Ich bin kein überzeugter Unterstützer dieses neuen Regimes
Wolfenstein: The New Order ist ein Videospiel mit vielen Schusswaffen – und Sie benützen diese Schusswaffen, um Menschen zu töten. Das ist die bemerkenswerteste Aussage, die mir nach drei Stunden mit dem Spiel dazu einfällt. .
Manche eingefleischte Wolfenstein Fans mögen zwar The New Order mit Pauken und Trompeten und großer Freude willkommen heißen, doch ich muss Ihnen, liebe Leser, leider sagen, dass dieser neueste Titel der schon legendären Serie nichts an sich hat, das Aufregung oder Begeisterung rechtfertigen würde.Mit Ausnahme einiger weniger Momente wirkt Wolfenstein: The New Order wie ein lieblos nach Schema F gemachter First-Person-Shooter.
Ja, B.J. Blazkowicz ist zurück und Ihre Aufgabe besteht darin, die Nazi-Kriegsmaschinerie und ihre verrückten Kreationen zu vernichten. Wie es das Schicksal in dieser alternativen Weltgeschichte wollte, haben die Nazis den Krieg gewonnen, weshalb dem guten B.J. nichts anderes übrig bleibt, als 20 Jahre später zu einer Rachemission aufzubrechen.
Selbstverständlich lasse ich in dieser verkürzte Zusammenfassung etliche Storydetails aus, aber Sie sollten wissen, dass, wenn man von der alternativen Geschichtsschreibung einmal absieht, die Handlung im Grunde nur mit sämtlichen Klischees, die man aus Kriegsspielen kennt, aufwartet. Aber bei einem Spiel, das Teil einer Serie ist, die vor allem aufgrund ihrer okkulten Robo-Hitler bekannt ist, dürfte das kein großes Problem sein.
Es sind jene Teile von The Order, die ich spielen durfte, die mich kaltlassen. Als Shooter ist The New Order in Ordnung.Es ist ein mechanisch solider Shooter, der sich nicht besser, aber bisweilen schlechter spielt als die anderen Shooter, die derzeit erhältlich sind.
Auf dem von Haus aus eingestellten (default) Schwierigkeitsgrad kann man Wolfenstein nicht als schwierig bezeichnen, aber sehr wohl als uneinheitlich. Zumeist lief ich durch Korridore und Gräben und schoss die Feinde mit relativer Leichtigkeit über den Haufen. In diesen Abschnitten wirken die Gegner lediglich wie Kanonenfutter und nie wie eine ernsthafte Bedrohung.
Doch wie aus dem Nichts kam ich an Stellen, wo jeder Feind über die Treffsicherheit von Hawkeye zu verfügen schien. Wellen über Wellen dieser alptraumhaften Scharfschützen tauchten auf, bis ich mich zu irgendeinem unsichtbaren Trigger vorarbeitete, der dafür sorgte, dass keine weiteren Feinde mehr kamen. Genauso schlimm war, dass Feine mich mit unendlich vielen Granaten bewarfen und dabei über die Präzision eines NFL Quarterback verfügten.
Es war ein wirklich eigenartiges Gefühl, denn das Spiel gab mit plötzlich einen Grund mich aufzusetzen und mich anzustrengen, aber es tat dies auf die einfachste und billigste Art. In diesen Momenten war auch nicht gerade hilfreich, dass die Schadensanzeige (damage indicator) so ungenau ist, dass ich oft erst eruieren konnte, aus welcher Richtung ich attackiert wurde, als meine Gesundheit und meine Rüstung bereits bedenklich niedrige Werte erreicht hatten.
Zumindest erfreut Wolfenstein: The New Order mit einer soliden visuellen Präsentation. Wir befinden uns zwar erst ganz am Anfang der neuen Konsolengeneration, doch Wolfenstein sieht wirklich verdammt gut aus.
Die Version, die ich spielen durfte, lief auf der PS4; sie wird zwar sicher optisch nicht für so großes Aufsehen sorgen wie Killzone: Shadow Fall, doch Wolfenstein: The New Order ist ohne Zweifel ein hübsches Spiel. Die Umgebungen sind zwar größtenteils schmutzig-braune Militärbasen und Bunker, doch es gibt daneben reichlich Steampunk-Verrücktheiten und Technologien, die zeigen, wozu die jetzt schon aktuelle neue Generation der Hardware grafisch in der Lage ist.
Langer Rede kurzer Sinn: Meine Zeit mit Wolfenstein: The New Order hinterließ keine bleibenden Eindrücke. Das Spiel sieht wie ein durchaus kompetenter First-Person-Shooter aus, der einige Mängel aufweist, und spielt sich auch so. Die AI ist über weite Strecken dumm wie ein Stein, aber es gibt Momente, in denen sie sich entschließt, Stephen Hawking wie ein geistiges Kleinkind wirken zu lassen.
Das einzige, was Wolfenstein: The New Order über seine Genre-Kameraden erhebt, ist der legendäre Name. Wenn Sie kein eingefleischter Wolfenstein Fan sind, sollten Sie sich nicht allzu viel erwarten.
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