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F.3.A.R.: Der Spaß-und-Spiele-Test

 

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F.3.A.R. ist mit einem Metzgerhaken in der Hand und einem Glitzern von asymmetrischem Co-op im Auge in unser Leben gesprungen. Aber bringt das Spiel unser Blut zum Gefrieren oder ist es nur ein kühlender Lappen auf der erhitzten Stirn?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass etliche Kritiken von F.3.A.R mit dem Hinweis beginnen, dass John Carpenter irgendwie in die Herstellung der filmischen Zwischensequenzen involviert gewesen sein muss, die maßgeblich zur Entwicklung des Plots beitragen. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass dieser große Meister des Horrorkinos tatsächlich am Rande mit dem Spiel in Berührung gekommen ist, wenn auch am ehesten in der Weise, dass man ihn durchs Studio führte, während die Leute von Day 1 Studios die Zwischensequenzen zusammenstellten. Vielleicht durfte er sogar einen Blick auf das Storyboard werfen und sich eine Vorführung einiger weniger Frames ansehen. Doch dann fand er sich sehr rasch auf dem Parkplatz wieder, während sich die Studiotüren hinter ihm schlossen. Zeit fürs Mittagessen!

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Leider kann ich den seltsamen Plot von F.3.A.R. vernünftigerweise nicht gänzlich ignorieren, weshalb ich ihn hier kurz darlege: man spielt wiederum Point Man, die übermenschlich starke Tötungsmaschine mit der Fähigkeit, die Zeit zu verlangsamen, aus dem ersten Spiel. Er hatte ein hartes Leben, will es scheinen. Und nun wurde er, aus welchem Grund auch immer, vom Geist von Paxton Fettel gerettet, jenem Mann, der zuvor ein Erzfeind war, noch dazu sein Bruder, den er am Ende des ersten Spiels ermordete. Er trägt Rot, was in dieser Saison unter den gerade zu Geistern Gewordenen SEHR modern zu sein scheint. Die Gründe für die weiteren Geschehnisse bleiben im Dunkeln, es steht lediglich fest, dass sich die beiden Brüder zusammentun und an jene Orte zurückkehren, an denen sich auch schon die Ereignisse der vergangenen Spiele abspielten, und von da an blahblahblahlahblah Geister.

Das bedeutet jedoch, dass Sie – sehr aufregend! – Fettel im Co-op spielen können! Point Man, der Hauptprotagonist, spielt seine übliche Rolle und verfügt über keinerlei Persönlichkeit (er ist eine Art launischer Gordon Freeman, hat aber weniger zu sagen). Er tritt Menschen ins Gesicht, schießt Menschen ins Gesicht, sticht Menschen ins Gesicht, schießt Menschen in Zeitlupe ins Gesicht, schießt Menschen mit einer anderen Waffe ins Gesicht, auch in Zeitlupe, dann schießt er Robotern ins Gesicht und benützt auch noch Roboter, um Menschen (und Robotern) ins Gesicht zu schießen. Das Ganze ist extrem befriedigend. Die Kämpfe in F.3.A.R. sind solide und schlagkräftig und blutig. Das gefällt mir. (Besonders die Nahkampfangriffe im Rutschen haben es mir angetan.) Das Deckungs-System, das es dem Spieler erlaubt, sich automatisch an geeigneten Stellen in Deckung zu begeben, entweder durch niederhocken oder Zur-Seite-Lehnen, und sich hinter aufeinanderfolgenden Deckungsmöglichkeiten vorwärts zu bewegen, ist ebenfalls ziemlich gelungen. Es dauert zwar eine Weile, aber wenn man sich erst an die ein wenig seltsame Weise, wie man sich verbirgt und wieder hervorkommt (alles aus der First-Person-Sicht), gewöhnt hat, doch dann integriert es sich sehr flüssig ins übrige Gameplay.

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Fettel ist ein Geist. Aber das bedeutet nicht, dass er sich nicht ebenfalls in Deckung begeben muss. Das liegt vor allem daran, dass eine seiner herausragendsten Fähigkeiten als Geist darin besteht, von Menschen erschossen zu werden. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum und wie sie einen Geist erschießen können, aber sie können es, weshalb er sich in Acht nehmen muss. Er kann auch erschossen werden, wenn er von Feinden Besitz ergreift – was großen Spaß macht, denn man schlüpft in ihre Körper und kann so für kurze Zeit ihre Waffen benützen. Das ist eine angenehme Abwechslung von Fettels eigenem Arsenal, das darin besteht, Leute auf einer Ranke rauchenden Blutes emporzuheben und sie mit etwas, dass wie Laserblut aussieht, zu beschießen. Sie wissen schon, Laserblut. Wie dem auch sei, falls Sie keinen Co-op-Kumpel haben oder lieber allein spielen, können Sie Fettel auch benützen, um das Spiel noch einmal zu spielen. Ein Großteil der Einzelspielerkampagne kann mit dem guten alten Geist noch einmal gespielt werden. Das ist gut so.

