Diablo III ist endlich erschienen. Dieser Satz ist für mich nach wie vor schwer zu glauben. Nachdem ich zunächst einmal mit den Serverproblemen zu kämpfen hatte, unter denen wohl fast alle leiden mussten, konnte ich es mir endlich doch noch vor meinem Monitor gemütlich machen und einige Stunden mit dem Spiel verbringen, einem Spiel, das zumindest bis jetzt Rollenspiel-Perfektion ist. Allerdings wird das Vergnügen durch das durch DRM verursachte Erfordernis, ständig online sein zu müssen, mehr als ein wenig getrübt. Dies ist die erfreuliche und ärgerliche Geschichte meiner ersten Stunden mit Diablo III.
Es juckt, und zwar an einem Fleck des Rückens, den man nicht erreichen kann – und noch dazu zu weit unter der Oberfläche. Man weiß, dass das Jucken da ist. Aber es gibt eine Möglichkeit, sich zu kratzen.
Diablo III wird auf einen seltsamen Markt geworfen: hatten die Vorgänger das Genre noch definiert, muss ich der dritte Teil der Serie mit zahllosen ähnlichen Projekten herumschlagen. Viele Jahre lang wurden solche Spiele als „Diablo-Klone“ bezeichnet. Da sie aber mittlerweile so zahlreich geworden sind, haben sie den Namen des Großvaters abgelegt und heißen einfach Action-Rollenspiele. Diablo III muss mit der Erniedrigung leben, nur einer unter vielen Titeln zu sein. Aber dafür wissen seine Macher genau, was die Spieler wollen und wie man in ihnen dieses besondere Kribbeln wecken kann.
Es hat etwas Lustiges an sich, dass das neue Spiel fast schon minimalistisch wirkt. Denn nicht nur die Action-Rollenspiele, sondern nahezu alle MMOs haben viel von Diablo gelernt. Die Genregrenzen sind mittlerweile so aufgeweicht, dass Diablos „Gleich zur Action“ Herangehensweise zunächst ungewohnt wirkt. „Moment, sollten mich nicht zunächst 90 Leute damit volllabern, dass uralte böse Mächte die Lande verwüsten und ich ihre einzige Chance auf Besserung bin?“ Stattdessen bellt Diablo III den Spieler einfach nur an und fordert ihn dann auf, auf Dinge zu klicken. Und es ist diese Unmittelbarkeit, die in Verbindung mit einer täuschend einfachen Präsentation das Spiel von Anfang an so gut macht.
Alles an Diablo III ist eine Meisterklasse für andere Entwickler. Welches Spiel man auch zur Hand nimmt, man fragt sich immer „Warum haben sie nicht angenommen, dass ich mir wünsche, dass das Inventar x tut?“ und so weiter. Die Macher von Diablo III dachten daran. All die kleinen Dinge, die Details, die, wenn sie fehlen, für Frust und Ärger sorgen, sind hier am richtigen Platz. Es scheint trivial, sie aufzuzählen (die Inventare schließen sich, wenn Sie von einem Händler weggehen, derselbe Shortcut, der ein Fester öffnet, schließt es auch wieder, die Steuerung ist genau so, wie sie sein soll, bei den langen Dungeons findet sich am Ende ein Teleporter, der Sie zum Ausgang zurückbringt,…), aber ihr Vorhandensein fällt angenehm auf. Es ist ein Spiel, das endlos gespielt werden möchte. Deshalb sorgt es dafür, dass die Spieler dies so einfach und bequem wie irgend möglich tun können. Der einzige kleine Kritikpunkt ist, dass man einige Stunden warten muss, ehe man sein eigenes Portal zur Stadt erhält, weshalb man am Anfang den einen oder anderen Gegenstand zurücklassen muss. Das ist keine große Sache, aber es spricht Bände, dass sie hier so auffällt.
Aber es gibt sehr viele interessante und äußerst positive Details. So schalten Sie schon im Laufe der ersten Stunden einen Schmied frei, den Sie ebenfalls aufleveln können und der Ihnen die Möglichkeit gibt, Waffen und Rüstungen herzustellen. Dies sorgt für einen größeren Anreiz, Beute einzusammeln, da Sie diese nicht nur verkaufen können. Oh, und wenn Sie so veranlagt sind wie ich, wird es Sie freuen, dass Sie so gut wie alles, dem Sie begegnen, in Stücke hauen können – einfach so, ohne Grund.
