Als langjähriger Fan von Creative Assemblys Total War Serie habe ich gewisse Probleme mit dem Zustand des aktuellsten Spiels, das den Titel Thrones of Britannia trägt. Mitunter ist es das schlechteste Total War Spiel das ich je gespielt habe, doch in manchen Momenten bietet es alles, was ich mir von dieser Serie seit Jahren erhoffe.
Zuerst die schlechten Nachrichten! Obwohl wir das Jahr 2018 schreiben, wurde Thrones auf Basis eine modifizierten Version von Attilas Engine gebaut, weshalb es wenig überraschend unter denselben Problemen wie die gesamte Rome Serie leidet: es ist verdammt langweilig. Die Farben sind gedämpft und die Karte – sie besteht aus den Britischen Inseln, wenn man extrem weit hinauszoomt – ist eintönig, wobei große Teile verwirrenderweise ohne unterscheidbare Features sind (die schottischen Highlands sind eine wunderschöne Ausnahme).
Von einigen wenigen lokalen Eigenheiten abgesehen, etwa langes Haar für manche Schotten, sehen alle Fraktionen mehr oder weniger gleich aus und verhalten sich auch sehr ähnlich, wobei von Leinster bis London dieselben Basistypen von Einheiten verfügbar sind. Wenn Sie also keine Lust haben, Typen mit Bärten und Speeren gegeneinander kämpfen zu sehen, ist dies nicht das richtige Spiel für Sie. Seit Shogun gab es kein Total War Spiel mehr, das so monoton ist, aber wenigstens waren die Fraktionen in Japan bunt und farbenfroh und unterhaltsam zu spielen und leichter auseinanderzuhalten.
Thrones’ AI (sowohl im taktischen als auch im strategischen Modus) ist selbst für den nicht gerade hohen Standard der Serie schwach. Die Akzente der Fraktionen sind über Grenzen hinweg wenig konstant. Die Größe des Spiels, vor allem das Verhältnis der Bewegungen der Armeen zur Größe der Karte und zur Zeit, die zwischen den Runden vergeht, ist schlicht und ergreifend kaputt, denn es kann Monate dauern, bis Ihre Truppen ein benachbartes Dorf erreichen, das nur ein oder zwei Tagesmärsche entfernt ist.
All das und mehr (ich möchte Sie nicht den ganzen Tag hier festhalten) sorgt dafür, dass dieses neue Total War überraschend langweilig ist. Jedes Spiel, das ich startete, war ein langweiliges Marschieren durch ödes Terrain, und zwar unabhängig von der gewählten Fraktion. Ich kämpfte gegen dieselben generellen Typen von Feinden und machte im Grunde immer wieder dasselbe, bis ich zum Endgame vordrang (oder mich langweilte und etwas anderes spielte).
Für ein fertiges Produkt, das gemacht wurde, damit Fans der Serie ihr Geld dafür hinblättern und sich dann hunderte Stunden daran erfreuen, wie sie es von Total War gewöhnt sind, ist dies ziemlich erbärmlich. Ich habe bisher noch kein Spiel der Serie gespielt, das so leblos und leer gewesen wäre wie dieses.
Und doch! Als ein abstraktes Konzept, wie es wohl von Creative Assembly gesehen wurde, nämlich als Gelegenheit, Total Wars alte Ideen wegzuwerfen und das gesamte Backend der Serie zu überarbeiten, ohne den Ruf eines der Spiel der Hauptlinie zu schädigen, ist es faszinierend.
Das liegt zum Teil daran, dass Thrones kein komplettes, richtiges Total War Spiel ist. Es verfügt nicht über den Umfang, das Budget oder den Hype von Spielen wie Warhammer oder Rome II. Dies ist das erste der kleineren Saga Spiele, weshalb eine alte Engine benutzt wurde und die Geographie und die Einheiten simpel gehalten wurden. Sie sollten es eher als eine experimentelle Total War EP betrachten denn als komplettes Studioalbum.
Einige der zahlreichen Mängel können wegen der geringeren Größe des Spiels entschuldigt werden. Und die Experimente sind auf das Chaos zurückzuführen, das Creative Assembly hinter den Kulissen angerichtet hat, indem man mit der Kriegsaxt auf so viele der eingerosteten Kampagnensysteme von Total War losging, die so kompliziert waren, dass ich mich beim neuen Spiel zunächst nicht zurechtfand und drei ganze Kampagnen benötigte, um endlich mit den Änderungen zurande zu kommen.
Zunächst einmal können sie Ihre Armeen nicht einfach kaufen und dann aus dem Boden stampfen/herbeirufen. Die Zahl der Einheiten, die Sie pro Runde rekrutieren können, ist beschränkt, und die Qualität dieser Einheiten wird von einem Probability Counter (Wahrscheinlichkeitsrechner) bestimmt, was bedeutet, dass billige Speerkämpfer (spearmen) immer verfügbar sind, während gepanzerte Elitekavallerie viel seltener rekrutiert werden kann. Wenn Sie rekrutiert/ausgehoben wurden, verfügen Ihre Einheiten nur über halbe Stärke, und es dauert mehrere Runden, bis sie wirklich kampfbereit sind.
