schnitt weniger als 10 Minuten nicht-filmisches Gameplay.
Warum sollten Sie sich für den Titel interessieren? Warum sich überhaupt damit befassen, wenn sich ein großer Teil des Spiels praktisch selbst spielt? Weil Asura ein echt beinharter Typ ist, deshalb. Dieser Kerl ist immer begierig, mit allem und jedem zu kämpfen, und zwar unabhängig davon, ob er nun mit zwei Armen, sechs Armen oder auch ohne Arme kämpft. Selbst wenn er von einem Schwert mit der Länge der Strecke von der Erde zum Mond durchbohrt wird, zwingt ihn das nicht in die Knie.
Klingt verrückt, nicht wahr? Auf gewisse Weise wirkt es wie die beste Dragon Ball Z-Fanfiction, die je geschrieben wurde. Und genau das macht Asura’s Wrath toll, auch wenn man nicht jeden Moment kontrollieren kann. Die starke Konzentration auf Quick-Time Events wäre nicht annähernd so faszinierend, wären die Ereignisse nicht so stilisiert und übertrieben. Das Spiel hätte mit eher gewöhnlichen Kämpfen und Schauplätzen aufwarten können, aber es beginnt damit, dass ein Monster aus einem Planeten hervorbricht. Verdammt, ich zählte drei „Press Start“ Schirme, von denen immerhin zwei nach dem Start des Spiels auftauchten. Der Abspann lief auch mehr als einmal. Es ist mitunter schwer, auch nur ansatzweise zu erahnen, was auf einen zukommt.
Und trotz all dieser Verrücktheiten und der kaum nachvollziehbaren Action machte ich mir mehr aus den Charakteren, als ich ursprünglich für möglich gehalten hätte. Es ist nicht nur eine Rachestory. Es ist eine Story über die Menschheit und Menschlichkeit, eine Story von einem Vater, der für seine Tochter kämpft, und eine Story über Opfer, die für das Gute gebracht werden.
Das Spiel ist kurz geraten, aber so ist auch sichergestellt, dass man sich nicht langweilt. Leider wird der eine oder andere Moment wiederholt, was darauf zurückzuführen ist, dass sich das Spiel der Struktur von Fernsehserien bedient, und die Action hat keine sonderliche taktische Tiefe, aber dafür tut sich ständig irgendetwas auf dem Bildschirm. Falls Sie dem Spiel mehr Gameplay abtrotzen möchten, können Sie Kapitel noch einmal spielen, um eine höhere Punktzahl zu erhalten oder andere Gauges einzusetzen, die das Spiel schwieriger machen und Achievements und Trophäen freischalten. Für die beschränkte Interaktivität von Asura’s Wrath den vollen Preis zu zahlen, lässt sich kaum rechtfertigen, aber das Spiel erfreut mit einem stil, in den man sich verlieben kann.
PRO: Verrückte, übertriebene Action; gute Story; genialer Stil; die Kämpfe lassen sich auch von Spielern mit langsameren Reflexen bewältigen.
CONTRA: Wenig Interaktivität; ziemlich kurz; Pausen und Wiederholungen durch TV-Serien-Struktur.
Abschließende Bewertung
Spiel: 7,5
Spaßfaktor: 6,75
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