Clean Bandit: What Is Love? (Atlantic)
Clean Bandit begannen ihre Karriere mit einer unbestreitbaren Aura von „Nerdiness“. Sie trafen einander in Cambridge, wo zwei Mitglieder der Originalbesetzung bestimmende Kräfte eines Streichquartetts waren; ihr erster Hit hieß „Mozart’s House“ und verband das Werk des berühmten Komponisten mit einem platschenden Dance Beat. Doch die drei Musiker erwarben sich rasch einen Ruf als Intellektuelle einer anderen Art: während die Top-10-Hits und online Streams immer mehr wurden (bis dato: neun beziehungsweise 4 Milliarden), wurde klar, dass sie eine ausfallsichere Formel kreiert hatten, die einen stetigen Strom von Chartfutter geradezu garantiert.
Tatsächlich sind diese Pop-Poindexters so geschickt darin, eigenständige Hits zu schaffen, dass die Veröffentlichung eines Albums wie eine lästige Formalität erscheint. Dieses zweite Album hat bereits fünf Singles hervorgebracht, darunter drei, die es in den britischen Charts auf Platz eins schafften. Diese Songs Seite an Seite zu hören, verdeutlicht einige der Methoden von Clean Bandit. Währen ihr 2014 erschienenes Debüt New Eyes rund um Pop-House und Ausschmückungen mit Streichern aufgebaut war, bedient sich What Is Love? deutlich opportunistischer aktuellerer Chart-Trends, namentlich Latin Pop und verwässerter Dancehall. Und die Band setzt darauf ihre auf Teamwork basierende Herangehensweise ans Musikmachen fort. Jeder Track erfreut mit zumindest einem Gaststar, sei es Demi Lovato oder Craig David – und das ist ein guter Indikator für Charterfolge, denn solche Kollaborationen machen bereits mehr als ein Drittel aller Hits aus.
Konkrete Gründe für Clean Bandits Aufstieg zu identifizieren, ist notwendig, denn ihre Songs sind nicht beeindruckend genug, um ihre atemberaubenden Erfolge zu erklären. Melodien sind regelmäßig forciert und ohne eigenständigen Charakter und viele Songs verfügen über eine fast vom Computer generierte Qualität: es handelt sich entweder um nicht wirklich stimmige Kombinationen (Sean Paul singt auf dem Mega-Hit „Rockabye“ über die Opfer, die alleinerziehende Mütter bringen müssen) oder Tracks, die den Werken anderer Leute stark ähneln (das unerträglich gezierte „We Were Just Kids“ ist in Ed Sheeran-artige Nostalgie getaucht; der Text von „Out at Night“ könnte man als Arme-Leute-Version von „Nice for What“ bezeichnen). Es ist offensichtlich, dass die Clean Bandit Methode noch immer funktioniert, wenn es nur darum geht, hohe Verkaufszahlen zu erzielen, aber indem sie sich ganz auf individuelle Hits verlassen anstatt auf eine in sich geschlossene künstlerische Vision, könnte ihr Platz auf dem Popfirmament unsicherer sein, als es den Anschein hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen