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Field Music: Open Here (Albumkritik)

 

field music band 01

 

Field Music: Open Here (Memphis Industries)

 

 

Könnte man Kritikerlob gegen Geld eintauschen, würden sich die Mitglieder von Field Music große Häuser auf dem Land kaufen. Doch leider ist es noch gar nicht so lange her, dass Peter und David Brewis aus Sunderland im Gespräch mit dem Observer enthüllten, dass sie bis vor kurzem nur rund £5000 pro Jahr verdient haben. Als wäre das noch nicht Schmach genug, sorgte ein Räumungsbescheid nun auch noch dafür, dass sie zum ersten Mal seit 17 Jahren kein eigenes Studio mehr haben. Der schreiende Ungerechtigkeit ihrer Situation wird durch ihr sechstes Album und ihre bisher großartigste Pop-Meisterklasse weitere Glaubwürdigkeit verliehen. Auf diesem neuesten Werk verarbeiten sie klassische Einflüsse (vor allem XTC, Peter Gabriel, Talking Heads und Steely Dan)zu einem Sound, der unverkennbar der ihre ist. Ruckartige Post-Punk-Rhyhtmen existieren vergnügt neben fast barocken Orchestrierungen, Arena-Schlagzeug-Sounds, flötenartigen Keyboards, Jazz-Akkordfolgen, wechselnden Taktarten und der idyllischen Sanftheit des Folk der frühen 1970er oder des entspannteren Endes des Prog-Rock.

 

 

Textlich haben die Brüder eine ähnlich singuläre Vision. „Checking on a Message“ bleibt bis spät in der Nacht auf, um das Ergebnis des Brexit-Referendums zu erfahren (“wishing it wasn’t true“). „Count It Up“ sinniert über die sogenannte Demokratie (“power … for the good of somebody else”) und die Kosten von Privilegien. „Goodbye to the Country“ ist eine auf liebliche Weise beißende Rede zur Lage der Nation. In „Daylight Saving“ hingegen steht die Elternschaft im Mittelpunkt (ein reizender Diskurs über die Auswirkungen von Erschöpfung auf die Romantik: “We might get it back … not now, not yet”), während „No King No Princess“ ein Beitrag zur allgegenwärtigen Gender-Debatte ist (es wird postuliert, dass die Trennung der Geschlechter mit der Babykleidung beginnt). Das treibende, funkige „Share a Pillow“ mit seinem brüllenden Saxophon könnte sogar ihre verspätete Antwort auf David Bowie circa Fame sein, mit Billy Joels „Uptown Girl“ Schlagzeugrhythmus, handelte es sich nicht um eine berührende Ode an die Bemühungen, ein Kind zum Einschlafen zu bringen. All das ist in prächtige Produktion gekleidet und erfreut mit exzellenten Melodien; man wartet nie lange auf den nächsten Killer-Hook. Um noch deutlicher auf sich aufmerksam zu machen, könnten sie nur noch nackt durch Sunderland laufen.

 

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