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U.S. Girls: In a Poem Unlimited (Albumkritik)

 

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U.S. Girls: In a Poem Unlimited (4AD)

 

 

„It so happens that, right now, a lot of the things I’ve been talking about for the last 10 years of doing this project are all coming to a head in the mainstream”, sagte Meghan Remy – AKA US Girls – vor kurzem. Die #MeToo Kampagne und andere Bewegungen haben Themen wie häusliche Gewalt und Machtmissbrauch von Männern (Frauen missbrauchen Macht nie?) in den Mittelpunkt politischer und alltäglicher Diskussionen gerückt, was sich Remy nie hätte vorstellen können, als sie Alben für verschiedene US-Indie-Labels aufnahm. Das zweite Album der in Toronto lebenden, aus Illinois stammenden Künstlerin für 4AD erscheint also gerade zur richtigen Zeit und behandelt diese schwierigen Themen mit ihrer mit Abstand zugänglichsten Musik bisher.

 

Die Mischung von klassischer 60er-Jahre-Girl-Group-Musik und Blondie in der Disco-Ära ist so herrlich fröhlich und partymäßig, dass es nicht immer offensichtlich ist, dass sie über etwas so Entsetzliches wie häusliche Gewalt singt. Dieses Thema wird im harmlos betitelten Track „Incidental Boogie“ am anschaulichsten abgehandelt, der Misshandlung und Verleugnung entschlossen unter die Lupe nimmt (“No marks and no evidence” und “I feel brutalised, but closer to him”), begleitet von zischendem Sci-Fi-Funk. Remy ist bei weitem nicht die erste Künstlerin, die eine bittere textliche Pille musikalisch versüßt, aber ihre Zusammenarbeit mit dem musikalischen Kollektiv Cosmic Range aus Toronto (dem auch ihr Ehemann Maximilian Turnbull angehört) ist ein sehr effektives Vehikel für scharfsichtige Grübeleien wie die Hölle der Fabrikarbeit („Rage of Plastics“), brutale Rache an einem Missbrauchstäter („Velvet 4 Sale“) und ihre Enttäuschung über die US-Amerikanische Politik („Mad As Hell“, das doch verdächtig nach „Yes Sir, I Can Boogie“ klingt).

 

Aber es gibt auch humorvolle Momente, denn die derbe Tollerei „Pearly Gates“ beschreibt eine Begegnung mit dem Heiligen Petrus, der die Rolle eines seine Macht missbrauchenden Türstehers innehat, was mit vielen schlüpfrigen Doppeldeutigkeiten geschildert wird. Remys Gesang behält seine luftige Lieblichkeit bei, während sich die Musik vom G-Funk dieses Songs zu sanften, träumerisch atmosphärischen Klängen („Rosebud“) oder großspuriger Electro-Disco („L-Over“) wandelt. Dazwischen gibt es Pop-Tanz-Songs mit reichlich Saxophoneinlagen und Anspielungen auf David Bowies Zeit in Berlin. Dies ist Protestmusik in Verkleidung von fröhlichem, lebensbejahendem Pop.

 

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