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Ty Segall: First Taste (Albumkritik)


Ty Segall


Ty Segall: First Taste (Drag City)



In den vergangenen 11 Jahren hat der kalifornische Kult-Garage-Rocker Segall nicht nur 13 Soloalben veröffentlicht, sondern für das im Vorjahr erschienen exzellenten Joy mit Tim Presley zusammengearbeitet, in zahllosen kurzlebigen Bands gespielt und ein geradezu als labyrinthisch zu bezichnendes Werk geschaffen, das sich von Psychedelia bis zu Disco erstreckt. Wenn man so rasch Ideen hervorbringt und umsetzt, beseht das Risiko, zu einer musikalischen Version der I’m Alan Partridge Episode zu werden, in der der parodistische TV-Moderator einen leidgeprüften Programmgestalter förmlich mit Vorschlägen bombardiert: “Inner City Sumo? How about Youth-Hostelling With Chris Eubank?” Irgendwie hat Segall es geschafft, diesem Schicksal zu entgehen, und sein13. Soloalbum erweitert seine musikalischen Grenzen noch einmal, ohne dass die Qualität groß darunter leiden würde.

Es beginnt mit dem rasanten „Taste“, einer Warnung vor den Konsequenzen persönlicher Entscheidungen, untermalt mit einem treibenden Riff. Danach galoppieren die 12 Tracks durch funkiges Drumming, ruckartige Grooves, gespenstische Geräusche, verzerrten Gesang und Instrumente vom Harmonizer bis hin zur Bouzouki. „Ice Plant“ kombiniert auf wunderbare Weise Texte mit The-Who-Bezug (“Let your love rain down over me”) mit massenhaft Harmonien, ehe der Song in einen ergreifend traurigen Refrain mit Klavierbegleitung übergeht. Die Wände von Drumming und psychedelischem Lärm von „The Fall“ mögen nach Mark E Smiths Band benannt sein oder auch nicht, doch das wie ein Mantra klingende, gutturale, geknurrte „I Worship the Dog“ erinnert mehr an die späteren Alben von The Fall.

Das wie eine Jam-Session wirkende „When I Met My Parents (Part 1)“ wird bereits nach 63 Sekunden seiner Selbst müde und die akustischen Tracks verbreiten fröhlichere Stimmung, wobei gewisse Einflüsse von Donovan und T. Rex zu erkennen sind. Das Album entpuppt sich langsam als vorsätzlich etwas stumpfsinniges Klangrätsel, das Segalls persönlichste Gedanken über Kindheit, Familie und das Selbst enthält. “I sing my songs so I am free-uh …” singt er bezeichnenderweise, und auch “My life is a mystery, I’d look inside but I can’t see.”

Nach und nach gibt das Labyrinth seine Kostbarkeiten preis. „Radio“ mischt Psych-Pop mit Beatles der Maharishi-Ära, Beatles. Die aufschreckenden Bläsereinsätze des schwierigen, aber außergewöhnlichen „Self Esteem“ erscheinen wie Episoden einer psychischen Störung. „Lone Cowboys“, mit dem das Album endet, ist einfach nur reizend. Wehmütige “Ooh la las” führen zu einer großartigen, melancholischen Abhandlung über die Einsamkeit des Außenseiters, die ihm ironischerweise viele neue Freunde einbringen sollte.



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