Das liebe ich. Armeen müssen jetzt nicht nur gekauft, sondern auch geplant werden, und können nicht einfach aus Eliteeinheiten zusammengestellt und über die Karte geführt werden. Das ist nicht nur realistischer, sondern zwang mich auch verschiedene Arten von Truppen zusammenzustellen, die außerhalb meiner normalen Komfortzone sind, da ich, wenn ich weitere Einheiten benötigte und meine bevorzugte schwere Infanterie nicht verfügbar war, mit Armbrustschützen oder Plänklern (skirmishers) vorlieb nehmen musste.
Ebenfalls cool: Thrones’ Agenten. Oder genauer, das Fehlen dieser. Agenten waren lange der Fluch aller Total War Spieler, weil sie ständiges Mikromanagement erforderten, aber hier sind sie von der Karte verschwunden und wurden auf gewisse Weise durch ein aufgewertetes Gefolgsmann/Berater-System für Ihre Generäle und Gouverneure ersetzt, das mächtige und sehr spezifische Perks bietet, wenn man auflevelt.
Verträge (treaties) wurden ebenfalls vereinfacht, denn viele der Details der früheren Spiele – etwa die endlose Wiederholung von Bitten um Handelsabkommen – wurden durch ein simpleres Diplomatiesystem automatisiert, das weniger von Ihrer Zeit in Anspruch nimmt, aber auf einen Blick mehr hilfreiche Informationen bietet (vor allem bei Kriegserklärungs-Pop-ups).
Viel davon, vor allem die Änderungen bei den Agenten und der Diplomatie, helfen, das strategische Element des Spiels zu vereinfachen, denn es wurde viel von dem toten Gewicht entfernt, das nach ein paar Dutzend Runden einer Kampagne langweilig und mühsam wurde. Diese Änderung benötigte Total War seit Jahren.
Ohne all diese sinnlosen Beschäftigungen hat man außerhalb der Schlachten weniger zu tun, denn man muss nur auf ein paar Upgrades klicken, den eigenen Armeen dabei zusehen, wie sie über die Karte kriechen, und warten, bis die AI ihre Züge gemacht hat. Creative Assembly leistete gute Arbeit bei Entfernen unnötiger Beschäftigungen, aber leider wurde das Entfernte durch kaum etwas Neues ersetzt, weshalb in der Hälfte des Spiels ein großes Loch klafft.
Das ist nur ein Beispiel für die schwierigen Fragen, die sich auftun, wenn man anfängt, die neuen Elemente genauer zu betrachten. Für alles, was wirklich gut ist, etwa der neue Aufbau von Armeen, gibt es etwas anderes, das irgendwie nicht ganz richtig wirkt. Anführer-Perks ergeben oberflächlich betrachtet Sinn, aber nur einige wenige sind wirklich sinnvoll, weshalb einem nichts anders übrig bleibt, als diese zu spammen. Sie können nun in demselben Spiel kurze und lange Siege erringen, aber mehrere Siegpunkte in einer Kampagne zu triggern, ist nicht befriedigend, denn es lässt sie allesamt bedeutungslos erscheinen.
Es wurden so viele Änderungen an den grundlegenden Systemen von Total War vorgenommen, die sich auf dem Papier großartig anhören, es aber nur mehr teilweise sind, wenn man mit dem Spielen beginnt, da man dann erkennt, dass viele von ihnen unausgereift sind, als hätte man einfach viel hineingepackt, um zu sehen, was sich bewähren würde.
Wenn der Eindruck entsteht, ich hätte hier einfach nur all diese Änderungen aufgelistet, anstatt zu vermitteln, wie es ist, das neue Spiel zu spielen, dann liegt das daran, dass die Änderungen und Features (und wie man sie bemerkt und sich an sie anpasst) so zahlreich sind, dass sie alles dominieren. Wenn ich mir Thrones ansehe — mit seiner alten Engine und geringem Umfang -, sehe ich kein starkes neues Total War Standalone-Spiel, sondern eine Testumgebung mit Bärten.
Total War ist 2018 bereits fast 20 Jahre alt und in dieser Zeit immer sehr konservativ geblieben, denn die Entwickler begnügten sich damit, bei jedem großen Titel einige kleine Änderungen vorzunehmen. Wenn es sonst nichts ist, ist Thrones wenigstens eine erfrischende Abkehr von diesen Babyschritten, denn es wird hier auf so viele Weisen von den Grundlagen der Serie abgewichen, dass man es schon als radikal bezeichnen könnte.
Es ist allerdings schade, dass nicht mehr von diesen Änderungen funktionieren.
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