Mit ihrem 11. und angeblich letzten Album legt Sheryl Crow eine selbstbewusste, wenn auch gewundene Ehrenrunde hin. Sie bietet uns auf 17 Tracks mit einer Gesamtspieldauer von 75 Minuten ausgefranste Americana-Klänge und „back-porch country“, wobei sie mit nicht weniger als 23 Künstlern zusammenarbeitet, bei denen es sich entweder um Crows musikalische Idole, die zu Freunden wurden (Keith Richards, Stevie Nicks), oder jüngere Musiker, die sie für die Zukunft hält (St Vincent, Maren Morris), handelt. Die meisten der 12 Originalsongs und vier Coverversionen – dazu kommt noch eine Neuinterpretation ihrer eigenen Antikriegshymne „Redemption Day“ - könnte man als Protestsongs bezeichnen, wobei „Story of Everything“ (mit Gaststar Chuck D) politische Idiotie behandelt, während „Prove You Wrong“, mit dem das Album beginnt, Sexismus thematisiert und, wie sie vor kurzem der LA Times sagte, die Einstellung “if anyone thinks that I can’t, let me just show you that I can“ zum Ausdruck bringt.
Und zu dieser Haltung wurde Crow ständig gezwungen, seit sie Ende der 1980er als Michael Jacksons Background-Sängerin aufhörte, um ihre eigene sehr erfolgreiche Karriere zu starten, in der sie uns mit Rock, Country und Pop erfreute. Vom Rockpublikum der 90er wurde sie als zu wenig cool empfunden und als MOR-lite abgetan. Doch ihre größten Hits waren oft troische Pferde für anspruchsvollere Themen (so spricht zum Beispiel „Everyday Is a Winding Road“ die psychischen Probleme eines Freundes an), die mit leichter Melancholie durchsetzt waren. Threads’ Pop-Intellekt ist nicht ganz so offensichtlich und die Themen werden viel deutlicher angesprochen, doch das Album bietet wunderschöne Momente, vor allem den zerknautschten Rock von „Cross Creek Road“, der an die Highlights ihres 1996 erschienenen einfach nach ihr selbst benannten Albums erinnert. Das bereits erwähnte „Prove You Wrong“, auf dem Nicks und Morris zu hören sind, , ist ein lebhafter „bar-room stomper“, während die fragile Schlussnummer „For the Sake of Love“, bei der sie von Vince Gill unterstützt wird, Crows Stimme perfekt zur Schau stellt.
Threads fängt an, sich, ahem, aufzutrennen, wenn das Tempo etwas beschleunigt wird. „Wouldn’t Want to Be Like You“, eine Zusammenarbeit mit St Vincent, „erfreut“ mit einem fast schon peinlichen Rapversuch von Crow, während „Story of Everything“s sechsminütiges Hüpfen durch die Genres den Hörer auf eine gelegentlich reichlich bemühte Reise von Dustbowl Honky-Tonk bis zu Hip-Hop, der einen wirklich zum Denken bringt, entführt. Manche Gaststars hätte man problemlos weglassen können, vor allem Sting, der auf einer ansonsten willkommenen Coverversion von George Harrisons „Beware of Darkness“ kreischt.
Doch als Schwanengesang ist Threads eine ambitionierte, herrlich überfüllte Erinnerung an Crows Talent.
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