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John Grant: Love Is Magic (Albumkritik)

 

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John Grant: Love Is Magic (Bella Union)

 

 

Viele Leute werden John Grants viertes Soloalbum lieben, und sie werden damit nicht falsch liegen. Sie mögen die Eigenarten reizvoll finden und die Art und Weise, wie sein zunehmender Einsatz elektronischer Instrumente ihn zu einem Album geführt hat, auf dem das Glucksen und Rauschen analoger Synthesizer Klaviere und akustische Gitarren über weite Strecken übertönt (“It’s the sound I’ve always dreamt of”, sagte Grant gegenüber Uncut). Sie mögen die kaleidoskopische Natur der Texte verehren, die innerhalb weniger Zeilen von Pilzinfektionen über den Islamischen Staat zu Broccoli mit Käsesauce springen.

 

Eine andere Interpretation ist jedoch, dass dies Grants bisher am wenigsten zufriedenstellendstes Werk ist.

 

Metamorphosis“, der erste Song des neuen Albums, liefert Argumente für beide Sichtweisen. In seinem Zentrum steht eine berührende Strophe über den Tod von Grants Mutter, die er so zärtlich singt, dass man hören kann, wie sein Herz bricht, und in der er sich den Konsequenzen seines Solipsismus stellt: “As I enjoyed distraction / She just slipped away.” Doch leider ist sie in zwei Abschnitte von Stream-of-Consciousness- Absurdität eingebettet, die in der Art eines durchgeknallten Entertainers vorgetragen werden – hätten hektisch bewegte Augenbrauen eine Stimme, klängen sie wohl so – und im Stil eines Zwölfjährigen geschrieben sind, der gerade die satirische Poesie entdeckt hat: “Fourteen-year-old boy rapes 80-year-old man / Tickets to the Met, sweetcorn from a can / Baby’s in the Whitest House playing with his toys / Earthquakes, forest fires, Hot Brazilian Boys!!!” (Die Rufzeichen stammen aus der offiziellen Textbeilage.) „Smug Cunt“ geht noch den einen oder anderen Schritt weiter und ist ein Song für jene, die meinen, man könnte nie offensichtlich genug sein, und einmal mehr meldet sich der Teenager-Dichter zu Wort: “All the girls think you’re a stud / Even though your hands are covered in blood.”

 

Aber daneben gibt es auch Momente, die so beißend sind, dass man förmlich spüren kann, wie das Blut hervortritt – zwei davon sind Stücke, in denen Grant voller Bitterkeit auf seine Teenagerjahre zurückblickt: „Tempest“, wo der Sänger sich in eine Welt er Atari-Spiele zurückzieht, um einer Welt der Be- und Verurteilung zu entkommen, und die treibende Electro-Disco-Nummer „Preppy Boy“, die allem Anschein nach von denen handelt, die ihn in der High School quälten, sie aber nun mit schlauen Anspielungen und spöttischen Bemerkungen selbst quält. Doch die Highlights dieses Albums sind zwei wunderschöne Balladen, in denen Grant den Beziehungen nachzutrauern scheint, die ihn dazu veranlassten, nach Island zu ziehen: der Titelsong und „Is He Strange“ sind erstaunlich und Grants Stimme wird glatt und hölzern. Hier wird nicht auf große Wirkung abgezielt, sondern nur Emotionen ausgedrückt, die jeder fühlen könnte.

 

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