Manchmal wird der Schüler zum Meister
The Elder Scrolls V: Skyrim Serie ist der König des Genres – das wissen alle. Viele Videospielsites und – magazine kürten es zum Spiel des Jahres. Es braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, dass wohl niemand damit rechnete, dass 38 Studios’ Kingdoms of Amalur: Reckoning auch nur annähernd an die riesige, überwältigende Welt herankommen könnte, die Bethesda in Skyrim präsentiert.
Aber obwohl es sich um ein kleineres Spiel eines kleineren Studios mit geringeren Ambitionen handelt, ist einiges exzellent gelungen, ja es finden sich sogar einige Aspekte, in denen der übermächtige Konkurrent vom Neuling lernen könnte.
1. Fähigkeiten
Skyrim: Wenn Sie in Skyrim einen Level aufsteigen, können Sie zur Belohnung einen statistischen Wert verbessern und einen Fähigkeitenpunkt vergeben. Dieser Punkt ist extrem wertvoll und sie müssen genau darauf achten, in welche Fertigkeit Sie ihn investieren. Wenn sie zu früh viele Punkte in die Herstellung von Waffen investieren, kann es passieren, dass Sie nicht in der Lage sind, die Waffen zu benützen, die Sie fertigen. Teilen Sie Ihre Punkte zwischen einigen sozialen und Stealth-Fähigkeiten auf und Sie können von Glück reden, wenn Sie die Begegnung mit einem Drachen oder einem Riesen überleben. Wenn Sie Ihre Punkte auf zu viele Fähigkeiten aufteilen, erhalten Sie einen ziemlich schwachen Spielcharakter. Da es nicht möglich ist, einmal vergebene Punkte zurückzusetzen, kann es passieren, dass Sie, wenn Sie einige Fehler machen, von vorne beginnen müssen. Ups!
Amalur: In Amalur wird klar zwischen „Skills“ und „Abilities“ unterschieden. Wenn Sie einen Level aufsteigen, erhalten Sie einen Punkt, den Sie in Fertigkeiten, wie Handwerk, Überzeugung und Stealth investieren können, und drei Punkte zur Aufbesserung von Kampffähigkeiten. Es ist zwar trotzdem nicht möglich, in allem zum Meister zu werden, aber das System ermutigt die Spieler dazu, verschiedene Elemente des Spiels auszuprobieren, ohne befürchten zu müssen, sich damit in eine ausweglose Situation zu bringen. Falls Sie der Ansicht sind, einen Fehler gemacht zu haben, oder die die gewählten Fertigkeiten doch nicht mögen, können Sie gegen einige tausend Münzen alle Punkte zurücksetzen und neu zuweisen, was zu noch mehr Experimenten animiert.
2. Mischen von Klassen
Skyrim: In Skyrim erschaffen Sie mehr oder weniger Ihre eigene Klasse, was sehr viele persönliche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet – aber da die Skill Points so rar sind, ist es so gut wie unmöglich, die verschiedenen Fähigkeitenbäume bei einmaligem Durchspielen wirklich zu seinem Vorteil zu nützen. Es ist Ihnen vielleicht möglich, einige Punkte in Stealth und einige in leichte Rüstung oder Bogenschießen investieren, aber zwischen diesen gibt es kaum Synergien. Es bleibt kein Raum für Experimente. Und da es nicht möglich ist, Punkte zurückzubekommen, um sie neu zuzuteilen, kann es böse enden, wenn man Aspekte verschiedener Klassen parallel zu entwickeln.
Amalur: Obwohl die Kampffähigkeiten um einiges beschränkter sind als in Skyrim, belohnt das System von Amalur Spieler, die etliche verschiedene Fähigkeiten nebeneinander entwickeln. Wenn Sie einige Punkte in den Krieger-Fähigkeitenbaum investieren und einige in Gewandtheit, werden einige spezielle Multiklassen-Vorteile freigeschaltet. Je mehr Punkte Sie so investieren, desto stärker werden diese Synergien. Zauberer/Magier verwandelt Sie in einen magischen Krieger mit verzauberten Klingen und der Fähigkeit, sich auf dem Schlachtfeld herumzuteleportieren. Dieses System funktioniert mit den verschiedensten Kombinationen und belohnt Sie für das Mischen verschiedener Klassen.
