Sting & Shaggy: 44/876 (Polydor)
Auf diesem merkwürdigen Album vermischen sich Stings geschmeidige Töne mit Shaggys Raggamuffin-Grübeleien, wobei die beiden von leichtgewichtigem „roots reggae““ und tanzbarem Pop begleitet werden. Leider wirkt das Ganze wie ein mit großem Budget ausgestattetes „Was ich in den Ferien machte“ Schulprojekt. Schon nach ungefähr der Hälfte des ersten Songs hat Sting den Geist Bonb Marleys beschworen und jeden Versuch aufgegeben, der Verlockung zu widerstehen, mit jah-may-cahn-ischem Akzent zu singen – man kann die große Muschelschale, die er auf dem Weg ins Studio nach einem Feilschen erwarb, fast physisch spüren und das Marihuana förmlich riechen.
Sich anzuhören, wie sich zwei Millionäre Sorgen um den Zustand der Welt machen, ohne je spezifisch zu werden, ist ziemlich ärgerlich, zumal die einzigen Lösungen, die sie anbieten, an Marley erinnernde Plattitüden über Frieden und Liebe sind. Vermutlich macht sich „Reefer madness“ bemerkbar, wenn sie anfangen, Lewis Carroll zu zitieren, und, auf „Crooked Tree“, ein Gerichtssaaldrama darbieten, in dem Sting die Rolle eines Drogendealers und Menschenhändlers gibt, der von Shaggys strengem Richter verknackt wird. Dennoch sind beide so gute Songwriter, dass sie den Hörer mit dem einen oder anderen Juwel erfreuen. „Gotta Get Back My Baby“ ist typischer, aber stark geschriebener Gospel-Pop und wartet mit Stings gefühlvollster Gesangslinie auf, während das Duo auf „Don’t Make Me Wait“ ausnahmsweise zu einer wirklichen musikalischen Einheit wird: ein schmachtender Refrain von Sting wird mit einem angenehmen tropischen Skank kombiniert und Shaggy verspricht seiner Geliebten – in einem amüsant ehrlichen, entspannten Rap -, dass ihre Beziehung “more to me than just hitting it” ist.
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