Vier Jahre sind seit dem letzten Beirut Album vergangen, aber sie sind – beruhigend und erschreckend – musikalisch nach wie vor weitgehend dieselben. Die Bläser sind noch immer irgendwo zwischen Burnley und dem Balkan angesiedelt, stolz, aber wacklig, mit gelegentlichen falschen Tönen, die bewusst nicht korrigiert wurden, um das schwache und fehlerhafte menschliche Element zu verdeutlichen. Ukulelen werden angeschlagen, als kündigten sie die Ankunft der Braut auf einer Indie-Pinterest-Hochzeit an. Die Soft-Rock-Anwandlungen des 2015 erschienenen No No No wurden etwas zurückgenommen, dafür wieder auf die rauere, kratzigere Produktion der früheren Werke gesetzt. Das Resultat ist das bisher Beirutigste Beirut Album.
Zach Condons Stimme ist so unverwechselbar reizvoll wie eh und je: er scheut nicht vor schrulligem wortlosem Jodeln und von Herzen kommendem Vibrato zurück, doch dieses potenziell polarisierende Instrument, das man am besten in kleinen Dosen genießt, ist das, was der Band ihr Gewicht verleiht. Das Fehlen seines Gesangs bei den sinnlosen Instrumentalnummern „On Mainau Island“ und „Fin“ macht sich geradezu schmerzhaft bemerkbar.
Mitunter ähnelt sein „croon“ dem Gesang von Jens Lekman, was den Wunsch weckt, er möge seine romantischen Anwandlungen mit Geist und Zurückhaltung kombinieren, wie es Lekman macht. Die Kermit-artige Sehnsucht in seiner Stimme trägt maßgeblich dazu bei, die schwachen Texte zu kaschieren, die Rupi Kaur wie Samuel Beckett wirken lassen. Condon ist ewiglich “listless in thrall”, um seine Phrase zu zitieren: er schwebt von einem ergreifenden Szenario zum nächsten, ohne dabei viel zu lernen. “Love is like the oar / That takes us back ashore / let’s get out more”, singt er und hört sich dabei wie ein Werbetexter für Center Parcs an, der seinen Gedanken freien Lauf lässt. An anderer Stelle wird seine Anmut dadurch untergraben, dass er emotionale Faulheit romantisch verklärt: “There’s a landslide back home / Pity I can’t I can’t hold on … don’t you wait out the storm / just pull roots and move on.”
Doch es finden sich auf Gallipolli viele schöne Momente. Die Melodien, die oft in einlullend wiederholten Mustern arrangiert sind, mögen gelegentlich wenig aufregend sein, doch Condon durchtränkt auf „We Never Lived Here“ ein Drei-Noten-Motiv mit echter Traurigkeit, während die später einsetzenden Trompeten einen ernsten martialischen Ton anschlagen. Die sehr befriedigenden Barbershop-Harmonien auf „Gauze Für Zah“ sind das Highlight dieses Albums.
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