Das Spiel ist auch viel sympathischer, als ich gedacht hätte. Dien Welt ist größtenteils ehr ernst, viele Leute befinden sich in einer Notlage, an allen Ecken und Enden ereignen sich Katastrophen, die Toten feiern Wiederauferstehung und jeder verliert liebe Anverwandte, aber gelegentlich gibt es Momente, die einem ein Lächeln abnötigen. Selbst im Solo-Spiel sind ständig cartoonartige Stimmen zu hören, die einem ihre Vorgeschichte und die größeren Zusammenhänge schildern. Und ich habe bis jetzt nur allein gespielt, was zum Teil an überlasteten Servern, aber vor allem daran liegt, dass ich nicht gerne mit dämlichen anderen Leuten spiele. Und das bringt mich zu dem Moment, da das Vergnügen in Ärger umschlug.
Nach einer furchtbaren ersten Stunde nach der Veröffentlichung, während der die Spieler überhaupt keinen Zugang zu den Servern erhielten, wurden die armen Wartenden halb hineingelassen, nur um dann hinausgeworfen zu werden. Kurz darauf war das Spiel überhaupt unspielbar. Und seither gibt es regelmäßige Serverausfälle, die einen sofort aus dem Spiel kicken und zum Login-Schirm zurückwerfen. Das Ganze ist wirklich grotesk.
Blizzard hat immer wieder erklärt, dass die bei Diablo III ständig erforderliche Internet-Verbindung nichts mit DRM zu tun hat, sondern dass sie dazu dient, die Erfahrung des Spielers zu verbessern. Wenn die Leute offline spielen könnten, gäbe es keine Möglichkeit, im Nachhinein festzustellen, ob sie Cheats benützt haben, weshalb es unfair wäre, sie diese Charaktere ins Online-Spiel zu transferieren. Oh, und ihre profitträchtigen Auktionshäuser wären für diese Spieler dann auch nicht zugänglich. Das mag wahr sein, aber es ist trotzdem kein Grund, die Spieler daran zu hindern, offline zu spielen. Sicher, man wäre dann nicht in der Lage, seinen Charakter online zu transferieren, aber wenn man das von Anfang an klar und deutlich feststellt, hat jeder Spieler die Gelegenheit, sich frei zu entscheiden – und die wenigen, die sich nach wochen- und monatelangem Spielen entscheiden, doch lieber online weiterzumachen, müssen eben mit einem neuen Charakter von vorne beginnen. Unter dieser Voraussetzung müsste man den Spielern, die immerhin rund €60 für das Vergnügen zahlen, schon frei entscheiden lassen, wie sie spielen wollen. Es ist einfach nicht sonderlich klug, darauf zu bestehen, dass eine ständige Internetverbindung nur dem Vorteil der Spieler dient. Und da denke ich noch gar nicht an die vielen Leute, die überhaupt nicht spielen können, weil sie keinen Zugang zu einer permanenten Internetverbindung haben.
Und die Serverausfälle am ersten Tag haben deutlich gemacht, warum das eine verdammt dämliche Sache ist. Plötzlich erscheint eine Fehlermeldung und Sie finden sich beim Login wieder. Und das Schlimmste: der Fortschritt ist verloren. Das passierte mir während der ersten drei Stunden nur zweimal (andere Spieler berichten von häufigeren Ausfällen), aber eine Reihe kleinerer Dungeons, die ich auf einem Friedhof erforscht hatte, waren ebenso nicht mehr auf der Karte zu finden wie ein gutes Stück an der Oberfläche. Leere Karten sind nicht gerade das, was man sich als Entschuldigung erwartet, wenn das Spiel ohne Grund plötzlich nicht mehr funktioniert.
Aber nicht nur diese herrlichen Momente bereiten Kummer, denn man hat auch mit ständigen Verzögerungen zu kämpfen. Es ist kein sonderlich großes Problem, wenn man dieselben Stufen nochmals hinauflaufen muss, aber es ist idiotisch, wenn man sich damit beim Solospiel abfinden muss.
Es war vorhersehbar, dass die Voraussetzung einer ständigen Internetverbindung eine dämliche Sache ist – und es ist und bleibt DRM, egal wie man es schönreden will. Und zumindest am ersten Tag ist es DRM, das das Spiel zumindest zeitweilig unspielbar macht. Wenn man bedenkt, wie gut Diablo III ist, ist das wahrlich eine Schande. Das Problem dürfte bald geringer werden, da sich die Spieler mit der Zeit immer stärker auf verschiedene Areale aufteilen, aber ganz weggehen wird es wohl nie.
Die Chancen stehen gut, dass die Leute diesen Mist einfach ertragen werden. Das Spiel ist - zumindest in den ersten Stunden - gut genug, um entschlossene Geduld zu rechtfertigen… Oops, begab mich kurz zurück ins Spiel, um ein paar Screenshots zu machen, und schon sind wieder 45 Minuten vorüber.
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