Die Level sind auch ganz okay. Die ersten paar Umgebungen sorgten bei mir für einige Verärgerung, denn sie ließen eine Wiederholung der Schmeicheleien von FEAR 1 & 2 befürchten, doch es wird bald besser und das Spiel erfreut einen mit netten Details wie verfaulenden Schädeln in der Kanalisation und verängstigten Bürgern, die eilig ihre Rolläden herunterlassen. Es gibt sogar einige wirklich herausragende Momente, etwa den Verkaufsraum eines Elektrohändlers, in dem hunderte Großbildfernseher vor sich hin leuchten und alles in ein gespenstisches Halbdunkel tauchen. Es ist offensichtlich, dass hier einige sehr talentierte Leute am Werk waren. Vor allem die Kühlhaus-Sequenz verursachte mir Gänsehaut. Allerdings haben sich auch einige kleine Fehler eingeschlichen: mitunter weiß man nicht, wo man hingehen soll, und das eine oder andere Mal kann man nicht auf einen Haufen Kisten oder diverse andere Dinge klettern, obwohl man erste zwei Sekunden zuvor eine Wand überwunden hat.

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Also ja, die tolle Umgebung und all die Co-op-Schießereien sorgten dafür, dass ich mich mit dem Rest, also einem unerträglich linearen Shooter ohne echte Schreckmomente nicht allzu sehr langweilte. Trotz gelegentlich fantastischer Schauplätze gelingt es dem Spiel nie so recht, gruselige Spannung zu erzeugen. Viele der Spukmomente sind noch dazu nicht interaktiv, weshalb man von vorneherein weiß, dass man nicht in Gefahr ist, während andere so deutlich angekündigt werden, dass man sich nur allzu bewusst ist, dass das riesige Skelett-Frosch-Dings oder ein Nu-Goth-artiges kleines Mädchen harmlos zu magischem Staub zerfallen wird. Andere Schrecken verpasst man, weil man gerade auf die andere Seite schaut, so dass einen nur die orchestrale Spinnenmusik davon in Kenntnis setzt, dass man sich hätte fürchten sollen.

Da wir schon vom Untergraben der Atmosphäre sprechen, möchte ich die Achievements und so weiter nicht unerwähnt lassen. Sie sind außergewöhnlich aufdringlich und oft so geistlos und an den Haaren herbeigezogen, dass sie bisweilen wie ein Clown wirken, der die ganze Zeit neben einem auf die Pauke haut, um die einfachsten Verrichtungen zu feiern. SIE SIND 100 SEKUNDEN LANG IN DECKUNG GEGANGEN! Wow, was für eine großartige Leistung. Danke, dass ich während dieses intensiven Feuergefechts davon in Kenntnis gesetzt wurde.

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Erstaunlicherweise bietet der Multiplayer tatsächlich etwas Spannung. Er macht doch ein wenig Spaß, vor allem im sogenannten „Fucking Run!“ Modus, in dem man vor einem kreischenden Wall übernatürlicher Todeswolken davonläuft, der alles tötet, was ihm zu nahe kommt. Leider wird man auf der Flucht auch mit selbstmörderischen Feinden konfrontiert, die alles daransetzen, einen aufzuhalten, und man muss sich an ihnen vorbeikämpfen und nebenbei gefallene Teamkameraden wiederbeleben, um das Ende des Levels zu erreichen. Dieser Modus ist sehr unterhaltsam: panisch, dämlich, rasant. Eine tolle neue Idee, großartig umgesetzt. Gut gemacht, Leute.

Wäre ich ständig genervt von dem Spiel, was ich nicht ununterbrochen sein konnte und kann, würde ich darauf hinweisen, dass mich die sich nach und nach wiederherstellende Gesundheit störte und dafür sorgte, dass ich mich nach einem Spiel sehnte, in dem ich kleine Schachteln mit roten Kreuzen darauf finden und anwenden muss. Ich würde auch erwähnen, dass die nur an Kontrollpunkten möglichen Speicherungen des Spielfortschritts doch recht ärgerlich sind, ebenso die furchtbaren Scharfschützen-Abschnitte und die zeitweise recht unglückliche Platzierung des Munitionsnachschubs. Aber das alles fällt nicht weiter ins Gewicht, wenn das Spiel recht unterhaltsam zu spielen ist.

Fazit: Ich werde Ihnen nicht rundheraus empfehlen, F.3.A.R. zu erwerben, aber ich möchte Ihnen in Erinnerung rufen, dass es dieses Spiel gibt, und Ihnen sagen, dass sie es – wenn Sie denn am fortgesetzten und sich wiederholenden Tod von Menschen-Drohnen Gefallen finden – unter Umständen mögen werden.

PRO: Tolle Co-op Action; außergewöhnlich gestaltete Umgebungen; einige unterhaltsame Multiplayer-Modi.

CONTRA: Nicht gerade berauschende Story; kaum gruselige Momente; nervende Achievements; Einzelspieler-Kampagne eher kurz geraten.

Spiel: 6,25

Spaß-Faktor: 6,75

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