Für die meisten Spiele gibt es keine Richtlinien für Streaming. Falls es welche gibt, handelt es sich zumeist um eine ausdrückliche Erlaubnis, dass der Streamer Videos monetisieren darf. Aber hier ist von Square Enix die Rede. Bei den Streaming-Richtlinien für Dragon Quest Heroes auf der PS4 dreht sich so gut wie alles darum, was man nicht tun darf. Man darf zum Beispiel auf Twitch nur streamen, wenn die Musik nicht zu hören ist. Ernsthaft!
“Streaming via Twitch is absolutely fine as long as you don’t have the music on”, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. “YouTube is currently the only video service in the West approved to use if there is music on in the video.”
Es wird nicht verhindert, dass man über Twitch streamt, aber man könnte Copyright-Probleme bekommen, und zwar wegen des Soundtrack der im Spiel verwendet wird.
“If you stream the game with the music on via Twitch you could indeed run into a copyright issue”, sagte der Sprecher des Unternehmens.
Natürlich gibt es zahlreiche Leute, die aktuell Dragon Quest Heroes auf Twitch streamen.
Es ist ein witziger Kontrast dazu, dass Square Enix erst gestern einer Deus Ex Fanmod den offiziellen Segen gab. Ein Paradebeispiel für zweideutige Botschaften.
Ich begann, mich dafür zu interessieren, nachdem ich gesehen hatte, dass die absurden Streaming-Beschränkungen für das Spiel gestern in den sozialen Medien verhöhnt worden waren.
Die Richtlinien beginnen unschuldig genug, denn Square Enix erklärt zunächst, dass das Unternehmen selbst (und andere) die Rechte an den Bildern, Charakteren, etc. halten. Standardzeug.
Ann wird erklärt, dass man unter Verwendung der PlayStation 4 streamen „darf“. Die Richtlinien erläutern, dass Spieler “not post or transfer copyrighted material (video, voice, music, etc. in DQH) in ways that are not listed below” sollen.
Unter 2b erwähnt Square Enix ausdrücklich die Japanese Society for Rights of Authors, Composers, auch bekannt als JASRAC. JASRAC machte in den Anfangstagen von YouTube Schlagzeilen. Damals verlangte JASRAC, der Dienst solle 30.000 Videos entfernen. JASRAC repräsentiert einige wirklich mächtige Unternehmen — Pony Canyon, Sony Music Entertainment Japan, Universal Japan, Avex Japan, Warner Japan, etc. — und dieses Begehren schlug Wellen.
Aus einem Mashable Bericht aus dem Jahre 2006:
They [JASRAC] wanted YouTube to automatically screen all uploads to see whether they contain copyrighted content (something YouTube is already working on), post a Japanese language warning about respecting copyright and delete any users who had posted copyrighted clips. JASRAC is the same organization that managed to get 30,000 YouTube clips deleted in October - one of the biggest purges so far. The deletion included clips from Sony Japan, Warner Japan and Universal Japan.
According to reports out today, founders Chad Hurley and Steve Chen replied to the letter and agreed to post a copyright notice on YouTube in Japanese as well as English - this will only be shown to Japanese users. They also said they’d consider flying out to Japan to discuss the issue (translation: please don’t sue us!). However, some sources suggest that JASRAC just sent a second letter to complain about more copyrighted clips, so the issue isn’t over yet.
Ich habe so das Gefühl, dass die Beschränkungen für Dragon Quest Heroes mit JASRAC zu tun haben; Koichi Sugiyama, Komponist der Musik für die Dragon Quest Serie, ist Mitglied des Aufsichtsrats von JASRAC!
Werfen Sie nur einen Blick auf das zweite Set von regeln fürs Streaming:
Es kommt nur sehr selten vor, dass ein Unternehmen von Machern von Videos verlangt, dass sie ganz genaue Copyright-Informationen inkludieren.Es ist nicht nur so, dass ein “future game update” zwei Sets von Copyright in Ihre YouTube Beschreibung einfügen wird, sondern Sie müssen dies bis dahin selbst manuell tun – sonst!
(Der “or else” [sonst] Teil ist bedrohlich, denn der eigene YouTube-Kanal kann sehr leicht gesperrt werden, wenn sich die Copyright-Beschwerden häufen.)
Besonders angsteinflößend an diesen zugleich seltsam spezifischen und vagen Richtlinien ist, dass Square Enix sich das recht vorbehält, “[to] delete any videos or streams in its sole discretion.” Wenn Square Enix möchte, dass etwas verschwindet, wird es gelöscht, selbst wenn Sie sich genau an die Regeln gehalten haben.
Verdammt, dem letzten Absatz zufolge ist sich Square Enix nicht sicher, dass, sollte das Unternehmen selbst nichts gegen ein Video einzuwenden haben, nicht andere Rechteinhaber kommen und es entfernen lassen!
“Square Enix makes no warranty or representations regarding the DQHContent. Square Enix expressly disclaims that any such images or videos posted on the Internet will not violate any third party rights. Furthermore, Square Enix is not responsible for any disputes or conflicts that arise between any player and 3rd party from the use of theDQH Content.”
Das ist allerdings im Falle von Square Enix nichts Neues. Es gibt ganz genaue Regeln dafür, was man tun darf, wenn man zum Beispiel Final Fantasy XIV streamen möchte. Die Macher von Videos dürfen nur dann Geld mit Ihren Clips verdienen, wenn sie einem Partnerprogramm beigetreten sind, das eine geschäftliche Beziehung mit Square Enix herstellt. Wenn das Bildmaterial ein Final Fantasy Logo beinhaltet, muss das Video auch folgende Zeile beinhalten:
FINAL FANTASY is a registered trademark of Square Enix Holdings Co., Ltd.
Das ist ernst! Haben Sie sich je einen Screenshot eines Final Fantasy XIV genauer angesehen? Beachten Sie bitte das rechte untere Eck:
Das ist frustrierend. Wenn man die Möglichkeit von Videomachern einschränken möchte, mit dem Bildmaterial eines Spiels Geld zu verdienen, ist das etwas, worüber man diskutieren kann, aber diese verwirrenden Beschränkungen des Teilens eines Spiels erschweren nur das Leben der Fans und erwecken den Eindruck, dass die Unternehmen, die so etwas verlangen, nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind.
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