Einhundert Leute werden auf einer Insel voller Schuss- und anderer Waffen losgelassen und die letzte Person, die am Leben ist, gewinnt. Das ist die wunderbar simple Prämisse von PlayerUnknown’s Battlegrounds, einem Early Access Shooter, von dem bereits mehr als zwei Millionen Kopien verkauft wurden und der aktuell das am dritthäufigsten gespielte Spiel auf Steam ist, gleich hinter Dota 2 und Counter-Strike: Global Offensive. Dieser intensive Shooter hat noch gewisse Mängel und es gibt reichlich Raum für Verbesserungen, aber selbst in diesem Work-in-Progress-Zustand ist er unglaublich unterhaltsam. Ich hatte schon seit vielen Jahren nicht mehr so großen Spaß in einem Online-Spiel.
Doch es dauerte eine Weile, bis ich mich in dieses Spiel verliebte. Zunächst ging ich an es heran, als wäre es ein riesiges Deathmatch: ich besorgte mir einige Schusswaffen, die ich ohne größere Probleme vor anderen Spielern in meinen Besitz bringen konnte, und machte mich dann aktiv auf die Suche nach Feinden, um sie zu töten. Ich dachte, dies wäre die schnellste, effizienteste Methode, mich an die Spitze der Nahrungskette zu setzen. Doch dann erinnerte ich mich, dass ich Multiplayer-Shooters wirklich schlecht spielen. Ich kam ein ums andere Mal auf sehr unrühmliche Weise ums Leben und fand mich bereits wenige Minuten nach Beginn eines Matches in den Menüs wieder, weshalb ich schließlich zur Überzeugung kam, dass ich auf andere Weise an diese Herausforderung herangehen muss, wenn ich Erfolg haben möchte.
Und so entschied ich mich für den Weg des Feiglings. Ich fing an, Battlegrounds wie ein Stealth-Spiel zu spielen und am Leben zu bleiben, indem ich mich von jedem Ärger und jeder Gefahr fernhielt. Ich hebe noch immer Waffen auf, wenn ich sie finden, aber ich greife andere Spieler nur mehr an, wenn es sich A) um Selbstverteidigung handelt oder B) der Gegner einen Fehler macht, der es mir ermöglicht, ihn leicht und schnell zu töten. Und es ist überraschend, wie viele Spieler einem den Rücken zu kehren und keine Ahnung haben, dass man in der Nähe ist, wenn man durch das hohe Gras kriecht und sich in den Schatten verbirgt.
Aber mitunter lasse ich sie davonkommen. Schüsse locken andere Spieler an, weshalb es zumeist sicherer ist, sich irgendwo zu verkriechen und zu warten, bis sie weiterziehen. Aber wenn ich mich in einem Gebäude verstecke und höre, dass eine Tür geöffnet wird (ich schließe immer alle Türen hinter mir), ziehe ich mich in einen kleinen Raum ohne Fenster zurück, richte meine Schusswaffe auf die Tür und warte geduldig. Es ist wirklich aufregend, die Schritte eines anderen Spielers im Haus zu hören, während er alles durchsucht und ausplündert, und dabei zu wissen, dass er jeden Moment durch die Tür kommen kann. Und fast immer kommen diese Spieler durch die Tür und werden so zu einem leichten Kill für mich.
Doch Battlegrounds hat den einen oder anderen Trick auf Lager, um mit Spieler wie mir fertig zu werden. Der Raum, in dem das Spiel stattfindet, wird immer kleiner, was durch einen stets schrumpfenden Kreis auf der Karte angezeigt wird, und noch dazu werden gelegentlich nach dem Zufallsprinzip stattfindende Bombardements das Gebiet, in dem man sich gerade befindet, verwüsten. Das bedeutet, dass Sie sich irgendwann bewegen müssen, so komfortabel und sicher Ihr Versteck auch sein mag. Und wenn man sich durch offene Gebiete bewegt, ist man Angriffen fast schutzlos ausgeliefert. Am häufigsten sterbe ich, während ich nach einem neuen Versteck suche.
Ich liebe es, in Spielen herumzuschleichen, und Battlegrounds auf diese Weise zu spielen, beschert einem all die Spannung eines Deus Ex oder Metal Gear Solid, aber mit realen, denkenden Menschen als Gegnern, nicht bloß mit von der AI gesteuerten Wachen. Und es ist viel befriedigender, eine richtige Person auszutricksen. Doch es bedeutet auch, dass mein Herz ständig pocht, während ich spiele, und diese nie nachlassende Spannung - vor allem dann, wenn es mir gelingt, die Top 20 zu erreichen – ist sehr anstrengend. Dies ist kein Spiel, das ich spiele, um zu entspannen.
Wenn man die Top 10 erreicht, ist das Spielgebiet nur mehr so groß wie eine Quake Multiplayer-Karte. Die verbliebenen Überlebenden sind auf engem Raum zusammengequetscht, weshalb es nun für alle, die sich für den Pfad des Feiglings entschieden haben, besonders schwierig wird. Aber wenn es gelingt, verborgen zu bleiben, kann man das Match gewinnen, indem man geduldig wartet, bis die anderen Überlebenden einander getötet haben. Ich habe das bis jetzt noch nicht geschafft, aber für mich wäre das ein viel befriedigenderer Sieg als einer durch bloßen Kampf. Und ich werde weiterspielen, bis es mir zumindest einmal gelungen ist.
Ich habe auch mit anderen feigen Methoden, am Leben zu bleiben, experimentiert. In einem Match schaffte ich es unter die Top 10, indem ich in einem Boot unter einer Brücke saß. In einem anderen fuhr ich mit einem Buggy im Kreis und wurde Siebenter. Keine dieser Methoden war so unterhaltsam, wie im Stil von Solid Snake durch die Gegend zu kriechen, aber es macht mir Spaß, zu experimentieren und herauszufinden, was funktioniert und was nicht. Es gibt keine vorgegebene Art, dieses Spiel zu spielen, und das gefällt mir. Wie Sie am Leben bleiben, ist wirklich Ihnen überlassen.
Ich habe Battlegrounds auch schon in einer aggressiven, aus vier Spielern bestehenden Gruppe gespielt und dabei jede Gelegenheit genutzt, mir Feuergefechte mit anderen Teams zu liefern, und auch das macht Spaß. Aber ich ziehe es vor, solo zu spielen und herauszufinden, wie lange ich durch schiere Beharrlichkeit und Gerissenheit am Leben bleiben kann. Und der Umstand, dass dies möglich ist, ist meiner Meinung nach einer der Gründe dafür, dass dieses Spiel so erfolgreich ist. Es ist ein großartiger Erzeuger von Geschichten und es gibt sehr viele Arten zu spielen, ob man nun ein aggressiver Kämpfertyp oder ein totaler Feigling ist. Es heißt, dass Glück sei den Mutigen hold, aber meiner Erfahrung nach sterben die Mutigen rasch, weshalb ich lieber im Gebüsch zittere, vielen Dank.
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