3. Beute
Skyrim: Beute wird mit der Zeit zu „dem schweren Zeug, für dessen Verkauf man zehn Händler finden muss, damit man dann weitere Tränke kaufen kann“. Gelegentlich findet man bessere Gegenstände, aber das passiert eher selten. Außerdem sind sie nur ganz wenig besser als diejenigen, die Sie schon im Inventar haben, und verfügen vielleicht über ein oder zwei Feuerschaden mehr als Ihr altes Schwert.
Oben: Ich gebe zu, dass ein besonderer Gegenstand wirklich cool ist.
Amalur: Das Beutesystem von Amalur ähnelt mehr dem, was man aus Rollenspielen seit jeher gewöhnt ist: die Körper getöteter Feinde explodieren und geben Belohnungen frei und hinter jeder Ecke finden sich Schatztruhen. Selbstverständlich stoßen Sie auch hier auf viele unnütze Gegenstände, aber die guten und interessanten Gegenstände werden durch eine größere Zahl statistischer Werte charakterisiert, weshalb unterschiedliche Schwerter, Bögen, Helme, Stiefel, etc. auch wirklich unterschiedlich wirken. Außerdem sind die Gegenstände auf vielfältigere Weise klassifiziert: so gibt es etwa Set Items (Setgegenstände), die Sie mit Boni belohnen, wenn Sie mehrere Teile des Sets finden und anlegen.
4. Kampf
Skyrim: Das Kampfsystem von The Elder Scrolls ist für gewöhnlich ziemlich schwerfällig –und Skyrim stellt in dieser Beziehung keine Ausnahme dar. Der Gebrauch einer Nahkampfwaffe ist eine eher behäbige Angelegenheit und verringert die Ausdauer, während die Fernangriffe nicht immer ganz präzise sind. Das Magiesystem ist nicht schlecht, aber sich durch Menüs zu wühlen, um Zauber zu aktivieren, ist ein UI-Alptraum. Außerdem ist der beste Teil eines jeden Kampfes der Einsatz des Fus Ro Dah, mit dem man den Gegner wegschleudert.
Amalur: Die Third-Person-Action ist rasant und erinnert an God of War oder Zelda. Amalur belohnt Spieler für das Vermischen verschiedener Kampftypen. Es mag zwar ganz genretypisch wirken, aber das Kampfsystem hat mehr Tiefgang, als man zunächst vermuten würde. Das Abblocken setzt richtiges Timing voraus und das System ist insgesamt mehr darauf ausgelegt, sich auf dem Kampfplatz herumzubewegen und Angriffe abzuwehren, um dann kontern zu können, als nur stumpfsinnig auf die Buttons oder Tasten zu drücken. Es ist befriedigender, komplexer und macht mehr Spaß, vor allem auch deshalb, weil man die Möglichkeit hat, verschiedene Angriffe miteinander zu verbinden und so lange, schnelle und sehr flüssige Kampfsequenzen zu kreieren.
5. User Interface
Skyrim: Das User Interface von Skyrim wirkt wie die Verschmelzung verschiedener Ideen, die nicht so recht miteinander harmonieren. Wenn man auflevelt, blickt man zu den Sternen auf, die Benützung der Landkarte ist mühsam und um gewisse Gegenstände zu finden, muss man sich durch dutzende Inventarschirme wühlen. Es kommt gar nicht selten vor, dass man einen Kampf mehrmals pausieren muss, um die richtige Waffe oder den richtigen Trank zu finden.
Oben: User Interfaces sind langweilig anzusehen, deshalb zeige ich Ihnen hier einen Typen, der mit seinem Schwert eine Kreatur tötet.
Amalur: Amalurs User Interface ist ebenfalls nicht perfekt, aber um einiges besser als das von Skyrim. Alles arbeitet gut zusammen und wirkt wie Teil desselben Spiels. Man kann alles in demselben Menü finden und das Durchsuchen des Inventars ist dank aufklappbarer Schirme viel einfacher. Selbst das Quickslot (Schnellplatz) Feature ist besser gelungen, denn die Dinge sind sternenförmig angeordnet und nicht in einer langen Liste, weshalb Sie schneller zugänglich sind.
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